Wie sich’s in Bayern lebt
Joseph Vilsmaier präsentierte in Nördlingen seinen neuen Film „Bayern – Sagenhaft“. Wir haben mit ihm über das Werk gesprochen, das eine Liebeserklärung an den Freistaat ist
Nördlingen Regisseur Joseph Vilsmaier besuchte Nördlingen, um im Movieworld seinen Film „Bayern – Sagenhaft“zu präsentieren. Wir haben mit ihm über sein neuestes Werk gesprochen, das ab dem heutigen Donnerstag, 26. Oktober, im Movieworld Nördlingen zu sehen ist.
Am Anfang des Films holen Sie Kabarettistin Monika Gruber aus dem Weltraum zurück für ein Jahr auf der „bayerischen Weltkugel“. Steht so etwas schon bei Drehbeginn fest?
Ideen wie die mit dem Weltraum kamen nach und nach. Schließlich haben wir vier Jahre an dem Film gearbeitet. Seinen Witz verdankt der Film zu einem großen Teil Monika Gruber.
„Bayern – Sagenhaft“ist geprägt von Landschaftsaufnahmen, Sehenswürdigkeiten wie der Würzburger Residenz und Festen und Bräuchen wie der Altöttinger Lichterprozession. Was hat Sie bei den Dreharbeiten am meisten überrascht?
Vilsmaier: Was ich überhaupt nicht kannte war der Nepal-HimalayaPark in der Nähe von Regensburg. Für diesen Park wurden 500000 Pflanzen aus dem Himalaya importiert. Davon wissen wirklich wenige Menschen. Das ist eine Oase der Ruhe. Hans-Jürgen Buchner „Haindling“hat mir davon erzählt, der dann auch wieder für die Filmmusik zuständig war. Die Fronleichnamprozession auf dem Staffelsee bei Murnau und das Ochsenrennen in Münsing kannte ich vorher nur vom Hörensagen.
Sie haben den Film eigenständig produziert und werden ihn auch selbst verleihen. Wie funktioniert das? Vilsmaier: Es war wahnsinnig viel Arbeit, aber ich hatte mir das persönliche Ziel gesetzt, einmal einen meiner Filme selbst zu verleihen. Die meiste Zeit haben wir die Arbeit zu zweit gestemmt. Wir verleihen 103 Kopien in Bayern, bis zum Filmstart besuche ich 56 Kinos in vier Wochen. Der Film ist eine Liebeserklärung an ihre Heimat Bayern. Sie möchten ihn aber auch in Berlin, Hamburg und anderen Teilen Deutschlands vorführen. Haben sie Sorge, dass die Liebe als Selbstverliebtheit wahrgenommen werden könnte?
Vilsmaier: Nein, ich bin kein Berufsbayer – das nehme ich gelassen. Wenn jemand meint, ich bediene in meinem Film Klischees, dann sage ich, ja dann sind Weißwurst und Lederhosen eben Klischees. Mein Film soll unterhalten und vielleicht anregen, sich mal so ein Ochsenrennen oder ähnliches anzuschauen. Ist doch in Ordnung! Ich wollte keinen sozialkritischen Film über Bayern machen. Das war nicht mein Ansatz, das überlass’ ich anderen. Wie hat Ihnen der Film denn gefallen?
Der Aufwand, der in den Film gesteckt wurde, ist deutlich zu sehen. Wiederholung lässt sich bei all den Festen und Bräuchen wohl nicht vermeiden. Außerdem richtet sich ein Film ja immer an eine bestimmte Zielgruppe. Die Zuschauer in Nördlingen waren jedenfalls sichtlich begeistert.
Vilsmaier: Das höre ich natürlich gern, denn genau darauf kommt es doch an. „Bayern – Sagenhaft“sollte ein skurril heiterer bayerischer Reigen werden, der das gelebte Brauchtum Bayerns darstellt. „Wir lassen unsere Schwaben nicht im Stich“, sagt Monika Gruber in einer kurzen Szene bei Lindau. Ansonsten taucht Schwaben im Film nicht auf. Haben Sie uns doch im Stich gelassen? Vilsmaier: Wenn man keinen 10-Stunden-Film zeigen kann, dann ist es ganz normal, dass sich manche Gegenden und Städte in so einem Film benachteiligt fühlen, das lässt sich gar nicht vermeiden. Aber in meinem Herzen hab ich die Schwaben nicht im Stich gelassen. Das Problem ist, dass man sich bei ca. 25 Stunden Material, entscheiden muss, was passt rein und was nicht auch wenn’s weh tut.
Interview: Philipp Wehrmann