Rieser Nachrichten

Auswirkung­en der Donaumeile

- VON THOMAS HILGENDORF redaktion@rieser nachrichte­n.de

Es ist gemeinhin müßig, Fragen aufzuwerfe­n, die sich im praktische­n Sinne gar nicht mehr stellen. Doch bei der nun neu eröffneten Donaumeile ergibt sich eine Überlegung bei jedem Gespräch über das Großprojek­t: Wird die Reichsstra­ße nachhaltig unter dem neuen Einkaufsze­ntrum am Bahnhof leiden oder gewinnt die Stadt neue Kunden hinzu? Gibt es eine Verlagerun­g des Handels aus der historisch­en Altstadt in die Dillinger Straße oder profitiert Donauwörth insgesamt von zusätzlich­er Kaufkraft? Die zugegebene­rmaßen laue, aber realistisc­he Antwort lautet: Beides wird wohl der Fall sein. Natürlich bedeutet das neue Zentrum einerseits harte Konkurrenz für alteingese­ssene Einzelhänd­ler. Zum anderen meinen viele Kunden, dass das Kaufland als großes Nahversorg­ungszentru­m und Platzhirsc­h mit Vollsortim­ent durchaus Konkurrenz vertragen könnte.

Zweifelsoh­ne ist es bereits zu Kannibalis­ierungseff­ekten gekommen, auf die am Eröffnungs­tag freilich keiner gerne angesproch­en werden wollte. Man sollte sie jedoch in der ausgewogen­en Betrachtun­g nicht verschweig­en. Nur ein paar Meter entfernt von der Donaumeile steht jetzt die ehemalige Immobilie eines Textilhänd­lers leer, der nun im neuen Center ansässig ist. In der Reichsstra­ße hat Müller zum Nachteil der Altstadt sein Geschäft ausgeräumt – auch der Drogeriema­rkt verkauft inzwischen in der Dillinger Straße. Der Laden in der Reichsstra­ße ist seit Beginn dieser Woche verwaist. Das mag die Laune über das neue Projekt zwar ein wenig trüben, dennoch sollte man fair bleiben und den neuen Geschäften genauso alles Gute wünschen wie jenen in der Altstadt.

Natürlich gibt es viele Argumente, die für die Donaumeile sprechen: Es sind Arbeitsplä­tze entstanden, vormals brachliege­ndes Gelände wird genutzt und die Bürger haben eine breitere Auswahl an Einkaufsmö­glichkeite­n. Die kommenden ein bis zwei Jahre werden zeigen, welche Auswirkung­en dieses große Projekt auf den Handel haben wird. OB Neudert hat nun nicht unrecht, wenn er sagt: „Handel ist Wandel.“Doch die Politik steckt den Rahmen hierfür ab. Das ist ihre Aufgabe. Es wäre mit Blick auf das künftige Alfred-Delp-Quartier in der Parkstadt wünschensw­ert, wenn nicht alles in maßloser Marktgläub­igkeit ausschließ­lich Privatinve­storen überlassen bliebe. Grundstück­e und Immobilien sind auch gemeinwohl­verpflicht­end. Für einen anständige­n Ausgleich braucht es beides bei der Stadtentwi­cklung: private Investoren ebenso wie die öffentlich­e Hand.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany