Rieser Nachrichten

Ein Fürst ist immer vorne

Nach dem Renn-Wochenende des Jahres 2015 auf dem Kesseltalr­ing, bei dem Andreas Fürst gewann, holt sich nun sein Bruder Martin den deutschen Meistertit­el. Für andere MCK-Fahrer wird das Saisonfina­le dagegen bitter

- VON JÜRGEN ZIEGELMEIR Tapfheim Brachstadt

So eine Situation wünscht sich kein Rennfahrer. Vor allem, wenn es darum geht, den dritten Vorlauf zu gewinnen, sich dadurch den besten Startplatz für das Finale zu sichern und die gute Chance zu wahren, den deutschen Meistertit­el im Saisonfina­le auf dem heimischen Kesseltalr­ing zu gewinnen.

Es ist kurz nach 14 Uhr, als ein Schlepper auf die Strecke fährt und ein Fahrzeug abschleppt, das eine Panne hat. Derweil sitzt Martin Fürst in seinem Spezialcro­ss-Buggy und wartet darauf, dass sich die grüne Fahne des Mannes senkt, der das Zeichen zum Start gibt. Gleich wird die Ampel umschalten und Fürst dreht den Motor zusammen mit seinen acht Kontrahent­en hoch. Mehrere Tausend Zuschauer beobachten gespannt, was passieren wird.

Es riecht nach Benzin, Abgasen und nach brauner und nasser Erde, die darauf wartet, von 230 PS in die Luft geschleude­rt zu werden. Die Motoren heulen auf, die Ampel zeigt grün, Fürst steuert als Erster in die Kurve und gewinnt dieses Rennen, das für die Startaufst­ellung im Finale entscheide­nd ist. „Es war ein Traumstart“, kommentier­te Bernd Spielberge­r, der als Vorsitzend­er den Motor-Club Kesseltal leitet, die Szene. Natürlich sei es schwierig, die Konzentrat­ion bei so einem Zwischenfa­ll hochzuhalt­en, wenn es um den nationalen Titel geht. Doch wie schafft es Fürst, dass er so ruhig bleiben kann?

„Erfahrung“, betont der 38-Jährige aus Amerdingen, und als er das sagt, weiß er noch nicht, was ihn eine Stunde später erwarten wird. Normalerwe­ise wolle er kurz vor dem Start keine Interviews mehr geben. Aber für unsere Zeitung mache er selbstvers­tändlich eine Ausnahme. Fokussieru­ng laute das Zauberwort, das ihm schon mehrere zweite Plätze bei der Deutschen bescherte.

Seit etwa 13 Jahren fährt er Rennen und hat gelernt, abzuschalt­en. Er sei schon ein alter Hase im Vergleich zu manchen jungen Kameraden, die für den Verein starten. Und dann erzählt er doch noch, wie alles begann, obwohl er jetzt doch fast keine Zeit mehr habe.

„Schauen Sie die Kleinen an“, fordert Fürst und deutet auf ein paar Kinder. Etwa zehn Jahre seien sie alt und sie trainieren schon. Diese Gegenwart sei seine Vergangenh­eit. Auch bei ihm erwachte die Leidenscha­ft zum Autocross so früh. Seinen neun Jahre älteren Bruder Andreas habe er zu Rennen begleitet und da entstand der Wunsch, irgendwann selber Runden zu fahren. Während Fürst neben dem Rennbüro sitzt und redet, muss er immer wieder schreien, weil die Motoren nebenan hochdrehen und ohrenbetäu­benden Lärm verursache­n. Ja, das hier sei seine Welt und dafür investiere er viel.

Ob er Profi sei, beantworte­t er mit einem Schmunzeln. „Nein, es ist ein sehr teures Hobby“, sagt er. Am wichtigste­n sei die Ausrüstung, denn die Sicherheit­sbestimmun­gen sind hoch: Helm, Maske, feuerfeste Unterwäsch­e und natürlich der Overall. An diesem Sonntag ist dieser mit Schlamm beschmutzt, denn über Nacht hat es in Strömen geregnet. Kosteninte­nsiv seien auch die Reparature­n. „Zehn Minuten fahren und danach zehn Stunden schrauben“, beschreibt Fürst die Abläufe, die sich nach jedem Renneinsat­z wiederhole­n. Putzen sei da noch gar nicht eingerechn­et, und das sei nach so einer Schlammsch­lacht besonders aufwendig. Doch für diesen einen Moment nehme er alle Strapazen auf sich, die dieser Sport mit sich bringt. Plötzlich aber steht er auf und demonstrie­rt, dass er inzwischen doch ein Profi ist.

Nun müsse er sich leider entschuldi­gen, denn er habe nur noch etwas mehr als eine Stunde Zeit und die wolle er nützen. Schließlic­h müsse er sich nun fokussiere­n, um im alles entscheide­nden Augenblick die schnellstm­ögliche Reaktion auf das Gaspedal zu bringen, nämlich wenn die Ampel auf Grün schaltet.

Für Fürst soll sich die Konzentrat­ionsphase auszahlen. Nachdem er bereits den Vorlauf souverän gewonnen hat, kann er auch im Finale die Konkurrenz auf Abstand halten und sich den deutschen Meistertit­el sichern. Pech haben dagegen Fürsts Teamkolleg­en vom MCK, die vor dem Saisonfina­le ebenfalls aussichtsr­eich im Rennen um den Titel ihrer jeweiligen Klasse lagen. Stefanie Geiger aus Tapfheim wird im Rennen bei den Junioren der Klasse 2a Fünfte, was in der Endabrechn­ung nur zum Vize-Meistertit­el reicht. Auch Andreas Fürst – vor zwei Jahren auf der Heimstreck­e

Ein deutscher Titel und drei Vizemeiste­rschaften

noch zum Gesamtsieg gefahren – muss sich in diesem Jahr mit der Vizemeiste­rschaft begnügen. Besonders bitter aber ist der Tag für Jan Baltzer. Er fährt bei den Junioren 1a zum Sieg, sein Titelkonku­rrent wird Vierter. Da beide die gleiche Punktzahl in der Gesamtabre­chnung haben, entscheide­t nun die Zahl der Siege im gesamten Saisonverl­auf. Das Ergebnis: Baltzer hat einen Lauf weniger gewonnen und muss sich mit der Vizemeiste­rschaft begnügen.

Dennoch ist man beim MotorClub Kesseltal mit dem Wochenende zufrieden: „Wir hatten Glück mit dem Wetter, weil es bei den Rennen nicht geregnet hat“, sagt Julia Heyer vom MCK. Und ein Deutscher Meistertit­el und drei zweite Gesamtplät­ze seien schließlic­h auch nicht zu verachten.

 ?? Fotos: Szilvia Izsó ?? Die Buggys heizten beim Kesseltale­r Autocross so um die Kurven, dass die Zuschauer jederzeit damit rechnen mussten, etwas Erde abzubekomm­en. Am Ende wurde in der Klasse 5a der Amerdinger Martin Fürst deut scher Meister. Doch auch die anderen MCK Fahrer...
Fotos: Szilvia Izsó Die Buggys heizten beim Kesseltale­r Autocross so um die Kurven, dass die Zuschauer jederzeit damit rechnen mussten, etwas Erde abzubekomm­en. Am Ende wurde in der Klasse 5a der Amerdinger Martin Fürst deut scher Meister. Doch auch die anderen MCK Fahrer...
 ??  ?? Jan Baltzer führte in der Klasse 1a punktgleic­h mit einem Konkurrent­en, musste ihm am Ende aber den Titelgewin­n überlassen.
Jan Baltzer führte in der Klasse 1a punktgleic­h mit einem Konkurrent­en, musste ihm am Ende aber den Titelgewin­n überlassen.
 ??  ?? Stefanie Geiger aus Tapfheim verpasste die Junioren Meister schaft knapp, darf sich nun aber über den Vize Titel freuen.
Stefanie Geiger aus Tapfheim verpasste die Junioren Meister schaft knapp, darf sich nun aber über den Vize Titel freuen.
 ??  ?? Unfälle bleiben beim Autocross nicht aus. Auch diesmal waren die Schlepper des MCK einige Male im Einsatz.
Unfälle bleiben beim Autocross nicht aus. Auch diesmal waren die Schlepper des MCK einige Male im Einsatz.
 ??  ?? Martin Fürst (Mitte) gewann das Buggy Finale souverän und feierte den Gesamtsieg.
Martin Fürst (Mitte) gewann das Buggy Finale souverän und feierte den Gesamtsieg.

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