Und plötzlich bricht der Boden ein
Ein Spaziergänger an der Wörnitz fällt in eine von Bibern gegrabene Röhre. Der Mann verletzt sich. Es ist nicht der einzige Fall dieser Art im Donau-Ries-Kreis
Ebermergen Es sollte ein gemütlicher Spaziergang in idyllischer Umgebung werden. Doch der Ausflug in die Natur nahm für einen Mann nahe Ebermergen an der Wörnitz ein böses Ende. Von einem Moment auf den nächsten gab der Boden nach und der 46-Jährige fiel nach unten – er brach in eine Röhre ein, die Biber vom Fluss aus gegraben hatten. Der Mann verletzte sich erheblich. Solche Vorfälle sind in der Region kein Einzelfall, wie Recherchen unserer Zeitung ergaben.
„Ich habe noch nie einem Biber etwas Böses getan und dann so was“, übt sich das Opfer nach dem Unfall bei Ebermergen in Galgenhumor. Der Unfall passierte sonntagvormittags unweit des Naturschutzgebiets „Priel“zwischen Ebermergen und Marbach. Die Sache war für den 46-Jährigen ziemlich schmerzhaft. Sein rechtes Bein steckte im Boden, Kontakt zu diesem hatte er mit dem Fuß aber nicht, weil darunter ein Hohlraum war. Das andere Bein rutschte rechtwinklig auf der Wiese weg – und verdrehte sich.
Nur mit Mühe konnte sich der Spaziergänger aus der misslichen Lage befreien. Anschließend humpelte er zurück zu seinem Auto. Später stellte sich heraus, dass an einem Knie mehrere Bänder angerissen sind. Der Mann muss nun eine Schiene tragen und an Krücken gehen.
Dass Menschen und Fahrzeuge entlang von Gewässern in unter der Erde versteckte Biberbauten einbrechen, kommt immer wieder vor. Vor ein paar Jahren stürzte ein Mofafahrer nahe Genderkingen, als das Vorderrad der Maschine auf einem Feldweg einsank. Diverse Kommunen mussten bereits Straßen reparieren, die durch Biberröhren unterhöhlt waren. Bei manchem Landwirt, der im Donau-Ries-Kreis mit dem Traktor auf einer Wiese oder einem Acker neben einem Fluss oder Bach unterwegs war, gab der Untergrund nach.
Deshalb rät Volker Geiß von der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt den Bauern, vor einem Ernteeinsatz in einem solchen Bereich den Streifen entlang des Ufers abzuschreiten. Geiß weiß von einem Landwirt, der nahe Mertingen zu Fuß unterwegs war, in den Boden einsank und sich dabei wehtat. Dem Naturschutz-Beauftragten zufolge reichen solche Biberröhren, deren Eingänge sich unter Wasser befinden, mehrere Meter horizontal in den Boden hinein: „In den Höhlen legen die Tiere Vorräte an.“Oder sie wohnen darin. Eine besondere Gefahr bestehe an Röhren, die von den Nagern verlassen sind: „Die werden mit der Zeit instabil.“
Unfälle an Biberröhren sind auch dem Donauwörther Orthopäden Dr. Helmut Fredrich „nicht unbekannt“. In den vergangenen Jahren habe er einige Patienten behandelt, die sich auf diese Weise verletzten: „Typischerweise Hundebesitzer, Menschen, die gerne in der Natur sind und welche, die einen Biberbau aus der Nähe anschauen wollen.“Die Verletzungen seien glücklicherweise nie so gravierend gewesen, dass man operieren musste.