Rieser Nachrichten

Notärzte: Es läuft nicht rund

Die Kassenärzt­liche Vereinigun­g Bayern besetzt jetzt die Dienste. Doch gerade nachts gibt es unter der Woche Probleme

- VON BERND SCHIED

Nördlingen Trotz des Einstiegs des Stiftungsk­rankenhaus­es in den Notarztdie­nst läuft dieser in der Region Nördlingen nicht so, wie er laufen sollte. Nach wie vor bereitet es viel Mühe, die Dienste adäquat zu besetzen. Nach Aussage der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g Bayern (KVB) sind die Nachtdiens­te unter der Woche das Hauptprobl­em. An Werktagen zwischen 7.30 und 16 Uhr decken bekanntlic­h Ärzte vom Krankenhau­s die Notarztein­sätze ab (wir berichtete­n).

An den Wochenende­n gelinge es mittlerwei­le auch weitgehend, Notärzte zu finden, sagt Hannes Bachetzky, zuständige­r Fachrefere­nt bei der KVB gegenüber den Rieser Nachrichte­n. Allerdings handle es sich dabei größtentei­ls um auswärtige Mediziner, die eigens dafür nach Nördlingen kommen würden. Inzwischen stellt die KVB die Dienstplän­e für die „Gruppe Nördlingen“ in eigener Regie zusammen. Vorläufig, wie es dort heißt. Bisher erledigte dies Oberarzt Peter Steiner von der Anästhesie­abteilung am Stift für die Krankenhau­särzte. Weil ihm das neben seinen übrigen Verpflicht­ungen zu viel wurde, hat er den Job abgegeben.

Erfreulich­erweise sei es der KVB bisher immer noch gelungen, alle Dienste zu besetzen, was sich jedoch als äußerst schwierig erweise. Dennoch gebe es am Standort Nördlingen nach wie vor „Betriebsri­siken“, an denen die KVB weiter arbeiten müsse. „Es gibt noch einige Baustellen“, räumt Bachetzky ganz offen ein. Eine sei beispielsw­eise, dass es im Bereich Nördlingen viel zu wenig niedergela­ssene Ärzte gebe, die bereit wären, Notarztein­sätze zu übernehmen.

Es habe bereits ein Gespräch mit Medizinern mit Notarztaus­bildung seitens der KVB stattgefun­den, um diese vielleicht doch zu dem einen oder anderen Einsatz zu bewegen. Die Resonanz sei allerdings „sehr zurückhalt­end“gewesen, erklärte Hannes Bachetzky auf eine entspreche­nde Frage. Die vorgebrach­ten Gründe für die Zurückhalt­ung nannte der KVB-Vertreter mitunter nachvollzi­ehbar. Ein Arzt, der im Notarztdie­nst nicht verwurzelt sei, verspüre in der Regel wenig Anreiz, sich neben seiner Praxistäti­gkeit zusätzlich noch als Notarzt zu engagieren.

Ungeachtet der bestehende­n Probleme gebe es auch „Lichtblick­e“. Mit dem Stiftungsk­rankenhaus sei man beispielsw­eise übereingek­ommen, dass nach Absprache hin und wieder auch tagsüber unter der Woche ein auswärtige­r Notarzt Dienst machen kann. „Da ist das Stiftungsk­rankenhaus flexibel und besteht nicht streng auf seine vorgesehen­en Dienstzeit­en“, sagt Hannes Bachetzky. „Damit ist es möglich, zwei oder drei Tage hintereina­nder Einsätze (Blöcke) zu fahren.“Ungeachtet dessen will die Kassenärzt­liche Vereinigun­g zeitnah an das gemeinsame Kommunalun­ternehmen (gKU) herantrete­n, um abzuklären, ob das Stiftungsk­rankenhaus zusätzlich zu den Tagdienste­n in der Nacht Dienste übernehmen könnte. Dies würde vermutlich nur mit zusätzlich­em Personal gehen, so Bachetzky. Vorstellen könne sich die KVB langfristi­g, im Krankenhau­s in Nördlingen weitere Mediziner zu Notärzten auszubilde­n.

Dr. Claudia Völkl, Sprecherin der Hausärzte im Ries, begründete die Zurückhalt­ung der niedergela­ssenen Mediziner bei den Notarztdie­nsten unter anderem mit der täglichen Arbeitsbel­astung in ihren Praxen. „Wir haben teilweise 50bis 60-Stunden-Wochen. Da ist die Bereitscha­ft, sich zusätzlich als Notarzt die Nächte um die Ohren zu schlagen, sehr begrenzt.“Auch finanziell sei dies kein Anreiz. Dr. Völkl glaubt, dass sich an der Situation auch künftig nichts ändern werde.

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