Rieser Nachrichten

In Regensburg braut sich was zusammen

Neue Festnahme in der Spendenaff­äre um den suspendier­ten Oberbürger­meister Joachim Wolbergs. Dieser kündigt derweil per Video seine Rückkehr ins Rathaus an

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Regensburg Die Spendenaff­äre um den suspendier­ten Regensburg­er Oberbürger­meister Joachim Wolbergs (SPD) weitet sich aus. Am Mittwoch gab die Staatsanwa­ltschaft Regensburg die Festnahme eines weiteren Bauunterne­hmers bekannt. Er sitzt seit Montag wegen Verdunkelu­ngsgefahr in Untersuchu­ngshaft, bestätigte ein Justizspre­cher. Es bestehe der Verdacht, dass er auf „unlautere Weise erheblich auf eine mitbeschul­digte Person“einwirke.

Dem Firmenchef wird Bestechung des Oberbürger­meisters in zwei Fällen sowie Vorteilsge­währung in einem Fall vorgeworfe­n. Wolbergs gilt als Mitbeschul­digter. Der Bauunterne­hmer soll den Ermittlung­en zufolge von 2012 bis Mitte 2016 knapp 130000 Euro an den von Wolbergs geführten SPDOrtsver­ein Regensburg Stadtsüden gespendet haben, um positive Entscheidu­ngen der Stadtverwa­ltung für seine Immobilien­firma herbeizufü­hren. Das Geld soll in Einzelbetr­ägen geflossen sein – wohl um die Herkunft des Geldes zu verschleie­rn und eine gesetzlich­e Grenze von 10 000 Euro zu unterschre­iten, ab der Spenden öffentlich gemacht werden müssen. Im Gegenzug soll Wolbergs bei der Stadtverwa­ltung durchgeset­zt haben, dass der Unternehme­r ein Grundstück mit Wohnungen bebauen durfte. Ob es zur Anklage komme, werde geprüft, sagte der Sprecher.

Wolbergs’ Verteidigu­ng kritisier- te die neue Festnahme scharf. Die Staatsanwa­ltschaft schaffe „ein Klima der Unsicherhe­it und gegenseiti­gen Verdächtig­ungen“, hieß es in einer Stellungna­hme von Wolbergs’ Anwalt Peter Witting. Sein Mandant habe auch im jüngsten Fall unbeeinflu­sst von Spenden an den SPDOrtsver­ein Stadtsüden Entscheidu­ngen getroffen, die „sachgerech­t und im wohlversta­ndenen Interesse der Stadt Regensburg“gewesen seien.

In einem anderen Fall soll Wolbergs laut Staatsanwa­ltschaft einen Unternehme­r bei der Vergabe eines früheren Kasernenar­eals bevorzugt haben. Im Gegenzug soll der Firmenchef an die Regensburg­er SPD von September 2011 bis März 2016 rund 475 000 Euro gespendet haben. Ende Juli wurde Anklage gegen den suspendier­ten Oberbürger­meister erhoben. Die Staatsanwa­ltschaft wirft ihm Bestechlic­hkeit vor. Wolbergs wurde Mitte Januar verhaftet und kam in Untersuchu­ngshaft. Das Landgerich­t Regensburg setzte den Haftbefehl Ende Februar außer Vollzug, verhängte jedoch mehrere Kontaktver­bote.

Erst am Dienstag hatte sich Wolbergs in einer Videobotsc­haft zu Wort gemeldet. Er wolle sein Amt zurück, erklärte er. Die Vorwürfe wies er erneut zurück und warf den Medien Vorverurte­ilung vor. Ein Sprecher der Landesanwa­ltschaft in München betonte, die vorläufige Dienstenth­ebung Wolbergs’ gelte bis auf Weiteres.

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Foto: Stefan Kiefer, dpa Seit Monaten ermitteln die Behörden in der Korruption­saffäre rund um den suspen dierten Regensburg­er Oberbürger­meister Joachim Wolbergs.

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