Das Gedächtnis der Vögel
Vögel haben ein gutes Gedächtnis, und sie können ziemlich penetrant sein, stellt der Bücherwurm fest. Vor einigen Tagen begann es: Da landete ein Eichelhäher mit Schwung auf der jungen Kastanie in Bücherwurms Garten und lugte auffällig mit schief gehaltenem Kopf an jene Stelle auf dem Erdboden, wo sich im vergangenen Winter eine Eichelhäher-Gruppe von heruntergefallenem Vogelfutter nährte. Einige Tage später, im schönsten frühherbstlichen, morgendlichen Sonnenschein, rückten weitere Vögel an: Meisen, die genau an der Stelle durch die Zweige hüpften, wo im Winter der Futterzylinder für sie hängt. Mit Schwung landete jene Spechtfrau, die im Winter gern die Meisen vom Futterzylinder scheucht, um sich selbst an die Futterstelle zu klammern, am Pfosten, an dem in einigen Wochen auch wieder der Futterzylinder befestigt sein wird. Suchend, aber noch vergeblich schaute sie sich um. Der Bücherwurm sah den suchenden Blick des Vogels fast als Vorwurf, wird sich aber nicht zu früh zum Futterspender drängen lassen.
Dass der Winter aber unweigerlich kommt, machten am See am Wochenende durchreisende Schwalben klar, die dort in großer Zahl einfielen und unter den bislang überlebenden Libellen und anderen Insekten des Sommers tabula rasa machten, ehe sie weiter südwärts zogen. Viele der schillernden Großinsekten landeten in Vogelmägen. Ein letztes Stückchen Sommer halten die Schmetterlinge an der Hauswand gerade noch fest. Aber der Winter kommt unaufhaltsam näher – in zwölf Wochen ist Weihnachten!