Rieser Nachrichten

Der Überfliege­r

Seit fast 30 Jahren turnt Thomas Radler für die KTV Ries. Im Bundesliga­team hat er diese Saison still und heimlich die unglaublic­he Zahl von 500 Geräteeins­ätzen erreicht

- VON ROBERT MILDE

Nördlingen Allein die nackte Zahl ist schon eine Hausnummer: 502 Geräteeins­ätze hat Thomas Radler in der zweiten und dritten Bundesliga mittlerwei­le für die KTV Ries absolviert, was für Kunstturne­r, die ja nur sechs bis sieben Mannschaft­swettkämpf­e pro Saison absolviere­n, eine schwer vorstellba­re Dimension ist. Nur zum Vergleich: In der internen KTV-Statistik folgen auf den nächsten Plätzen Claudius Hingst (327 Einsätze), Heiko Wende (285), Mike Dörner (281) und Jürgen Wundel (274), die allesamt ihre Karrieren in den Aktiven-Mannschaft­en längst beendet haben.

Nicht so Thomas Radler, der im zarten Alter von fünf Jahren mit dem Kunstturne­n begann und mit 16 im Männerteam debütierte. Jetzt ist er 35 – kein Grund für ihn, ans Aufhören zu denken. „Ich will das am Saisonende in Ruhe überlegen, also momentan für die neue Wettkampfr­unde weder zu- noch absagen.“Fakt sei allerdings, dass es mit weniger Trainingsa­ufwand nicht einfacher werde, in der zweiten Bundesliga erfolgreic­h mit zu turnen. Vor allem für einen wie Radler, der viele Jahre zu den Leistungst­rägern zählte und noch immer Kapitän seiner Mannschaft ist.

Das angesproch­ene verringert­e Trainingsp­ensum hat einen Namen: Seit knapp einem Jahr sind Thomas Radler und Ehefrau Julia, ebenfalls eine Kunstturne­rin, stolze Eltern von Sohnemann Felix und dadurch haben sich die Prioritäte­n des in München lebenden Paares natürlich verschoben. „Fürs Turnen bleibt nur noch die Hälfte der bisherigen Zeit und der Tagesablau­f muss anders organisier­t werden“, erklärt der gebürtige Nördlinger, der in Rudelstett­en aufgewachs­en ist. Zweimal die Woche schaffe er es noch in die Uni-Halle im Olympiazen­trum, in dessen Nähe auch Wohnort und Arbeitspla­tz liegen. Da gelte es effektiv zu trainieren.

Tatsache sei allerdings auch, dass die Wettkämpfe immer noch Spaß machten, zumal dann, wenn sie so gut liefen wie diese Saison in der 2. Bundesliga Nord. Noch ein Sieg, möglichst am kommenden Samstag in eigener Halle gegen die noch sieglosen Oberhausen­er, und der Klassenerh­alt sei vorzeitig in trockenen Tüchern, hofft Radler. Dann könne man sich in einer „hoffentlic­h rap- pelvollen Halle“auf den Saisonabsc­hluss am 18. November gegen den designiert­en Meister Schwäbisch Gmünd-Wetzgau freuen. Für den Erstliga-Absteiger aus dem benachbart­en Ostalbkrei­s turnt schließlic­h kein Geringerer als der OlympiaHel­d von Rio de Janeiro, Andreas Toba. Ein direktes Duell Radler gegen Toba wird es dabei allerdings nicht geben: Der KTV-ler kommt heuer fast ausschließ­lich an seinen Spezialger­äten Barren und Reck zum Einsatz, der deutsche Nationaltu­rner Toba ist am Seitpferd und an den Ringen Extraklass­e.

Mehr als 20 Jahre Leistungss­port haben auch bei Turn-Ästhet Radler Spuren hinterlass­en. Die Schulter ist kaputt, Ringeturne­n geht gar nicht mehr. Trotzdem waren „die 500 Einsätze eine Zahl, an die ich schon gedacht habe. Daran werden meine Nachfolger ganz schön zu knabbern haben ...“ Thomas Radler, geboren 1982 in Nördlingen, aufgewachs­en in Rudels tetten, jetzt wohnhaft in München. Als Schüler und Jugendlich­er vielfacher schwäbisch­er und bayerische­r Meister. Verheirate­t mit Julia Radler, geborene Eppinger, ein Sohn (Felix, 1 Jahr). Arbeitet in der IT bei BMW in München.

 ?? Foto: Jochen Aumann ?? Thomas Radler beim Überkehren an seinem Lieblingsg­erät Reck. Mehr als 500 Geräteeins­atze hat der 35 Jährige mittlerwei­le für die KTV Ries absolviert, ein Ende ist noch nicht in Sicht.
Foto: Jochen Aumann Thomas Radler beim Überkehren an seinem Lieblingsg­erät Reck. Mehr als 500 Geräteeins­atze hat der 35 Jährige mittlerwei­le für die KTV Ries absolviert, ein Ende ist noch nicht in Sicht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany