Auswirkungen der Donaumeile
Es ist gemeinhin müßig, Fragen aufzuwerfen, die sich im praktischen Sinne gar nicht mehr stellen. Doch bei der nun neu eröffneten Donaumeile ergibt sich eine Überlegung bei jedem Gespräch über das Großprojekt: Wird die Reichsstraße nachhaltig unter dem neuen Einkaufszentrum am Bahnhof leiden oder gewinnt die Stadt neue Kunden hinzu? Gibt es eine Verlagerung des Handels aus der historischen Altstadt in die Dillinger Straße oder profitiert Donauwörth insgesamt von zusätzlicher Kaufkraft? Die zugegebenermaßen laue, aber realistische Antwort lautet: Beides wird wohl der Fall sein. Natürlich bedeutet das neue Zentrum einerseits harte Konkurrenz für alteingesessene Einzelhändler. Zum anderen meinen viele Kunden, dass das Kaufland als großes Nahversorgungszentrum und Platzhirsch mit Vollsortiment durchaus Konkurrenz vertragen könnte.
Zweifelsohne ist es bereits zu Kannibalisierungseffekten gekommen, auf die am Eröffnungstag freilich keiner gerne angesprochen werden wollte. Man sollte sie jedoch in der ausgewogenen Betrachtung nicht verschweigen. Nur ein paar Meter entfernt von der Donaumeile steht jetzt die ehemalige Immobilie eines Textilhändlers leer, der nun im neuen Center ansässig ist. In der Reichsstraße hat Müller zum Nachteil der Altstadt sein Geschäft ausgeräumt – auch der Drogeriemarkt verkauft inzwischen in der Dillinger Straße. Der Laden in der Reichsstraße ist seit Beginn dieser Woche verwaist. Das mag die Laune über das neue Projekt zwar ein wenig trüben, dennoch sollte man fair bleiben und den neuen Geschäften genauso alles Gute wünschen wie jenen in der Altstadt.
Natürlich gibt es viele Argumente, die für die Donaumeile sprechen: Es sind Arbeitsplätze entstanden, vormals brachliegendes Gelände wird genutzt und die Bürger haben eine breitere Auswahl an Einkaufsmöglichkeiten. Die kommenden ein bis zwei Jahre werden zeigen, welche Auswirkungen dieses große Projekt auf den Handel haben wird. OB Neudert hat nun nicht unrecht, wenn er sagt: „Handel ist Wandel.“Doch die Politik steckt den Rahmen hierfür ab. Das ist ihre Aufgabe. Es wäre mit Blick auf das künftige Alfred-Delp-Quartier in der Parkstadt wünschenswert, wenn nicht alles in maßloser Marktgläubigkeit ausschließlich Privatinvestoren überlassen bliebe. Grundstücke und Immobilien sind auch gemeinwohlverpflichtend. Für einen anständigen Ausgleich braucht es beides bei der Stadtentwicklung: private Investoren ebenso wie die öffentliche Hand.