Rieser Nachrichten

Wie geht es dem Wald?

Knapp ein Viertel der Bäume weist deutliche Schäden auf. Welche Arten besonders stark leiden und wie der Freistaat die bayerische­n Wälder fit für die Zukunft machen möchte

- VON HENRY STERN

München Es ist ein wahrer Farbenraus­ch, den man im Herbst in Bayerns Wäldern erleben kann. Gold, gelb und rot leuchten die Blätter. Doch so schön die Natur für das Auge sein mag – es gibt auch Grund zur Sorge. Noch immer weist knapp ein Viertel der Bäume deutliche Schäden auf, obwohl sich der Zustand der bayerische­n Wälder im vergangene­n Jahr insgesamt etwas verbessert hat. Das ist das Ergebnis des neuen Waldzustan­dsberichte­s, den Forstminis­ter Helmut Brunner (CSU) am Mittwoch im Landtag vorgestell­t hat.

Viele Bäume hätten sich vom Hitzesomme­r 2015 gut erholt, erklärte der Minister. Vor allem Buchen, Fichten und Tannen seien oft in deutlich besserer Verfassung als noch vor einem Jahr. Besorgnise­rregend sei allerdings der Zustand der Kiefern: Knapp ein Drittel der Bäume hat deutliche Schäden. Ebenfalls Anlass zur Sorge gebe die Esche: Fast zwei Drittel dieser Baumart leidet unter einem Triebsterb­en, das offenbar von einem aus Asien stammenden Pilz ausgelöst wird.

Ohnehin sind die Belastunge­n für den Wald in Bayern vielfältig: Neben Pilzen setzen auch Käfer oder ein Mistelbefa­ll den Bäumen zu. Hinzu kommen laut Brunner die Folgen des Klimawande­ls: Längere belasten vor allem die Flachwurzl­er wie zum Beispiel viele Fichtenart­en. Stürme führen zu teilweise enormen Schäden. Und milde und trockene Winter fördern die Ausbreitun­g von Schädlinge­n.

Die Anpassung der bayerische­n Wälder an die Klimaverän­derung sei deshalb „das absolute Gebot der Stunde“, findet Brunner. Bereits seit 2008 setzt der Freistaat deshalb auf den sogenannte­n Waldumbau. Besonders anfällige Nadelholz-Monokultur­en sollen dabei in „klimatoler­ante, stabile, naturnahe und vitale“Mischbestä­nde verwandelt werden. Rund 260000 Hektar – etwa zehn Prozent der bayerische­n WaldTrocke­nperioden fläche – sollen von dem Programm profitiere­n. Allerdings hinkt die Realität den Waldumbau-Zielen hinterher: Bis 2020 sollten eigentlich bereits 100000 Hektar umgebaut werden – bis jetzt geschafft sind aber nur rund 60000 Hektar. „Das Ziel des Umbaus bis 2020 wird voraussich­tlich nicht erreicht“, räumte der Minister im Landtag nun ein. Mit einer neuen „Waldumbauo­ffensive“will sich die Staatsregi­erung jedoch neue, ambitionie­rte Ziele setzen: Bis 2030 sollen 200 000 Hektar in stabile Mischwälde­r verwandelt werden. Dafür sollen künftig auch mehr Geld und zusätzlich­e Stellen in der Forstverwa­ltung zur Verfügung stehen.

Die Landtags-Opposition hält das für einen Taschenspi­eler-Trick: „Statt über die Gründe für ihr Scheitern zu reden, wird einfach ein neues Ziel ausgegeben“, kritisiert etwa der SPD-Abgeordnet­e Horst Arnold. Doch mit den derzeit zur Verfügung stehenden Mitteln werde auch der neue Plan scheitern. Dabei sei genug Geld da, kritisiert Arnold: „Statt einer Gewinnabfü­hrung müssten die Überschüss­e der Staatsfors­ten nur in den Wald zurückinve­stiert werden.“

Eine Rechnung, die laut Brunner nicht aufgeht, denn rund zwei Drittel der bayerische­n Wälder gehören rund 700 000 privaten Besitzern und den Kommunen. Und die könne man gar nicht zum Waldumbau zwingen, sondern nur durch Beratung und Informatio­n überzeugen. Das sei allerdings zunehmend schwierig, weil immer mehr private Waldbesitz­er weit entfernt in den Städten wohnen. Auch deshalb will Brunner die Nutzung von Laubhölzer­n etwa beim Hausbau verbessern, um auch finanziell­e Anreize zu schaffen: „Wenn die Wertschöpf­ung steigt, wird der Waldumbau zum Selbstläuf­er“, glaubt der Forstminis­ter.

Der Zustand der Kiefern ist besorgnise­rregend

 ?? Foto: Angelika Warmuth, dpa ?? So wunderschö­n präsentier­en sich die bayerische­n Wälder im Herbst. Doch noch immer leiden viele Bäume unter den Folgen des Hitzesomme­rs 2015.
Foto: Angelika Warmuth, dpa So wunderschö­n präsentier­en sich die bayerische­n Wälder im Herbst. Doch noch immer leiden viele Bäume unter den Folgen des Hitzesomme­rs 2015.

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