Abstrakte Lerninhalte zum Anfassen
Die Realschule in Wallerstein besitzt einen 3D-Drucker. Lehrer Johannes Maurer setzt ihn im Wahlfach Technisches Zeichnen ein. Wie die Schüler davon profitieren
Wallerstein Mit kurzen, flinken Bewegungen huscht der Druckkopf vor und zurück, nach links und rechts. Fast geräuschlos wächst Schicht für Schicht ein kleines graues Plastikschiff heran. Gespannt schauen die Schüler der 10. Klasse der Maria-Ward-Realschule Wallerstein auf den neuen 3D-Drucker der im Computerraum steht. Lehrer Johannes Maurer ist zufrieden: „Mithilfe des Geräts kann ich abstrakte Formen greifbar machen.“
Zusammen mit Martin Grau von der Firma Ohnhäuser aus Wallerstein sei er bei einem Gespräch an der Kirchweih auf die Idee gekommen einen 3D-Drucker anzuschaffen. „Ich habe dann einfach mal bei der Firma angefragt, ob sie uns eventuell unterstützen würden“, erinnert sich Maurer. Geschäftsführerin Simone Ohnhäuser-Kunzmann und ihr Vater Gustav Ohnhäuser haben sofort ja gesagt. Über ihre Treuhandstiftung, die zur VR-Bürgerstiftung Ries gehört, finanzierten sie den Kauf des rund 2000 Euro teuren Druckers. „Ich denke, dieser Zweig der Technik wird in den nächsten Jahren immer wichtiger“, sagt Gustav Ohnhäuser.
Das Prinzip des Gerätes ist recht simpel. Im Druckkopf des Druckers wird das Plastik bei rund 210 Grad Celsius flüssig. Und wie eine feine Heißklebepistole wird Schicht für Schicht aufgetragen. Dabei gilt, wie Grau erklärt: „Je größer und detaillierter das Stück, desto länger braucht der Drucker.“Für das Schiff, das ungefähr fünf auf fünf Zentimeter misst, braucht das Gerät eineinhalb Stunden. Eine Handyhülle für ein Smartphone dauert schon einmal vier Stunden.
Mithilfe eines einfachen CADProgramms entwerfen die Schüler am Computer die Formen, die später gedruckt werden sollen. Die 15-jährige Sabrina hat in 15 Minuten eine rote herzförmige Schachtel samt Deckel erstellt. „Es ist einfach und macht Spaß“, sagt sie. Ein paar Jungs haben in 20 Minuten ein großes Herrenhaus mit Innenhof entworfen. Juri findet das Wahlfach total interessant: „Endlich kann man das, was man am Computer schafft, auch anlangen.“Der 15-Jährige fängt im kommenden Jahr eine Ausbildung zum Technischen Produktdesigner an.
Schulleiter Max Geiger von der Maria-Ward-Realschule Wallerstein des Schulwerks der Diözese Augsburgs ist völlig fasziniert von dem 3D-Drucker: „Ich habe ihn mir größer vorgestellt.“. Das würfelförmige Gerät hat die Maße eines normalen Laser-Druckers. Knapp 40 Schüler aus zwei Jahrgängen nehmen an dem Wahlfach teil. „Weil es so viele sind, findet der Kurs nur alle zwei Wochen zwei Stunden lang statt“, sagt Johannes Maurer, der auch Mathematik unterrichtet. Auch ist der Standort des 3D-DruMartin ckers noch nicht final. „Es riecht etwas, wenn gedruckt wird“, erklärt der Lehrer. Daher soll das Gerät in einen extra Raum mit Lüftung kommen. Falls es mal Probleme mit dem Drucker gebe, würde Martin Grau von der Firma Ohnhäuser kommen. Der 23-Jährige hat erst Industriemechaniker gelernt und später seinen Techniker gemacht.
In Zukunft sollen die Formen komplexer werden. In der ersten Stunde habe man noch Schlüsselanhänger entworfen. „Und es fehlen noch Farben, bisher haben wir nur grau im Angebot“, sagt Maurer. Am Ende des Schuljahrs bekommen die Kinder nach bestandener Prüfung eine Bescheinigung, die sie Bewerbungen beilegen könnten.