Da ist etwas gewaltig schief gelaufen
Zum Bericht „Mensa wird abgerissen“in den Rieser Nachrichten vom 25. Okto ber:
Wenn bei einem Bauprojekt die projektierten Kosten um 50 Prozent überschritten werden, dann ist etwas gewaltig schief gelaufen, weil die Verantwortlichen entweder ihre Aufsichtspflicht nicht erfüllt haben oder arglistig getäuscht wurden. Baukosten folgen keinen Naturgesetzen, sondern werden gemacht. Die Ambition des Bauherrn, die Kühnheit des Architekten, der Ehrgeiz des Ingenieurs und der Erwerbssinn der Bauunternehmer, all das treibt die Kosten hoch und muss mit Strenge gezügelt werden. Im privaten und gewerblichen Bereich achten zumeist die Kreditgeber darauf, dass ihr Anteil nicht in den Taschen der Bauschaffenden verschwindet und drehen notfalls den Geldhahn zu. Beim öffentlichen Bau aber fehlt dieses Korrektiv, die politischen Gremien besitzen in der Regel nicht die Entschlossenheit, die Interessen des Steuerzahlers knallhart zu verteidigen. Zu viele Interessen zerren an der Politik, gesetzliche Normen sind zu erfüllen, Arbeitsplätze sollen gesichert werden und immer ist der nächste Wahltermin im Blick, zu dem man etwas Großartiges vorweisen möchte. Außerdem kann man Schulen und Krankenhäuser bei Kostenüberschreitungen nicht einfach als Bauruine stehen lassen.
Den Fachleuten der THG-Sanierung hätten die Kostenrisiken der vorgebauten Fassade bewusst sein müssen, die Unwägbarkeiten der Bodenbeschaffenheit im Ries sind bekannt. Es wäre ihre moralische Pflicht gewesen, die nun kostenmäßig aus dem Ruder gelaufene Lösung gar nicht erst vorzuschlagen. Aber kann man das wirklich verlangen, die Möglichkeit so saftiger Zusatzprofite einfach aufzugeben? Doch, das muss man sogar verlangen, und man sollte Planer, die so gnadenlos überziehen wie im Fall des THG, von künftigen öffentlichen Ausschreibungen für einen angemessenen Zeitraum ausschließen. Die dafür nötige gesetzliche Grundlage muss schleunigst geschaffen werden.
Joachim Ramisch, Reimlingen