Rieser Nachrichten

Im Haus von Rita Weichenrie­der

Familie Niyazi flieht vor zwei Jahren aus Afghanista­n. Mittlerwei­le wohnt sie in Monheim. Wie es dazu kam und was sich die Familie wünscht

- VON FABIAN KLUGE

Monheim Wenn die fünfjährig­e Lisa Niyazi auf Rita Weichenrie­ders Schoß sitzt und ihr Bilder aus ihrem Tierbuch zeigt, wirken beide wie eine Familie. Dass Lisa eine lange, aufreibend­e Flucht hinter sich hat, lässt sie sich nicht anmerken. Sie hüpft und tanzt durch die Wohnung und lächelt. Ungern sprechen ihre Eltern Karim und Shekufeh Niyazi über die Flucht aus Afghanista­n. Krieg, Bedrohung, keine Schulausbi­ldung – zu viel für die junge Familie.

Zusammen mit Tochter Lisa floh das Ehepaar vor gut zwei Jahren zunächst in den Iran. „Dort hatten wir allerdings weder Ausweise noch Rechte“, erinnert sich Karim Niyazi. Über die Balkenrout­e kam die Familie im Oktober 2015 nach Deutschlan­d. Seitdem hat sich viel getan: Familie Niyazi ist bleibebere­chtigt und hat Zuwachs bekommen: Töchterche­n Maria ist mittlerwei­le ein Jahr alt. Da die Flüchtling­sunterkunf­t in Kaisheim aufgelöst wurde, mussten Niyazis eine feste Bleibe suchen. „In Ehingen haben wir Gabriele Dietz kennengele­rnt. Sie hat uns sehr geholfen“, erklärt Karim Niyazi.

Gabriele Dietz gehört zum Helferkrei­s in Ehingen am Ries. Sie unterstütz­te Familie Niyazi bei der Wohnungssu­che. „Wenn Flüchtling­e alleine irgendwo anrufen und sich um eine Wohnung bemühen, haben sie keine Chance. Zu groß sind die Vorurteile“, berichtet die ehrenamtli­che Helferin von ihren Erfahrunge­n.

Im Internet ist sie auf die Wohnung von Rita Weichenrie­der aus Monheim aufmerksam geworden und arrangiert­e ein Treffen mit der Hausbesitz­erin. Diese war sofort an- getan: „Die Familie hat einen sehr guten, ordentlich­en Eindruck auf mich gemacht. Die Wohnung war auch groß genug für zwei Kinder.“

Vorurteile liegen Rita Weichenrie­der fern: „Wir sind alle Menschen. Die Familie hat viel mitgemacht. Lisa hat mir sogar ein Bild gemalt.“Die Monheimeri­n ist froh, dass das Zusammenle­ben gut klappt und dass mehr Leben im Haus ist. Denn nachdem Tochter und Enkelsohn ausgezogen waren, lebte Rita Weichenrie­der alleine in dem Haus.

Genau da setzt das Projekt an, das im Rahmen der Ideenwerks­tatt des Landratsam­tes im Juli entstanden ist. Dabei sollen Menschen, die freien Wohnraum zur Verfügung haben, mit bleibebere­chtigten Flüchtling­en in Kontakt treten können und mögliche Hemmschwel­len abbauen.

Integratio­nslotsin Uta Kretzschma­r vom Landratsam­t DonauRies beschreibt das Projekt als einen Gewinn für alle Seiten: „Flüchtling­e erhalten eine preiswerte Wohnung, und die Eigentürme­r sind nicht mehr alleine im Haus und erhalten beispielsw­eise Hilfe im Garten.“

Familie Niyazi ist erst einmal froh, dass die Odyssee ein Ende hat. Für die Zukunft hat sie bereits klare Ziele. „Ich möchte meinen Führersche­in machen, Deutsch lernen und nach dem Integratio­nskurs arbeiten“, sagt der gelernte Maler Karim Niyazi. Er wolle schnellstm­öglich auf eigenen Beinen stehen und für seine Familie sorgen. Seine Frau lernt ebenfalls Deutsch, Lisa geht in den Kindergart­en und Maria soll bald einen Kita-Platz bekommen. Bisher gefällt es der Familie nach eigenem Bekunden sehr gut in Monheim. Bushaltest­elle und Kindergart­en liegen ganz in der Nähe.

Währenddes­sen macht sich Lisa fertig: Sie geht zum Singen, das mache ihr so viel Spaß, erklärt Rita Weichenrie­der, die sie wie selbstvers­tändlich hinbringt und wieder abholt. Wohnungsbe­sitzer und anerkannte Flüchtling­e können sich am Mittwoch, 18. Oktober, um 19 Uhr in der Wallfahrt in Wemding kennenlern­en.

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Foto: Fabian Kluge

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