Rieser Nachrichten

Springreit­er im Tief

Noch nie waren die Deutschen so schlecht. Es mangelt an guten Vierbeiner­n

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Stuttgart Die Zahlen sind eindeutig. Vor einem Jahr ritt Christian Ahlmann beim Weltcup-Heimspiel in Stuttgart als Nummer eins der Welt ein. Zwölf Monate später ist er nur noch die Nummer 14 der Weltrangli­ste. „Es ist hart, oben zu bleiben“, sagt der Springreit­er vor dem Eröffnungs­springen an diesem Donnerstag. „Es ist nicht selbstvers­tändlich, ganz vorne zu sein.“

Aber nicht nur Ahlmann ist im Ranking abgestürzt. In der Weltrangli­ste steht im zweiten Monat in Folge kein einziger deutscher Springreit­er in den Top Ten – so schlecht waren die Platzierun­gen noch nie. „Die Listen spiegeln die Situation wider“, sagt Bundestrai­ner Otto Becker: „Wir waren verwöhnt.“Vor einem Jahr lag ein deutsches Trio unter den besten zehn – neben Ahlmann auch Daniel Deußer als Fünfter und Marcus Ehning als Siebter.

Doch die viele Jahrzehnte vom Erfolg verwöhnten Deutschen reiten immer häufiger hinterher. Die Veränderun­g verläuft rasant und ist im Ranking abzulesen. Der Bundestrai­ner ist selber überrascht, „dass es so schnell geht“.

Um in der Weltrangli­ste vorne mitzureite­n benötigt ein Reiter mehrere Pferde auf Weltklasse-Niveau. Das lässt sich gut nachvollzi­ehen bei Ahlmann, der von Dezember 2012 bis August 2013 schon einmal die Nummer eins der Welt war. „Meine beiden Flaggschif­fe sind in die Jahre gekommen“, sagt der Doppel-Europameis­ter von 2003. Daher setzt der 42-Jährige Codex One und Taloubet, mit dem er vor einem Jahr in Stuttgart das Weltcup-Springen gewann, weniger ein. „Meine Aufgabe ist es, den Generation­enwechsel im Stall hinzukrieg­en“, sagt Ahlmann: „Das ist einfacher gesagt als getan.“

Andere Topreiter haben derzeit überhaupt kein Spitzenpfe­rd im Stall, etwa Meredith MichaelsBe­erbaum. Die erfolgreic­hste Springreit­erin der Welt, die als erste Frau auf Platz eins der Weltrangli­ste sprang, ist innerhalb eines Jahres im Ranking von Platz 16 auf 144 abgestürzt. Nach dem Verkauf ihres Olympiapfe­rdes Fibonacci steht die 47-Jährige aus Thedinghau­sen vor einem sportliche­n Umbruch. Auf einen Start in Stuttgart hat sie verzichtet. Die Konkurrenz hat „stark aufgeholt und gibt viel Geld aus“, erklärt Ahlmann. „Im Ausland wird mehr investiert“, sagt der Bundestrai­ner: „Wenn ein Pferd gut springt, ist sofort einer da, der es kaufen will.“Einige Käufer gehen „sehr aggressiv zu Werke“.

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Foto: dpa Christian Ahlmann siegte im vergange nen Jahr mit Taloubet in der Stuttgarte­r Schleyerha­lle.

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