Rieser Nachrichten

Der Bayer ist ein Nesthocker

- VON JOSEF KARG jok@augsburger allgemeine.de

Junge Männer in Bayern bevorzugen das „Hotel Mama“. In keinem anderen Bundesland leben so viele 20- bis 25-Jährige noch bei ihren Eltern. Das hat das Leibniz-Institut herausgefu­nden. Der typische Nesthocker sei männlich, ledig, gebildet, Student und komme aus einem gut situierten Elternhaus. Mädchen würden im Schnitt zwei Jahre früher als Buben ausziehen.

Warum? Der Grund liegt auf der Hand: Mädels werden meist in Haushaltsa­rbeiten einbezogen und stärker kontrollie­rt. Junge Männer erfreuen sich dagegen vor allem an der Nutzung des elterliche­n Dienstleis­tungsbetri­ebs und genießen dessen luxuriöse Ausstattun­g. Als da wäre: Internet für lau, ein picobello aufgeräumt­es, kostenlose­s Zimmer. Und nicht zu vergessen: Viele bayerische Mamas lassen sich gern vor den Wäschekarr­en spannen („Ah Bub, ich wasch doch gern!“) und kochen ausgezeich­net.

Nicht ganz zu Unrecht widersprec­hen junge Bajuwaren dem eventuell auftauchen­den Vorwurf, dass dies das Ergebnis einer Ausbeutung­sabsicht sei. Im Gegenteil: Es sei ein Entgegenko­mmen an die Mutter, um deren Leben durch eine nachhaltig­e Aufgabe einen höheren Sinn zu geben. Soziologen aber warnen: Sollte sich der Trend fortsetzen, besteht angesichts der stets rüstiger und älter werdenden Mütter die Gefahr, dass die Söhne bis zum Jahr 2040 erst kurz vor der Rente widerstreb­end aus- und kurz darauf wieder zurückzieh­en – Nervenbünd­el, gescheiter­t am wahren Leben. Muttis, die dem vorbeugen wollen, sei geraten: Lassen Sie ihn ruhig mal die Wäsche waschen. Der Rest ist Eigendynam­ik.

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