Rieser Nachrichten

Und plötzlich bricht der Boden ein

Ein Spaziergän­ger an der Wörnitz fällt in eine von Bibern gegrabene Röhre. Der Mann verletzt sich. Es ist nicht der einzige Fall dieser Art im Donau-Ries-Kreis

- VON WOLFGANG WIDEMANN

Ebermergen Es sollte ein gemütliche­r Spaziergan­g in idyllische­r Umgebung werden. Doch der Ausflug in die Natur nahm für einen Mann nahe Ebermergen an der Wörnitz ein böses Ende. Von einem Moment auf den nächsten gab der Boden nach und der 46-Jährige fiel nach unten – er brach in eine Röhre ein, die Biber vom Fluss aus gegraben hatten. Der Mann verletzte sich erheblich. Solche Vorfälle sind in der Region kein Einzelfall, wie Recherchen unserer Zeitung ergaben.

„Ich habe noch nie einem Biber etwas Böses getan und dann so was“, übt sich das Opfer nach dem Unfall bei Ebermergen in Galgenhumo­r. Der Unfall passierte sonntagvor­mittags unweit des Naturschut­zgebiets „Priel“zwischen Ebermergen und Marbach. Die Sache war für den 46-Jährigen ziemlich schmerzhaf­t. Sein rechtes Bein steckte im Boden, Kontakt zu diesem hatte er mit dem Fuß aber nicht, weil darunter ein Hohlraum war. Das andere Bein rutschte rechtwinkl­ig auf der Wiese weg – und verdrehte sich.

Nur mit Mühe konnte sich der Spaziergän­ger aus der misslichen Lage befreien. Anschließe­nd humpelte er zurück zu seinem Auto. Später stellte sich heraus, dass an einem Knie mehrere Bänder angerissen sind. Der Mann muss nun eine Schiene tragen und an Krücken gehen.

Dass Menschen und Fahrzeuge entlang von Gewässern in unter der Erde versteckte Biberbaute­n einbrechen, kommt immer wieder vor. Vor ein paar Jahren stürzte ein Mofafahrer nahe Genderking­en, als das Vorderrad der Maschine auf einem Feldweg einsank. Diverse Kommunen mussten bereits Straßen reparieren, die durch Biberröhre­n unterhöhlt waren. Bei manchem Landwirt, der im Donau-Ries-Kreis mit dem Traktor auf einer Wiese oder einem Acker neben einem Fluss oder Bach unterwegs war, gab der Untergrund nach.

Deshalb rät Volker Geiß von der Unteren Naturschut­zbehörde am Landratsam­t den Bauern, vor einem Ernteeinsa­tz in einem solchen Bereich den Streifen entlang des Ufers abzuschrei­ten. Geiß weiß von einem Landwirt, der nahe Mertingen zu Fuß unterwegs war, in den Boden einsank und sich dabei wehtat. Dem Naturschut­z-Beauftragt­en zufolge reichen solche Biberröhre­n, deren Eingänge sich unter Wasser befinden, mehrere Meter horizontal in den Boden hinein: „In den Höhlen legen die Tiere Vorräte an.“Oder sie wohnen darin. Eine besondere Gefahr bestehe an Röhren, die von den Nagern verlassen sind: „Die werden mit der Zeit instabil.“

Unfälle an Biberröhre­n sind auch dem Donauwörth­er Orthopäden Dr. Helmut Fredrich „nicht unbekannt“. In den vergangene­n Jahren habe er einige Patienten behandelt, die sich auf diese Weise verletzten: „Typischerw­eise Hundebesit­zer, Menschen, die gerne in der Natur sind und welche, die einen Biberbau aus der Nähe anschauen wollen.“Die Verletzung­en seien glückliche­rweise nie so gravierend gewesen, dass man operieren musste.

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Foto: Wolfgang Widemann An dieser Stelle bei Ebermergen brach ein Spaziergän­ger in eine von Bibern gegra bene Röhre ein und verletzt sich.

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