Skibbes zweite Chance
Weltmeisterschaft 2018 Der deutsche Trainer hat ein am Boden liegendes griechisches Team wieder aufgebaut. Nun soll mit der WM-Qualifikation der Höhepunkt folgen
Athen 16 Jahre nach dem verlorenen WM-Finale mit Deutschland gegen Brasilien will Michael Skibbe zurück auf die größte Fußball-Bühne der Welt. Auf dem Weg nach Russland muss der deutsche Trainer mit der griechischen Nationalmannschaft noch eine Hürde nehmen: Play-off-Gegner Kroatien.
„Für uns sind diese Play-offs eine Herausforderung“, sagte Skibbe vor der Abreise nach Zagreb. „Wir sind gut vorbereitet“, fügte er hinzu. Das Hinspiel am Donnerstag in Zagreb, das Rückspiel am Sonntag in Piräus – danach ist klar, ob Skibbe sein WM-Comeback gibt. 2002 bildete er mit Teamchef Rudi Völler ein Gespann auf der deutschen Trainerbank. Schaffen will er die erneute Teilnahme an einer Weltmeisterschaft mit einem System, das ähnlich ist zu dem, das Griechenland unter Otto Rehhagel 2004 zum Europameister machte. Hinten dicht – und vorne effektiv sein.
In Brüssel gab es damit gegen Belgien sogar ein 1:1. Für die Nummer fünf der Weltrangliste war das der einzige Punktverlust in der Quali – für Griechenland ein wichtiger Schritt zu Platz zwei in der Gruppe H vor Bosnien-Herzegowina, Estland, Zypern und Gibraltar.
Hinter diesem Teilerfolg steht viel Arbeit. Als Skibbe im Oktober 2015 sein Amt übernahm, herrschte Chaos. Streit und miserable Ergebnisse – darunter zwei Niederlagen gegen die Färöer während der Qualifikation für die EM 2016 – prägten die Stimmung. Griechenland spielte lustlos vor fast leeren Rängen. Skibbe machte sofort klar: „Wer keine Lust hat und keinen Teamgeist zeigt, der wird rausgeschmissen – fertig.“
Skibbe motivierte seinen Kader: Erfolg mit der Nationalmannschaft führe zu internationaler Bekanntheit – und der Chance, von renommierten Vereinen verpflichtet zu werden. Wer keinen Erfolg mit der Nationalmannschaft habe, könne in der griechischen Superliga spielen, die wegen der schweren Finanzkrise in dem Land schwer leidet. Noch dazu droht nun ein Manipulationsskandal.
Die Justiz erhob am Mittwoch Anklage gegen 28 Personen. Unter den Angeklagten sind der Präsident des griechischen Rekordmeisters Olympiakos Piräus, Evangelos Marinakis, der frühere Präsident des griechischen Fußballverbandes, Giorgos Sarris, sowie amtierende und ehemalige Präsidenten der Mannschaften Atromitos Athen, Veria und Levadiakos. Auch mehrere Schiedsrichter und Fußballspieler wurden angeklagt. Juristen erwarten mehrmonatige Gerichtsverfahren. Bei einer Verurteilung drohen demnach Haftstrafen von bis zu zehn Jahren.
Davon soll sich die Nationalmannschaft aber nicht beirren lassen. Um acht Legionäre, darunter auch Konstantinos Stafylidis vom FC Augsburg, Sokratis (Borussia Dortmund), Kyriakos Papadopoulos (Hamburger SV) und Kostas Manolas (AS Rom), bildete Skibbe eine Gruppe von 13 bis 15 Stammspielern. Danach holte er auch Jüngere, teils aus dem Ausland, teils aus Griechenland, ins Team. Aus dem wilden Haufen wurde nach und nach eine verschworene Truppe. Sollten sich die Griechen qualifizieren, wird Skibbes Vertrag automatisch bis zum Ende der WM verlängert. Und Skibbe soll eine Prämie in Höhe von 500 000 Euro bekommen, berichtet die griechische Sportpresse. Unklar ist, ob Skibbe nach einem Aus in den Play-offs bleibt. Da er aber aus dem Chaos wieder eine Mannschaft gemacht hat, sind die Chancen groß.