Rieser Nachrichten

Einmal zahlen oder jedes Jahr?

Wird eine Straße saniert, kann das für Anlieger plötzlich teuer werden. Die Stadtteill­iste spricht sich deshalb für wiederkehr­ende Beiträge aus. Welche Argumente dagegen sprechen

- VON MARTINA BACHMANN

Nördlingen Wenn die Straße vor der eigenen Haustür saniert wird, ist das für die Anlieger nicht immer ein Grund zur Freude. Nicht nur, weil sie in den kommenden Wochen oder Monaten an einer Baustelle leben, mit allen Nachteilen, die das mit sich bringt. Nördlinger Anlieger bekommen in der Regel im Zuge solcher Sanierunge­n auch unliebsame Post von der Stadtverwa­ltung, Stichwort Straßenaus­beiträge. Konkret: Sie müssen ihr Scherflein zu den Kosten der Baustelle leisten – und dieses Scherflein kann einen gehörigen Batzen ausmachen.

Nördlingen ist keine reiche Kommune und gehört deshalb zu den rund 73 Prozent der bayerische­n Gemeinden (Stand März 2015), die überhaupt eine solche Satzung haben und Geld von ihren Bürgern verlangen. Diese Tatsache wollte die Stadtteill­iste auch nicht ändern. Die Fraktion schlug aber vor, wie- Beiträge einzuführe­n. Das bedeutet ganz vereinfach­t: Statt einmal eine große Summe an die Stadt zu überweisen, müssen Hausbesitz­er jedes Jahr einen bestimmten Betrag bezahlen. In der Stadtratss­itzung am vergangene­n Donnerstag stieß dieser Vorschlag allerdings auf wenig Unterstütz­ung.

Nicht zuletzt bei Klaus Feldmeier, der bei der Stadtverwa­ltung Nördlingen für dieses Thema verantwort­lich ist. Zwar zählte Feldmeier einige Vorteile auf, beispielsw­eise die größere Akzeptanz bei den Bürgern oder die vergleichs­weise geringere jährliche Belastung. Er führte aber auch die Nachteile auf: Erstes den erheblich größeren Verwaltung­saufwand – ohne zusätzlich­es Personal könne man die Umstellung nicht stemmen, die Straßen Nördlingen­s müssten erst einmal in Gebiete eingeteilt werden. Zweitens das womöglich gesteigert­e Anspruchsv­erhalten der Bürger – wer zahlt, will auch, dass die Straße vor der eigenen Haustür saniert wird. Und drittens die möglichen Widersprüc­he und Klagen. Feldmeier berichtete, in zwei bayerische­n Gemeinden seien die wiederkehr­enden Beiträge bereits eingeführt worden, in beiden habe man sie nach Bürgerents­cheiden wieder abgeschaff­t. Dieses System sei nur praktikabe­l, wenn es bisher keine Straßenaus­bausatzung in einer Kommune gegeben habe. In Nördlingen dagegen gebe es die seit rund 40 Jahren: „Es gibt eine hohe Akzeptanz bei den Bürgern.“Zudem könnten betroffene Anlieger schon jetzt ihre Beiträge auf zehn Jahre abstottern.

Thomas Mittring, Vorsitzend­er der Stadtteill­iste, sagte: „Die Beiträge, die einzelne Anlieger zahlen müssen, sind schlichtwe­g zu hoch, übersteige­n sie doch in einigen Fällen ein Jahreseink­ommen.“In den Stadtteile­n seien die Grundstück­e meist größer, die Belastung somit auch höher. Er bedauerte, dass die Stadtverwa­ltung keine Musterrech­derkehrend­e nung erstellt hatte, so hätte man den direkten Vergleich sehen können, so Mittring. Zudem sollten seiner Meinung nach Grundstück­e, die in den vergangene­n zehn Jahren von einer Straßenaus­baumaßnahm­e betroffen waren, für maximal zehn Jahre von den wiederkehr­enden Beiträgen befreit werden.

Die anderen Fraktionen lehnten den Vorschlag ab. Thomas Knie (CSU) sprach von „alteingese­ssenen Abrechnung­szyklen“, Joachim Sigg (PWG) von „vielen Verlierern“– die, die zuletzt Beiträge bezahlt hätten. Wolfgang Goschenhof­er (Grüne/Frauen) verwies auf die Möglichkei­t, den Betrag über zehn Jahre zu bezahlen, Rita Ortler (SPD) wünschte sich eine andere Lösung vom bayerische­n Freistaat. „Wir haben einen guten Grund, bei der jetzigen Satzung zu bleiben“, hatte sich auch Oberbürger­meister Hermann Faul positionie­rt. Die Abstimmung fiel schließlic­h eindeutig gegen den Vorschlag aus.

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