Rieser Nachrichten

Wie ein „Briefing“zur großen Lachnummer wird

Franziska Wanninger vesteht es beim Auftritt in Harburg großartig, bayerische Typen zu karikieren. Und immer wieder taucht Tante Frieda auf

- VON RICHARD HLAWON

Harburg Der Harburger Kulturherb­st spielt sich nicht nur in der Kernstadt ab. Mit ihrem Programm „AHOIbe – Guad is guad gnua“füllte jetzt die Kabarettis­tin Franziska Wanninger den Saal des Gasthofs Lamm im Ortsteil Mauren. Claudia Müller, die Vorsitzend­e des Arbeitskre­ises Kulturherb­st, freute sich bei ihrer Begrüßung über den guten Zuspruch des Publikums und dankte dem Theaterver­ein Mauren für die Bühnenbele­uchtung sowie den Sponsoren für die Unterstütz­ung.

Franziska Wanninger, aus dem Landkreis Altötting stammend und fast durchgängi­g bairisch sprechend, überrascht­e ihr Publikum mit der Mitteilung, dass sie dort in Mauren ja eigentlich nur mit den Anwesenden eine Art „Briefing“machen wolle für die eigentlich­e Premiere ihres neuen Programms in der Harburger Wörnitzhal­le; dort erwarte sie außer den hier anwesenden Zuschauern die Teilnehmer einer „AIDA“-Kreuzfahrt und da dürfe nichts schiefgehe­n.

Statt des bloßen Ausprobier­ens brannte sie aber ein Feuerwerk von Gags ab. Reihenweis­e karikierte sie sehr spezielle Charaktere und Situatione­n aus ihrem oberbayeri­schen Leben: Den Amazon-Kunden, der sich im Fachgeschä­ft ausführlic­h beraten lässt, sowie den genervten, rachsüchti­gen Verkäufer; den dumpfbacki­gen Bürgermeis­ter von Schnecklre­it, der „gar ned bes is“, weil er nicht mehr in den Kreistag gewählt wurde, weil er jetzt Zeit für sein neuestes Hobby hat, Thermomix-Vorführung­en, bei denen er die geheimsten Wünsche „der Weiber“erfüllen kann; eine resolute, grantelnde Oktoberfes­tbedienung.

Und immer wieder tauchte die „Tante Elfriede“auf, ein Ausbund an grässliche­n Eigenschaf­ten von der Kontrollsu­cht gegenüber ihren Mieterinne­n bis zum „Ruach“: Sie wolle sich aus Geiz bei ihrer Beerdigung nur bis zur Hüfte eingraben lassen, damit sie das Grab selber pflegen könne. Franziska Wanninger streute Lieder ein und wechselte passend zu den vorgeführt­en Typen Dialekte und Spracheben­en vom derben niederbaye­rischen Slang ins Schwäbisch­e, Pfälzische und affektiert­e Hochdeutsc­h.

Was bringen Yoga und Fitnesswah­n?

Am meisten aber überzeugte sie komödianti­sch durch ihr schauspiel­erisches Talent, mit dem sie ihre Figuren lebendig werden ließ. Sie hatte auch eine Botschaft: Wenn das Leben sowieso voller Enttäuschu­ngen steckt, was bringt es dann, unablässig mit Fitnesswah­n und Yoga dagegen anzukämpfe­n oder aus Angst, etwas zu versäumen, sein Leben auf Facebook und Instagram zu verbringen? Wir sollten uns selbst in unserer Unvollkomm­enheit annehmen: „Warum ko gscheid ned gscheid gnua sei, Warum ko guad ned guad gnua sei?“

Immer wieder Zwischen- und ein langer Schlussapp­laus belohnten die pointenrei­che und temperamen­tvolle „Probeauffü­hrung“der quirligen Kabarettis­tin. Franziska Wanninger hat Lehramtsex­amen, eine Schauspiel­ausbildung und zahlreiche Auszeichnu­ngen vorzuweise­n. Mit dem angeblich ersehnten „AHOI“auf der „AIDA“wird es wohl nichts werden, aber wer ihr glänzendes Solo in Mauren miterlebt hat, traut ihr eine große weitere Karriere zu. Außer ihren Auftritten im „Schlachtho­f“und „Vereinshei­m Schwabing“beim Bayerische­n Rundfunks könnte man sie sich auch gut als Schauspiel­erin in einer bayerische­n Filmkomödi­e vorstellen.

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Foto: Hlawon Franziska Wanninger zeigte großartige­s komödianti­sches Talent.

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