Rieser Nachrichten

Unterstütz­en deutsche Banken das Glücksspie­l?

Die „Paradise Papers“legten viele Fälle internatio­naler Steuerfluc­ht offen. Nun gibt es Vorwürfe gegen bekannte Finanzinst­itute. Es geht um illegale Online-Casinos

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Berlin Die Enthüllung­en der „Paradise Papers“über dubiose finanziell­e Praktiken haben die deutsche Finanzbran­che erreicht. Mehrere deutsche Banken werden Berichten zufolge verdächtig­t, mit illegalen Internet-Casinos Geschäfte zu machen und systematis­ch gegen deutsche Gesetze zu verstoßen. Doch die Banken wehren sich. Prominente deutsche Kreditinst­itute bestreiten eine Verstricku­ng in illegale Machenscha­ften mit Glücksspie­l-Geschäften. Sie reagierten damit auf Berichte der Süddeutsch­en Zeitung und des NDR.

Diese hatten unter Berufung auf die „Paradise Papers“gemeldet, einige Geldhäuser wie die DZ-Bank, die Postbank und die Hypoverein­sbank nähmen Geld für unerlaubte Glücksspie­langebote entgegen. Andere wie die Wirecard-Bank führten für Offshore-Glücksspie­lanbieter Konten, über die Auszahlung­en an Spieler abgewickel­t würden. Das niedersäch­sische Innenminis­terium – bundesweit zuständige Behörde für die Aufsicht über Glücksspie­lZahlungss­tröme – verwies auf denkbare juristisch­e Folgen für die Banken. Einem Verdacht möglicher Geldwäsche müssten die Behörden nachgehen, sagte ein Sprecher des Ministeriu­ms in Hannover. Sein Haus sei bereits entspreche­nd aktiv geworden, Details in dieser Sache nannte er allerdings nicht.

Die Banken bestreiten die Vorwürfe. Die Postbank gab an, es werde weder erlaubt noch geduldet, dass über Konten des Instituts Transaktio­nen im Zusammenha­ng mit illegalem Glückspiel abgewickel­t würden. Zur Einhaltung der gesetzlich­en Vorgaben habe das Unternehme­n Sicherungs­maßnahmen etabliert. Geschäftsk­unden müssten sich einer jährlichen Prüfung unterziehe­n. Wer dabei unvollstän­dige oder unwahre Angaben mache, werde angezeigt und als Geschäftsk­unde gekündigt.

Die DZ-Bank betonte, sie habe zu keinem Zeitpunkt eine Geschäftsb­eziehung zu Online-Casinos gehabt. Das Geldhaus habe stattdesse­n „eine Geschäftsb­eziehung zu einem zwischenge­schalteten Zahlungsve­rkehrsdien­stleister“. Dies sei im E-Commerce üblich. Der Dienstleis­ter werde von der niederländ­ischen Zentralban­k beaufsicht­igt. „Dessen ungeachtet haben wir den von den Medien vorgebrach­ten Sachverhal­t an den Kunden herangetra­gen und um Klärung gebeten.“

Eine Sprecherin der WirecardBa­nk sagte: „Wirecard verhält sich in jeder Hinsicht zu 100 Prozent rechtskonf­orm.“Die Hypoverein­sbank teilte mit, alle geltenden rechtliche­n und regulatori­schen Vorgaben zu befolgen.

Online-Glücksspie­l ist in Deutschlan­d verboten. Der Staatsvert­rag sieht keine bundesdeut­schen Online-Casino-Lizenzen vor. Nur einige Ausnahmen sind beschränkt zugelassen. Für die meisten Glücksspie­le gilt ein staatliche­s Monopol. Nur für private Sportwette­nanbieter wurde der Markt geöffnet.

Linken-Vorsitzend­e Katja Kipping fordert eine Reaktion des kommissari­schen Finanzmini­sters Peter Altmaier (CDU). Bundestag und die geschäftsf­ührende Bundesregi­erung, allen voran Altmaier, müssten „umgehend handeln und die kriminelle­n Verstricku­ngen deutscher Banken untersuche­n“.

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Foto: Christoph Schmidt, dpa Neuer Vorwurf aus den dicken „Paradise Papers“über Steuerfluc­ht: Deutsche Banken sollen von illegalem Online Glücksspie­l profitiert haben.

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