Der Weltmeister aus Alerheim
Gary Masson macht seinen Kindheitstraum wahr und holt den Fußball-WM-Titel bei den Kleinwüchsigen-Spielen in Kanada
Alerheim Für den 25-jährigen Fachinformatiker Gary Masson waren seine 1,33 Meter Körpergröße nie ein Hindernis, im Heimatdorf Alerheim mit seinen Freunden leidenschaftlich Fußball und Basketball zu spielen; vor dem Fernseher träumte er als Kind, einmal wie die Nationalspieler in der Atmosphäre eines voll besetzten Stadions aufzulaufen und zu spielen.
Auf den Bolzplätzen galt es für ihn, „alles reinzuschmeißen, um konkurrenzfähig zu bleiben.“Tricks eignete er sich wie alle anderen an, aber beim Rennen galt es, Defizite auszugleichen. Mit 18, 19 Jahren trat dann der Basketball in den Vordergrund: „Man muss nicht groß dafür sein, sondern einfach gut spielen können“, charakterisiert er die Sportart aus seiner Warte. „Als ich mit 22 Jahren eine Saison lang beim TSV Wemding mitspielte, war es ein sensationelles Gefühl, ein Mannschaftstrikot zu tragen und in einer Liga aufzutreten.“In Wemding und Harburg spielt er heute noch Basketball. Aber 2014 trat der Fußball wieder in den Vordergrund: Er besuchte zum ersten Mal das Kleinwüchsigen-Treffen in Hohenroda mit 500 Teilnehmern und etlichen Sportveranstaltungen. Damals kam zur Sprache, dass man doch 2017 bei den nächsten „World Dwarf Games“, also internationalen Kleinwüchsigen-Spielen mit Disziplinen wie Schwimmen, Hockey, Bogenschießen oder Fußball teilnehmen solle.
Im Fußball hatten die deutschen Kleinwüchsigen noch nie eine eigene Mannschaft gestellt, aber erst im April 2017, also vier Monate vor den Spielen, richtete der fußballbegeisterte Vater eines Mitspielers ein Trainingslager ein. Gary Masson meldete sich zuvor bei der Alerheimer B-Jugend an, um sich richtig fit zu spielen; er integrierte sich so gut, dass er mittlerweile als Co-Trainer im Einsatz ist.
Im Trainingslager der Kleinwüchsigen in Eberswalde stellte sich Masson, eigentlich Feldspieler, zum Einschießen spontan ins Tor und kam nicht mehr heraus: „Ich liebe diese Position, denn man muss besonders mutig sein, sich raus trauen und Crashs riskieren.“Der Trainer war mit der Mannschaft zufrieden, trotz jahrelang aufgebauter Kader bei den Gegnern regten sich Medaillen-Hoffnungen.
Was dann kam, beschreibt Gary Masson so spannend wie ein Sportreporter: „Im ersten Spiel gegen den Favoriten USA setzten wir mit 6:0 gleich eine Duftmarke“, formuliert er markig, dass sich die neue deut- sche Mannschaft gut etablierte. Das zweite Spiel gegen eine andere USMannschaft ging unentschieden aus, das dritte Spiel gegen England endete mit einer 0:1-Niederlage. „Für uns war das der Knackpunkt, wo wir sahen, dass wir nicht im richtigen Modus für einen aggressiven Gegner waren.“
Nach dem Grundsatz „Jeder für Jeden“baute man die Entschlossenheit auf, die „deutsche Maschine“vom ersten Moment an unter Volldampf zu präsentieren. Prompt gewann das Team die nächsten drei Spiele mit zum Teil hohen Ergeb- nissen; Gary Masson kassierte als Torhüter im ganzen Turnier „nur drei Kisten“. Die wichtigste Erfahrung in dieser Phase sei gewesen, nicht abzuheben und jedes einzelne Spiel nüchtern zu durchdenken. Im siebten Spiel, dem Halbfinale, traf man wieder auf die Briten, gegen die man zuvor verloren hatte. „Wir schauten aber nicht auf die Gegner, sondern nur auf uns“– das war wohl das Geheimnis des Erfolges.
Dann, im Finale gegen eine der US-Mannschaften, wurde Massons alter Traum von der rauschenden Stadionatmosphäre wahr, als die mittlerweile befreundete holländische Mannschaft mit lautstarker Unterstützung hinter seinem Tor tobte, als die Deutschen früh einen Elfmeter verwandelten, mit einem beruhigenden 2:0 in die Halbzeit gingen, durch eine rote Karte in Unterzahl gerieten, aber schließlich mit 3:0 die Sensation perfekt machten.
„Das ist eine grandiose Werbung für den deutschen KleinwüchsigenSport“, sagt Gary Masson, der am Sonntag, 22. Oktober, von Alerheims Bürgermeister Christoph Schmid mit einem Empfang geehrt wird.