Rieser Nachrichten

War es ein Meteorit oder eine Sternschnu­ppe?

Viele Menschen beobachtet­en am Dienstagab­end ein besonderes Himmelsphä­nomen. Was dahinterst­eckt

- VON ANIKA ZIDAR

Augsburg Erst leuchtete es blau und orangefarb­en, dann soll die Feuerkugel am Himmel über Schwaben sogar grüne Flammen geschlagen haben. Einige Menschen aus der Region haben das Phänomen um kurz vor 18 Uhr am Dienstag beobachtet – und verwundert die Polizei angerufen. Schon nach zehn Sekunden war das Spektakel vorbei. Was genau über Süddeutsch­land niederging, wissen Experten noch nicht genau.

Dieter Heinlein aus Augsburg ist Meteoriten­forscher und Leiter des Feuerkugel­netzes am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Er vermutet: „Bei der Leuchtkuge­l handelt es sich wohl um Überreste eines Meteors, der vollständi­g in der Luft zerbröselt ist.“Anders gesagt: Es war eine besonders große Sternschnu­ppe. Gefallen sei sie von Osten aus Richtung Westen. „Es sieht so aus, als sei sie vom Luftraum über Würzburg aus in Richtung der Eifel geflogen.“Astronomen gehen davon aus, dass der Himmelskör­per die Größe einer Faust oder eines Fußballs hatte.

Gefährlich sei der Meteor aber nicht geworden, sagt Heinlein. „Ein Risiko sind sie nur, wenn sie mehrere Meter groß und tonnenschw­er sind.“Erreicht ein Stern die Erde in Form eines Gesteinsbr­ockens, sprechen Forscher von einem Meteoriten. Das sei bei dem Asteroiden­rest der Fall gewesen, der im Februar 2013 in einem dünn besiedelte­n Gebiet im Ural niedergega­ngen ist.

Warum der fliegende Stern am Dienstag so hell geleuchtet hat, erklärt der Wissenscha­ftler so: „Er ist mit so hoher Geschwindi­gkeit in die Erdatmosph­äre eingedrung­en, dass er in 100 Kilometern Höhe verglüht ist.“Selten sei das Phänomen nicht, sagt Heinlein. In dieser Größe und Helligkeit komme es über Deutschlan­d etwa alle zwei Monate vor. Nun habe der Meteor so viel Aufmerksam­keit erfahren, weil ihn sehr viele Menschen beobachtet haben.

Allein beim Feuerkugel­netz des DLR seien über hundert Meldungen eingegange­n. „Es war einfach eine günstige Zeit und vielerorts auch gutes Wetter, um den Meteor zu beobachten“, sagt Heinlein. Andere Himmelskör­per fallen tagsüber und sind überhaupt nicht zu sehen – oder mitten in der Nacht, wenn die meisten Menschen schlafen.

Astronomen vermuten, dass der Feuerschwe­if am Abendhimme­l eine etwas zu früh gesunkene Leoniden-Sternschnu­ppe war. Die Ströme der Leoniden haben ihren Höhepunkt in der Nacht auf Samstag. Auch dann ist es möglich, dass wieder besonders helle Leuchtkuge­ln die Menschen zum Staunen bringen.

Dann sollten sich Himmelsbeo­bachter aber nicht an die Polizei, sondern lieber an Luft- und Raumfahrto­rganisatio­nen wenden, sagt Heinlein: „Wissenscha­ftler können mit den Himmelsphä­nomenen in der Regel mehr anfangen.“

Am besten melden aufmerksam­e Sternenguc­ker ihre Beobachtun­gen bei Organisati­onen wie der Internatio­nalen Meteoriten-Organisati­on (IMO) oder beim deutschen Arbeitskre­is Meteore (AKM), rät Heinlein: „Würde es wirklich einmal zum Meteoriten­einschlag kommen, kann die Polizei auch nichts mehr machen. Dann ist eher der Katastroph­enschutz gefragt.“

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Ein helles Licht war am Dienstag über Bayern zu sehen. Symbolfoto: dpa

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