Rieser Nachrichten

Der verlorene Sohn

Ein Pastoren-Ehepaar nimmt einen jungen Mann auf – und lernt vieles neu

- ARD, 20.15 Uhr

Gottesglau­be und Lebensfreu­de – das will der Pastor seiner freikirchl­ichen Gemeinde „Der Weg“in Stuttgart verkünden. Dass seinem eigenen Gewissen und seinem Glauben an Gott alsbald eine schwere Prüfung bevorsteht, kann er zu Beginn des Filmdramas „So auf Erden“noch nicht wissen.

Genau das passiert bald. Pastor Johannes Klare (Edgar Selge) und seine Frau Lydia (Franziska Walser) nehmen den Straßenmus­ikanten Simon (Jannis Niewöhner) bei sich zu Hause auf, als sie ihn nahezu bewusstlos unter einer Fußgängerb­rücke auflesen. Das kinderlose Paar glaubt an eine göttliche Fügung, dass ihnen „ein Sohn geschenkt sei“, muss aber entdecken, dass der junge Mann drogenabhä­ngig ist. Sie versuchen, ihn zu entgiften – doch er haut einfach ab. Als Simon bei seinem Vater einbrechen will, holt Klare ihn ab und bürgt sogar für ihn. Doch schon bald ist der Pastor mit seinem Latein am Ende – erst recht, als er spontan von Simon auf den Mund geküsst wird und herausfind­et, dass der junge Mann schwul ist. Klare entdeckt daraufhin, dass er sein eigenes Schwulsein lange verdrängt hat – und muss das Verhältnis zu seiner Frau überdenken und vor allem zu sich selbst finden.

Jannis Niewöhner spielt den charmanten Simon, der geheimnisv­oll und verloren wirkt, sehr glaubhaft. Das bieder-missionari­sche Ehepaar Klare wird vom Schauspiel­er-Ehepaar Selge/Walser eindringli­ch gespielt; sie haben ihre Predigten im Film selbst geschriebe­n. Letztendli­ch kann der Film als Appell verstanden werden, Vorurteile abzubauen, mehr Toleranz zuzulassen und sich selbst so anzunehmen, wie man ist.

 ?? Foto: Christiane Pausch, SWR, Eikon Südwest GmbH, dpa ?? Simon (Jannis Niewöhner, rechts) spürt, dass Johannes (Edgar Selge), der ihn bei sich aufgenomme­n hat, etwas für ihn empfindet, das über väterliche Sorge hinausgeht.
Foto: Christiane Pausch, SWR, Eikon Südwest GmbH, dpa Simon (Jannis Niewöhner, rechts) spürt, dass Johannes (Edgar Selge), der ihn bei sich aufgenomme­n hat, etwas für ihn empfindet, das über väterliche Sorge hinausgeht.

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