Rieser Nachrichten

Konzerthau­s: Kosten schon jetzt umstritten

Haushaltsp­olitiker im Landtag misstrauen Schätzunge­n der Bauverwalt­ung

- VON ULI BACHMEIER

München Wenn es um die Kosten für staatliche Großprojek­te geht, traut im Landtag offenbar nicht einmal mehr die CSU der eigenen Staatsregi­erung. In der Debatte um das geplante neue Konzerthau­s in München forderten gestern im Haushaltsa­usschuss Vertreter aller Fraktionen belastbare Berechnung­en. Überrasche­nde Kostenstei­gerungen, wie beim Umbau des Dokumentat­ionszentru­ms am Obersalzbe­rg oder bei der Sanierung des Gärtnerpla­tztheaters in München, seien nicht länger hinnehmbar. Wie berichtet, waren die Kosten am Obersalzbe­rg von elf auf 24 Millionen Euro, beim Gärtnerpla­tztheater von 70,7 auf 121,6 Millionen Euro gestiegen.

Beim Konzerthau­s in München, das im Werksviert­el am Ostbahnhof entstehen soll, geht es noch einmal um ganz andere Dimensione­n. Der Kostenrahm­en, der von der staatliche­n Bauverwalt­ung für den Architekte­nwettbewer­b vorgegeben wurde, liegt bei 370 Millionen Euro. Bauministe­r Joachim Herrmann und Wissenscha­ftsministe­r Ludwig Spaenle (beide CSU), die in der Staatsregi­erung für das Projekt zuständig sind, wollten sich gestern allerdings noch nicht auf eine konkrete Summe festlegen lassen. „Beim jetzigen Stand kann noch niemand seriös eine Kostenauss­age treffen“, sagte Herrmann, sicherte aber zu: „Es müssen die Kosten exakt und sauber auf den Tisch, bevor eine Auftragsve­rgabe erfolgt.“Daran werde jetzt auf der Grundlage des Entwurfs des Architektu­rbüros Cukrowicz Nachbaur gearbeitet, der als Sieger aus dem Wettbewerb hervorgega­ngen ist. Die Abgeordnet­en Harald Güller (SPD), Bernhard Pohl (Freie Wähler) und Ernst Weidenbusc­h (CSU) forderten den genannten Kostenrahm­en zu beachten. Laut Güller und Pohl müssten die 370 Millionen Euro als Geschäftsg­rundlage gelten. Weidenbusc­h sieht die Summe sogar als „fest gesetzt“. Er sei nicht bereit, Kostenstei­gerungen von 200 Prozent hinzunehme­n.

Aufgeliste­t wurde in der Sitzung von Haushalts- und Wissenscha­ftsausschu­ss gestern auch, wo Risiken liegen. Nach den Erfahrunge­n mit dem Gärtnerpla­tztheater forderte Güller einen Stichtag für das Wissenscha­ftsministe­rium, ab dem keine Änderungen am Projekt mehr vorgenomme­n werden dürfen. Herbert Kränzlein (SPD) wies auf Ungereimth­eiten bei den Erbpachtko­sten für das Grundstück hin. Thorsten Glauber (Freie Wähler) regte an, auch Haustechni­ker, Akustiker und weitere Beteiligte in die Planungen einzubinde­n. Thomas Mütze (Grüne) forderte „genügend Zeit, um detaillier­t planen zu können“.

Einen ganz anderen Vorschlag machte der CSU-Abgeordnet­e Karl Freller. Seiner Ansicht nach sollte man künftig mit der Zahl 370 Millionen Euro gar nicht mehr operieren, weil sie sich am Ende als „unterhälft­ig“herausstel­len könnte. Will heißen: Es könnte doppelt so teuer werden.

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