Dem Urknall näher
Drei Amerikaner beweisen die Gravitationswellen
Berlin/Stockholm Einstein hat Gravitationswellen vor rund 100 Jahren vorhergesagt. Er glaubte aber nicht, dass die winzigen Ausschläge jemals nachgewiesen werden können. Und doch gelang der Coup: Physiker schufen in den USA die Voraussetzungen für direkte Belege dieser Wellen, die etwa beim Verschmelzen Schwarzer Löcher im All entstehen. Der in Deutschland geborene und vor den Nazis geflohene Forscher Rainer Weiss sowie Kip Thorne und Barry Barish erhalten dafür jetzt den Nobelpreis für Physik.
Es geht um mehr als einen schlichten Nachweis: „Im Grunde genommen haben wir eine neue Art von Teleskop gebaut“, erklärt Weiss, nachdem das US-Ligo-Observatorium den ersten Nachweis von Gravitationswellen präsentiert hatte. Forscher hoffen auf neue Erkenntnisse zu Sternexplosionen und Urknall.
Gravitationswellen werden von allen beschleunigten Körpern produziert – auch wenn ein Auto anfährt. Sie stauchen und strecken den Raum ähnlich wie ein ins Wasser geworfener Stein die Oberfläche kräuselt – nur sind sie in der Regel unfassbar winzig. Sie können jedenfalls genutzt werden, um unabhängig von Licht das All zu erforschen. „Es ist die Eröffnung von dem, was einige Gravitationswellen-Astronomie nennen“, sagt Weiss, der ein ähnliches Schicksal wie Einstein hat: Er wurde 1932 in Berlin geboren und floh als Kind mit seiner Familie vor den Nazis. Einstein hatte als Erwachsener 1933 bei einem Auslandsaufenthalt beschlossen, nicht mehr nach Deutschland zurückzukehren.
Rainer Weiss, 85, erstellte 1972 ein Konzept für den Bau eines USGravitationswellen-Observatoriums. Die Zusammenarbeit mit dem Theoretiker Kip Thorne, 77, habe 1975 in einem Hotelzimmer in Washington begonnen. Thorne schlug dem California Institute of Technology (Caltech) vor, eine Wissenschaftlergruppe auf diesem Gebiet aufzubauen. Barry Barish, 81, übernahm 1994 die Leitung des Ligo und schuf aus einem kleinen Team von 40 Forschern eine große internationale Gruppe von inzwischen mehr als 1000 Mitgliedern.