Eisen Fischer: Wurden Mitarbeiter unter Druck gesetzt?
Nachdem geplante Entlassungen beim Nördlinger Unternehmen publik wurden, erheben Angestellte Vorwürfe gegen die Geschäftsleitung. Wie die reagiert
Nördlingen Während die Geschäftsleitung von Eisen-Fischer mit Vertretern des Betriebsrats und dem Augsburger Juristen Alexander Nerlinger heute zum ersten Mal über Entlassungen verhandelt, wird die Kritik im Hintergrund immer lauter.
Das Nördlinger Traditionsunternehmen will sich neu ausrichten, deshalb sollen 60 Vollzeitstellen abgebaut werden, gaben die Geschäftsführer Leo van Bree und Alexander Pascher kürzlich bekannt. Weil der Konzern seit Jahren erstmals rote Zahlen schreibe, sehe man sich zum Handeln gezwungen. So sollen Logistik und Disposition automatisiert und „effizienter gestaltet“werden.
Aus Kreisen der Mitarbeiter war zu vernehmen, dass die negative Entwicklung des Unternehmens bereits über Jahre abzusehen gewesen sein soll – und nicht wie von der Ge- beschrieben ein akutes Problem sei.
Im Gespräch mit unserer Zeitung reagiert Alexander Pascher nun auf die Vorwürfe: „Was wir gesagt haben, stimmt. Wir werden jetzt zum ersten Mal seit langer Zeit im Konzern einen Fehlbetrag haben.“Natürlich habe es in unterschiedlichen Unternehmensbereichen in den vergangenen Jahren unterschiedlich gute Ergebnisse gegeben, meint der Geschäftsführer. In welchen Bereichen es schon länger kriselt, will Pascher allerdings nicht weiter ausführen.
Vonseiten der Angestellten gibt es in der Zwischenzeit schwere Vorwürfe gegen die Unternehmensleitung. So sollen Mitarbeiter in Unternehmensbereichen, in denen es nicht mehr so gelaufen ist, von der Chefetage gezielt unter Druck gesetzt worden sein. „Es hieß immer, wir verkaufen zu wenig“, klagt ein Angestellter. Konsequenz sei unter anderem gewesen, dass man für die gleiche Bezahlung länger hätte arbeiten müssen. Vor rund zehn Jahren hätten die Probleme angefangen, heißt es aus Mitarbeiterkreisen. Je weniger der Seniorchef der Firma, Wilhelm Fischer, sich eingebracht hätte, desto schlechter seien die Arbeitsbedingungen geworden. So hätten gute Mitarbeiter das Traditionsunternehmen immer öfter verlassen. „Dass der Service dann schlechter wird und die Kunden nicht mehr so zufrieden sind, ist ja logisch“, sagt ein Angestellter. Das dürftig laufende Internetgeschäft habe das Unternehmen weniger schwer getroffen als der Verlust von Kunden vor Ort, heißt es ebenfalls aus der Belegschaft.
Geschäftsführer Leo van Bree reagiert gelassen auf die Vorwürfe. „Es ist doch ganz normal, dass man auf die Abteilungen zugeht, wenn es nicht so läuft.“Man wäre immer ganz offen mit den Angestellten umgegangen und habe gemeinsam versucht, deren Ergebnis zu verbesschäftsführung sern. Es gebe viele Mitarbeiter, die seit Jahren dabei sind, eine hohe Fluktuation könne er nicht bestätigen. Alexander Pascher fügt hinzu, dass es in mittelständischen Unternehmen immer wieder vorkomme, dass Angestellte sich woanders umschauen müssen, wenn sie sich beruflich weiterentwickeln wollen.
Laut Betriebsratschef Werner Baur gehe es bei Eisen-Fischer „noch vielen Leuten gut“. Er könne nicht bestätigen, dass die Arbeitsbedingungen im Allgemeinen schlecht sind. „Wir werden uns auf jeden Fall um unsere Leute kümmern“, verspricht Baur, der weiterhin darum bemüht ist, die Wogen zu glätten, im Hinblick auf die Gespräche mit der Chefetage. Bei den Verhandlungen mit der Unternehmensleitung wolle er vor allem herausfinden, wie es wirklich um Eisen-Fischer steht. Geschäftsführer Leo van Bree betont: „Bei diesem Unternehmen geht es weiter, und wir wollen auch weiter machen.“