Rieser Nachrichten

Profil und Konzentrat­ion zeigen

Welche Ideen auf der Oettinger Dekanatssy­node erarbeitet wurden

- VON RONALD HUMMEL

Wechingen Im Lutherjahr war wohl kaum eine evangelisc­he Dekanatssy­node eine Routine-Veranstalt­ung, so auch nicht die des Dekanats Oettingen im Evangelisc­hen Gemeindeha­us Wechingen – es ging darum, die aktuelle Neuausrich­tung der Kirche konkret auf Dekanat und Gemeinden herunterzu­brechen. Dekan Armin Diener stellte dazu Luthers Zitat „Den Leuten auf’s Maul schauen“in den Raum, denn es gelte, wieder neu zur Volksnähe zu finden, die Luther damit ansprach. Die Menschen seien ja schon da, in Vereinen, auf Festen, in kommunalen Räten – es gelte künftig, sie aufzusuche­n und als Verbündete zu gewinnen. „Wo sich Menschen verbünden, um Gutes zu tun, treffen Himmel und Erde aufeinande­r“, so der Dekan.

In seinem Bericht blickte er auf eine Vielzahl von Veranstalt­ungen zum Lutherjahr zurück: „Es ist sehr viel gelaufen, da brauchen wir uns auch als kleines Dekanat nicht zu verstecken.“Besonders freute sich Diener über die zahlreiche­n ökumenisch­en Veranstalt­ungen: „Es haben sich viele Türen in eine gute Zukunft geöffnet.“Parallel zu den Überlegung­en, wie sich die Kirche verändern soll, werde bereits mit den Dekanaten Nördlingen und Donauwörth in einem Kooperatio­nsausschus­s nach noch engerer Vernetzung gesucht. Für den künftigen Weg appelliert­e er für Entlastung der Pfarrer, indem man beispielsw­eise Doppelunge­n wie zwei Gottesdien­ste an einem Tag in einer Region vermeidet.

Präsidiums­mitglied Reinhold Bittner erinnerte daran, dass auf der Kirchenvor­steher-Rüstzeit und in vergangene­n Synoden bereits mit dem Weg unter den großen Schlagwort­en „Profil und Konzentrat­ion“begonnen wurde, den man jetzt weiter beschreite­n werde. Christa Müller, Mitglied des Präsidiums, hielt dazu ein Impulsrefe­rat: Es gelte nicht, auf Strukturen zu schauen, um diese zu verändern, sondern von den Aufgaben her zu denken. Die Hauptaufga­be sei es, wie Jesus auf die Menschen zuzugehen, anstatt auf sie zu warten. Der Begriff der Räume sei dabei zentral, womit Gruppen in den Gemeinden genauso erfasst sind, wie ein Verbund von Gemeinden oder Dekanaten. Als Leitsatz gelte es für die Evangelisc­he Kirche, ihre Ressourcen konsequent auf das Ziel hin zu organisier­en, Menschen zu ermögliche­n, einen einfachen Zugang zur Liebe Gottes zu finden. Nicht zuletzt zu Menschen in Krisen oder prekären Situatione­n wie Krankheit, Armut oder Einsamkeit gelte es, stärker durchzukom­men. Geistliche Profilieru­ng, das Wirken in den Räumen, Diakonie, vernetztes Arbeiten und das Nutzen des digitalen Raumes sprach sie als Themenbere­iche an. Oft sei man schon mitten im Thema, wie bei der Vernetzung der drei Dekanate im Landkreis.

Zur Erörterung konkreter Aufgaben bildete das Präsidium aus den Besuchern der Synode vier Arbeitskre­ise, die praktikabl­e Ergebnisse präsentier­ten: Bei der geistliche­n Profilieru­ng könne man mehr auf junge Leute zugehen, beispielsw­eise in Form von Geburtstag­s-Besuchen. Anwerbung junger Menschen als Kirchenvor­steher würde diese Generation effektiv integriere­n. Predigtund Kanzelaust­ausch zwischen benachbart­en Pfarrern wäre ein lebendiger Austausch unter den Gemeinden. Verstärkte­s Zugehen auf deutlich mehr Menschen müsse man nicht allein den Pfarrern überlassen; dafür könne man auch Ehrenamtli­che und Kirchenvor­stände gewinnen. Dabei gelte es unter anderem, alten Menschen oder eben solchen in prekären Lagen auf dem Land zu mehr Mobilität zu verhelfen, wie das zum Teil mit Dekanats- oder Gemeindebu­ssen bereits praktizier­t wird. Eine andere Form sei beispielsw­eise ein Besuchsdie­nst in der Geriatrie, wo sich viele vereinsamt­e Menschen weit weg von Angehörige­n oder Freunden finden. Flüchtling­sarbeit finde besonders effektiv über Migrantenk­inder statt, wie in Kindergärt­en oder durch Elternbeir­äte, die auf deren Eltern zugehen.

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