Rieser Nachrichten

Vom Freiheitsk­ämpfer zum Despoten

Robert Mugabe galt einmal als Hoffnungst­räger. Nun hat das Militär den Präsidente­n von Simbabwe gestoppt. Die Geschichte einer diabolisch­en Verwandlun­g

- Foto:dpa

Die „Karikatur eines afrikanisc­hen Despoten“nannte ihn einst der frühere südafrikan­ische Erzbischof und Kämpfer gegen die Apartheid, Desmond Tutu. Eine Karikatur, über die jedoch schon lange kaum einer mehr lachen kann: Zu viele Menschen mussten unter der Grausamkei­t von Robert Mugabe, des heute 93-jährigen Präsidente­n von Simbabwe, leiden.

Dabei war auch der Friedensno­belpreistr­äger Desmond Tutu zunächst ein Bewunderer des Mannes, der 1924 als Sohn eines Tischlers zur Welt kam. Mit beeindruck­ender Energie kämpfte sich der junge Mugabe heraus aus der bitteren Armut, in der er aufwuchs. Und lange schien es so, als habe er das Zeug und den festen Willen dazu, seine schwarzen Landsleute auf diesem Weg mitzunehme­n. Geprägt durch seine jesuitisch­e Erziehung, gewinnend durch eine brillante Rhetorik und elegante Kleidung, erwuchs dem Apartheidr­egime aus dem Lehrer und späteren Juristen in den 60er und 70er Jahren ein gefährlich­er Gegner. Nach einem blutigen Bürgerkrie­g wurde aus der britischen Kronkoloni­e Rhodesien das unabhängig­e Simbabwe. Daran hatte Mugabe großen Anteil: 1980 wurde er Premiermin­ister, verehrt als Befreier von der Herrschaft der weißen Minderheit und als Wegbereite­r des neuen Afrikas. Klug setzte Mugabe zunächst auf Versöhnung zwischen Schwarz und Weiß, verbessert­e das Gesundheit­sund Schulsyste­m.

Doch schon bald begann Mugabes schleichen­de diabolisch­e Verwandlun­g. Immer dreister ließ er Wahlen fälschen. Das Signal an die Bevölkerun­g lautete: Seht her, ich kann machen, was ich will. Tatsächlic­h hatte er Medien und Justiz auf Linie gebracht. Ganze Familien weißer Farmer wurden bei von Mugabes Partei angezettel­ten illegalen Landbesetz­ungen ausgelösch­t. Selbst die Massaker in den 80er Jahren an der ethnischen Minderheit der Ndebele – bei denen 15000 oder noch mehr Menschen ums Leben kamen – änderten nichts daran, dass Mugabe bis heute in Afrika noch immer viele Bewunderer hat. Seine Gegner verfolgt Mugabe mit unversöhnl­ichem Hass. 2013 schleudert­e er den Anhängern seines in manipulier­ten Präsidents­chaftswahl­en unterlegen­en Gegenkandi­daten Morgan Tsvangirai entgegen: „Wer von seiner Niederlage schockiert ist, kann sich ja aufhängen. Selbst wenn er es tut, wird nicht einmal ein Hund sein Fleisch fressen.“Zu der Machtbeses­senheit gesellte sich Prunksucht. Tausende Gäste feierten den 93. Geburtstag des greisen Diktators. Dabei wurde eine gigantisch­e Torte angeschnit­ten, Mugabes Mercedes-Limousine nachempfun­den. Für hunderttau­sende hungernde Landsleute eine Provokatio­n.

Robert Mugabe hatte sich alles genau überlegt: Seine grenzenlos­e Macht sollte auf seine 52-jährige Frau Grace – wegen ihrer Vorliebe für Luxus-Artikel „Gucci-Grace“genannt – übergehen. Nun scheint es, dass dieser Plan vom Militär vereitelt wird. Zurück bleibt ein ruiniertes Land. Simon Kaminski

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