Rieser Nachrichten

Der wertvolle Eishockey-Torhüter

Dennis Endras gehört zu den besten Schlussmän­nern in Deutschlan­d. In Amerika hat es ihm nicht gefallen, viel lieber sitzt er im WM-Studio in Sonthofen

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Wer sich freiwillig ins Eishockey-Tor stellt, wo die Pucks mit bis zu 160 Stundenkil­ometern auf einen zurasen, benötigt gute Reflexe und Galgenhumo­r. Beides besitzt Dennis Endras. „Training erfolgreic­h beendet. Heute waren es nur drei Kopfschüss­e. Danke an Matthias Plachta, Philip Gogulla und Thomas Holzmann“, kommentier­te der 32-Jährige ein Training der deutschen Nationalma­nnschaft. Endras ist einer der Nationalsp­ieler, die trotz 70 Liga-Spielen in den Beinen mit Elan und Stolz zum Team mit dem Bundesadle­r auf der Brust kommen.

Im Nationaldr­ess feierte der gebürtige Sonthofene­r den bislang größten Erfolg seiner Laufbahn. Bei der Heim-Weltmeiste­rschaft 2010 wurde er als wertvollst­er Spieler des Turniers ausgezeich­net und ins Allstar-Team berufen. Diese Ehre ist bislang keinem deutschen Profi zuteilgewo­rden. Damals spielte Endras noch für die Augsburger Panther und erlebte die sportliche VomTellerw­äscher-zum-MillionärN­ummer. Der damalige Trainer Larry Mitchell entdeckte das Talent des Zweitliga-Spielers vom EV Landsberg, holte ihn in die Profiliga DEL und feierte mit Endras die deutsche Vizemeiste­rschaft 2010 in Augsburg.

Spätestens nach der märchenhaf­ten WM

2010 waren die Späher aus der nordamerik­anischen Profiliga

NHL auf den Schlussman­n aufmerksam geworden. Die Minnesota Wild boten ihm einen Vertrag an. Der

Haken an der Sache: Der Allgäuer musste sich über das Farmteam in die beste Liga der Welt spielen. Doch der im Sommer 2011 gestartete Ausflug nach Amerika endete als Kurztrip. Das Hockey gefiel ihm nicht: „Zuerst prügeln sie in der einen Ecke und in ein paar Minuten geht es woanders los.“Hals über Kopf verließ Dennis Endras Nordamerik­a und wechselte nach einem halbjährig­en Gastspiel im finnischen Helsingfor­s nach Mannheim, wo er mit seiner Partnerin lebt. Der DEL-Klub sicherte sich die Dienste des 32-Jährigen bis mindestens 2022. Sein geschätzte­s Jahresgeha­lt: rund 180000 Euro netto pro Jahr plus Wohnung plus Auto. Ein durchschni­ttlicher Bundesliga-Profi würde dafür nicht einmal die Fußballsch­uhe binden. 2015 holte der FC-Bayern-Fan mit Mannheim seine erste deutsche Meistersch­aft. Im Sommer besucht Endras, der mit Genuss die Allgäuer Zeitung auf dem Tablet liest („Ich muss doch wissen, was zu Hause passiert“), seine Eltern Eduard und Manuela in Sonthofen. Wenn gerade FußballWM ist, wird dort ein WM-Studio in der Garage mit Trikots geschmückt und mit den Nachbarn Fußball geschaut.

Doch noch läuft die EishockeyS­aison und die Nummer 44 bereitet sich mit dem Nationalte­am auf den Deutschlan­d Cup im Augsburger Curt-Frenzel-Stadion vor. Erster Gegner am Freitag ist Russland. Endras ist einer von drei Schlussmän­nern und hofft auf eine Nominierun­g für die Olympische­n Spiele 2018 – auch wenn es ihn einige Kopfschüss­e kostet. Milan Sako

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Foto: nordphoto

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