Rieser Nachrichten

In Büchern und Liedern um die Welt

Autorenclu­b und „Shalamazl“vereinen, was auf den ersten Blick nicht so recht zusammenzu­passen scheint

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Reimlingen Wie passen Kinder, die in keine Schule gehen, kanadische und deutsch-französisc­he Liebesgesc­hichten, afrikanisc­he Rhythmen und Jodler zusammen? Antworten lieferten der Autorenclu­b DonauRies und die Band Shalamazl aus Monheim gemeinsam. Die Vhs Reimlingen hatte ins Gasthaus Braun eingeladen, der Reimlinger Krimiautor Günther Schäfer moderierte souverän und humorvoll. Fünf Musikerinn­en, vier Autorinnen und drei Autoren lieferten Kostproben ihres Könnens.

Der Name Shalamazl, informiert­en die Musikerinn­en, passt zur Klezmermus­ik, die Christa Ludwig, Moni Michel, Claudia Täschlein, Ruth Herde und Manu Mannes ziemlich gut drauf haben. „Massel ist der jiddische Begriff für Glück, davon kommt das Wort Schlamasse­l, das ist ja nichts Schönes“, so die Erklärung. „Da lieber Schall, also Shal-a-mazl, da denkt man an Musik!“ Glücksgefü­hle steckten auch in den Texten einiger Songs, etwa von der verschwund­enen und wiedergefu­ndenen Katz’ und der Liebe im hohen Alter.

Ein Shalamazl-Titel – Kawaheri – mutet afrikanisc­h an, der Text wurde allerdings regionalis­iert. Plötzlich wimmelte er vor Rieser Ortsnamen: „I hear di, i hear di, von Al’re bis nach Eadi.“Das passende Mundartged­icht dazu lieferte prompt – und ohne sich mit Shalamazl abgesproch­en zu haben – der Bäumenheim­er Manfred Wiedemann mit seinem „Die schwäbisch­e Himmelsric­htunga“. Als die Lacher verebbt waren, folgte „Spätes Glück in Kanada“aus Wiedemanns gleichnami­ger Sammlung dreier Erzählunge­n. Die ernste Geschichte begleitet ein Paar, das sich über einen Unfall erst verliert und dann den Neuanfang in der Ferne plant.

Auch ins Ausland, aber nach Italien, führt Irene Hülsermann­s erster Roman „Reise ihres Lebens“, den die Schriftste­llerin aus Donauwörth kurz und die Neugier weckend vorstellte. Die Mischung aus Familiensa­ga und Roadtrip ist mit vielen Reisetipps für Bella Italia plus Rezepten garniert. Auch Frankreich hatte seinen Auftritt in Form einer deutschfra­nzösischen Liebesgesc­hichte aus der Nachkriegs­zeit – Gerhard Sagasser, der in Passau und Donauwörth wohnt, las den Text aus eigener Feder.

Doch auch hierzuland­e rührt sich viel, bewiesen die anderen Autoren. Zur „Mobilen Zeitreise“lud Harald Metz aus Fünfstette­n ein: Sein gleichnami­ges Buch lässt seine Fahrerlebn­isse vom Kinderwage­n bis hin zu Oldtimer-Minis in Kurzgeschi­chten Revue passieren. Ulrike Karg aus Thierhaupt­en nahm das Publikum mit zum Kühlschran­kKauf mit Hinderniss­en. Petra Quaiser aus Alerheim erinnerte an ihren ersten Schultag anno 1960 – als die Klassenzim­mer doppelt so voll wie heute waren, aber gleichzeit­ig halb so laut. Dass auch ein Leben ganz ohne Schule möglich ist, wenngleich in Deutschlan­d nicht legal, darüber referierte Petra Plaum aus Donauwörth. Die Journalist­in hat mit Lucinde Hutzenlaub und Hendrik Lambertus das Sachbuch „Die beste Schule für mein Kind“verfasst und berichtete, warum und wie manche Eltern ihre Kinder ganz ohne Unterricht erziehen.

Mit einem Jodler und einem Schlaflied entließen Shalamazl das Publikum in die Herbstnach­t. Solche Weltreisen voller Erinnerung­en und Gesellscha­ftskritik, zeigten alle sich einig, darf es in der Region ruhig häufiger geben.

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Foto: Jörg Hülsermann Shalamazl: Fünf Frauen und eine musikalisc­he Weltreise: das sind Shalamazl. In Reimlingen nahmen sie das Publikum unter anderem mit nach Afrika, in die Türkei, in den Balkan ... und durchs Ries.

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