Die Kraterkultur gewinnt
Der Megesheimer Verein wird von der Raiffeisen-Volksbank Ries ausgezeichnet. Wie der Vereinsvorsitzende Christian Bauer reagiert
Megesheim Als die Menschen im Saal aufstanden und rhythmisch klatschten, war es um die Fassung von Christian „Bombi“Bauer, dem Vereinsvorsitzenden der Kraterkultur Megesheim geschehen. Er konnte seine Tränen nicht zurückhalten und bedankte sich mit dem Blick zur Hallendecke vielleicht auch bei seinem verstorbenen Vater, der vor 35 Jahren den Rieser Heimatpreis mit ins Leben gerufen hatte. Den wiederum hatte sein Sohn, stellvertretend für die vielen Mitglieder seines Vereins, entgegengenommen. Es war der emotionale Höhepunkt eines gewagt zusammengestellten Unterhaltungsabends, den die Raiffeisen Volksbank Ries in der Mehrzweckhalle Megesheim zu Ehren der Kraterkultur veranstaltete.
Spielten zum Auftakt die Dorfmusikanten Megesheim eher traditionell auf, so wurde die Musik, je später der Abend dem Motto gerechter, das der Vorstandsvorsitzende Paul W. Ritter in seiner Be- grüßungsrede ausgegeben hatte – nämlich (ehemals) junge Wilde und kreative Kunstschaffende auszuzeichnen.
Denn danach konzertierten die Jungs von der „Stack Band“aus Schwörsheim, ohne ihre Schlagzeugerin Katja, aber mit ihrem treibenden Mix aus Rock, Punk und Pop. Und nach den Wortbeiträgen und der Preisverleihung brauchten die Rieser Senkrechtstarter von „Los Bressakos“lediglich ein paar Minuten zu ihrem ersten „Dosawoiza“. Eine extravagante Zusammenstellung, die manchen der zahlreichen Ehrengäste akustisch einiges abverlangte. Vorher allerdings hatte Laudator und „bekennender Fan“Anton Kutscherauer in seiner Laudatio anhand von zahlreichen launigen Beispielen dargelegt, warum der Verein Kraterkultur Megesheim ein überaus würdiger Preisträger sei. Er veranstaltet nicht nur Konzerte und bringt Kleinkunst in die scheinbare Provinz (wobei der Begriff Kleinkunst bei den großen Namen, die schon aufgetreten sind, eher zu kurz greift), er hat auch den Rieser Starkbieranstich inklusive Fastenprediger ins Leben gerufen und damit eine weitere überregional begehrte Veranstaltung geschaffen, die mittlerweile mit mehr als 1000 Besuchern und ausverkauftem Haus an drei Tagen glänzt. Und nicht zuletzt bringt das Open-Air-Festival „Der Krater bebt“jedes Jahr bis zu 3000 Musikfans zu Soul, HipHop, Punk oder Folk auf die Wiese bei Megesheim. Es ist, wie Kutscherauer betonte, eines der ältesten Festivals Bayerns und wird 2018 seine 30. Auflage erleben.
„Die Kraterkultur begeistert Menschen und setzt nachhaltig und langfristig Zeichen. Die Vereinsarbeit geht nun schon in die zweite Generation und die Veranstaltungen locken ein buntes generationsübergreifendes Publikum an“, so steht es in der Begründung der Heimatpreis-Jury, und weiter: „Freiwilliges Engagement ist für den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft von großer Bedeutung. Die Arbeit der Kraterkultur Megesheim stützt sich ausschließlich auf ehrenamtliche Mitarbeit, die Mitglieder bringen ihre Leidenschaft, Tatkraft und Zeit ein, um den Menschen in der Region vielfältige Konzerte und (Groß-)Veranstaltungen anzubieten. Ein Gewinn für alle. Als Genossenschaftsbank unterstützen wir das Ehrenamt, bildet es doch unsere genossenschaftlichen Prinzipien Selbsthilfe, Selbstverantwortung und Selbstverwaltung ab.“
In seiner Dankesrede hob Bombi Bauer auch die Dinge hervor, die nicht immer reibungslos gelaufen seien, die aber den Zusammenhalt in seiner Truppe nur noch verstärkt hätten. Denn wenn man mal Straßenschilder zu Schlammschaufeln umfunktioniert habe, um das Gelände vor der völligen Überflutung zu retten, bringe einen so schnell nichts mehr aus der Ruhe. „Net greina, bevor ma gschlaga wird“, denn „der Lohn unserer Arbeit sind glückliche Gesichter“.
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