Rieser Nachrichten

Was von einem Roman übrig bleibt

- VON ALOIS KNOLLER kino@augsburger allgemeine.de

Wie oft ist schon darüber philosophi­ert worden, ob ein mehrere hundert Seiten dicker Roman angemessen verfilmt werden kann. Wir wollen es ein weiteres Mal versuchen mit der simplen These: Es ist ein Ding der Unmöglichk­eit. Gut möglich dagegen ist ein sehr gelungener Kinofilm „nach dem Roman von ...“

Denn eins ist klar: Vieles, was im Buch seitenlang beschriebe­n wird, muss auf wenige stimmungsv­olle Bilder eingedampf­t werden. Und das heißt, das Kopfkino der Leser auf einen Nenner zu bringen. Und weil sich jeder Literaturf­an etwas anderes vorstellt – wenigstens in den Details –, besteht darin bei der Umsetzung das allergrößt­e Kunststück. Schon die ersten Minuten auf der Leinwand müssen uns Zuschauer fasziniere­n und anerkennen lassen: Ja, so kann es wirklich ausgesehen haben, was mir das Buch erzählt hat. Wie grandios hat etwa Heinrich Breloer die Empfangsha­lle der Buddenbroo­ks getroffen – bis hin zu dem furchterre­genden ausgestopf­ten Bären auf der Treppe!

Charaktere treffend besetzen und spielen – ist dann fast schon business as usual. Und natürlich eine Frage, was der Film am Ende kosten darf. Exzellente Schauspiel­er haben ihren Preis, aber nicht weniger unglaublic­he Newcomer veredeln den Streifen. Ihre Rolle als Scarlett O’Hara („Vom Winde verweht“, 1939) machte die damals in den USA unbekannte Vivien Leigh über Nacht berühmt.

Eine Liebesroma­nze oder ein Kriminalfa­ll sind allerdings sehr viel leichter am Romantext entlang zu inszeniere­n als eine komplexe Erzählung. Von Umberto Ecos „Der Name der Rose“ist am Ende nur die Aufklärung der Mordserie im mittelalte­rlichen Kloster übrig geblieben. Die wundervoll kenntnisre­ichen Exkurse ins Denken dieser Zeit fielen im Kino völlig aus.

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