Profil und Konzentration zeigen
Welche Ideen auf der Oettinger Dekanatssynode erarbeitet wurden
Wechingen Im Lutherjahr war wohl kaum eine evangelische Dekanatssynode eine Routine-Veranstaltung, so auch nicht die des Dekanats Oettingen im Evangelischen Gemeindehaus Wechingen – es ging darum, die aktuelle Neuausrichtung der Kirche konkret auf Dekanat und Gemeinden herunterzubrechen. Dekan Armin Diener stellte dazu Luthers Zitat „Den Leuten auf’s Maul schauen“in den Raum, denn es gelte, wieder neu zur Volksnähe zu finden, die Luther damit ansprach. Die Menschen seien ja schon da, in Vereinen, auf Festen, in kommunalen Räten – es gelte künftig, sie aufzusuchen und als Verbündete zu gewinnen. „Wo sich Menschen verbünden, um Gutes zu tun, treffen Himmel und Erde aufeinander“, so der Dekan.
In seinem Bericht blickte er auf eine Vielzahl von Veranstaltungen zum Lutherjahr zurück: „Es ist sehr viel gelaufen, da brauchen wir uns auch als kleines Dekanat nicht zu verstecken.“Besonders freute sich Diener über die zahlreichen ökumenischen Veranstaltungen: „Es haben sich viele Türen in eine gute Zukunft geöffnet.“Parallel zu den Überlegungen, wie sich die Kirche verändern soll, werde bereits mit den Dekanaten Nördlingen und Donauwörth in einem Kooperationsausschuss nach noch engerer Vernetzung gesucht. Für den künftigen Weg appellierte er für Entlastung der Pfarrer, indem man beispielsweise Doppelungen wie zwei Gottesdienste an einem Tag in einer Region vermeidet.
Präsidiumsmitglied Reinhold Bittner erinnerte daran, dass auf der Kirchenvorsteher-Rüstzeit und in vergangenen Synoden bereits mit dem Weg unter den großen Schlagworten „Profil und Konzentration“begonnen wurde, den man jetzt weiter beschreiten werde. Christa Müller, Mitglied des Präsidiums, hielt dazu ein Impulsreferat: Es gelte nicht, auf Strukturen zu schauen, um diese zu verändern, sondern von den Aufgaben her zu denken. Die Hauptaufgabe sei es, wie Jesus auf die Menschen zuzugehen, anstatt auf sie zu warten. Der Begriff der Räume sei dabei zentral, womit Gruppen in den Gemeinden genauso erfasst sind, wie ein Verbund von Gemeinden oder Dekanaten. Als Leitsatz gelte es für die Evangelische Kirche, ihre Ressourcen konsequent auf das Ziel hin zu organisieren, Menschen zu ermöglichen, einen einfachen Zugang zur Liebe Gottes zu finden. Nicht zuletzt zu Menschen in Krisen oder prekären Situationen wie Krankheit, Armut oder Einsamkeit gelte es, stärker durchzukommen. Geistliche Profilierung, das Wirken in den Räumen, Diakonie, vernetztes Arbeiten und das Nutzen des digitalen Raumes sprach sie als Themenbereiche an. Oft sei man schon mitten im Thema, wie bei der Vernetzung der drei Dekanate im Landkreis.
Zur Erörterung konkreter Aufgaben bildete das Präsidium aus den Besuchern der Synode vier Arbeitskreise, die praktikable Ergebnisse präsentierten: Bei der geistlichen Profilierung könne man mehr auf junge Leute zugehen, beispielsweise in Form von Geburtstags-Besuchen. Anwerbung junger Menschen als Kirchenvorsteher würde diese Generation effektiv integrieren. Predigtund Kanzelaustausch zwischen benachbarten Pfarrern wäre ein lebendiger Austausch unter den Gemeinden. Verstärktes Zugehen auf deutlich mehr Menschen müsse man nicht allein den Pfarrern überlassen; dafür könne man auch Ehrenamtliche und Kirchenvorstände gewinnen. Dabei gelte es unter anderem, alten Menschen oder eben solchen in prekären Lagen auf dem Land zu mehr Mobilität zu verhelfen, wie das zum Teil mit Dekanats- oder Gemeindebussen bereits praktiziert wird. Eine andere Form sei beispielsweise ein Besuchsdienst in der Geriatrie, wo sich viele vereinsamte Menschen weit weg von Angehörigen oder Freunden finden. Flüchtlingsarbeit finde besonders effektiv über Migrantenkinder statt, wie in Kindergärten oder durch Elternbeiräte, die auf deren Eltern zugehen.