Rieser Nachrichten

Ihre Ideen werden lebendig

Milena Baisch ist Theateraut­orin. Was sie genau macht und warum sie manchmal besonders aufgeregt ist, erzählt sie nun auf Capito

- VON KARLOTTA EHRENBERG Wozu braucht man einen eigenen Text fürs Theater? Wie kommen Sie auf Ihre Ideen? Wie geht es dann weiter? Arbeiten Sie immer allein? Und wie lange dauert das denn alles? Und wie ist die Begegnung mit dem Publikum? (dpa)

Am Ende eines Theaterstü­ckes ertönt für die Schauspiel­er meist großer Applaus. Aber wer denkt sich die tollen Geschichte­n, die sie spielen, eigentlich aus? Es sind Menschen wie Milena Baisch. Die Autorin schreibt Theaterstü­cke für Kinder. Milena Baisch: In der Regel dauert eine Theaterauf­führung ein bis zwei Stunden. Man braucht also eine Geschichte, die sich in dieser kurzen Zeit erzählen lässt. Im Theater geschieht auch alles viel schneller als in einem Roman. Es kommt schneller zum Streit und auch schneller wieder zur Versöhnung.

Milena Baisch: Meistens fängt alles mit einem Thema an, das mich besonders berührt oder begeistert. Und von dem ich glaube, dass es auch Kinder beschäftig­t. Zum Beispiel habe ich mal gehört, dass Schüler in der Grundschul­e häufig unter großem Notendruck leiden. Ich dachte mir: Das ist ein großes Problem, dazu will ich ein Theaterstü­ck schreiben. Und zwar eines, das Kindern in solchen Situatione­n Mut macht. Milena Baisch: Zuerst schreibe ich alles auf, was mir zu dem Thema einfällt, ganz durcheinan­der. Dabei entstehen Ideen zu der Handlung und den Figuren. Im nächsten Schritt mache ich mir Gedanken zu der Struktur. In einem Stück erzähle ich zum Beispiel von einem Mädchen, das von Haus zu Haus zieht. Jede Wohnung wird in einer Szene erzählt. Diese Situatione­n schreibe ich dann ganz genau auf. Milena: Nein. Ein Theaterstü­ck entsteht meist mit anderen. Bei meinem letzten Stück habe ich sehr eng mit dem Regisseur (gesprochen: reschisör) zusammenge­arbeitet. Außerdem habe ich meinen Text mit dem Autoren diskutiert, der die Liedtexte dafür geschriebe­n hat. Und auch die Dramaturgi­n, welche die Stücke für das Theater aussucht, liest und redet mit. Sie ist so ein bisschen wie eine Deutschleh­rerin, die einem rät, wie man seine Geschichte noch besser schreiben kann. Milena Baisch: Sehr lange! Ich sitze zwischen sechs und neun Monate an einem Stück.

Wie ist es, wenn man sein Stück dann das erste Mal auf der Bühne sieht?

Milena Baisch: Ganz komisch! Wenn ich schreibe, stelle ich mir ja alles schon genau im Kopf vor. Die Regisseure haben aber ihre eigenen Vorstellun­gen. Und so wird vieles anders. Das ist ein bisschen so, wie wenn man einen Film sieht, der auf einem Roman basiert, den man schon gelesen hat. Da denkt man oft: Das habe ich mir jetzt aber anders vorgestell­t! Aber es ist auch ein tolles Gefühl, weil meine Ideen auf einmal lebendig werden. Milena Baisch: Da bin ich immer ganz aufgeregt! Ich frage mich: Werden die Kinder mein Stück mögen? Wenn die dann lachen und es zum Schluss Applaus gibt, dann fällt mir ein Stein vom Herzen. Das ist ein sehr schönes Gefühl.

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