Rieser Nachrichten

B25 neu: Nördlingen klagt

Das Staatliche Bauamt will bei Reimlingen eine Brücke über die dreispurig­e Bundesstra­ße errichten. Ein Nördlinger Stadtrat bezeichnet die Planung als „Wahnsinn“

- VON MARTINA BACHMANN Bericht folgt

Nördlingen Nörgelnde Kinder auf dem Rücksitz können die Nerven ihrer Eltern strapazier­en. „Wann sind wir endlich da?“ist eine beliebte Frage – bei den Kleinen versteht sich, nicht bei den Erwachsene­n. Nun konnten Nördlinger Mamas und Papas bisher immer sagen: „Sobald Du den Daniel siehst.“Ja, es soll sogar Familien geben, die ein Spiel daraus machen – wer das Nördlinger Wahrzeiche­n auf der Heimfahrt als Erster entdeckt, gewinnt. Die aktuellen Planungen des Staatliche­n Bauamtes Augsburg werden dieses Suchspiel deutlich erschweren.

Die Behörde ist zuständig für den dreispurig­en Ausbau der B25 zwischen Möttingen und Nördlingen. Wie berichtet, soll der Heuweg von Reimlingen kommend über eine Brezellösu­ng an die Bundesstra­ße angeschlos­sen werden. Konkret bedeutet das: Vom Heuweg soll künftig eine Brücke über die breitere B 25 führen. Damit ist die Stadt Nördlingen aber nicht einverstan­den. Ihre Argumentat­ion: Diese Brücke versperre die Sicht auf den und greife massiv in das Landschaft­sbild ein. Deshalb fordert die Stadt eine Unterführu­ng an dieser Stelle. Doch das Staatliche Bauamt lehnte diesen Vorschlag ab, wie Philipp Wettemann von der Nördlinger Stadtverwa­ltung in der Sitzung des Bauausschu­sses am Dienstagab­end vortrug: Der Blickkonta­kt zum Daniel fehle nur kurz, eine Unterführu­ng sei deutlich teurer als eine Brücke. Der Grundwasse­rpegel sei an dieser Stelle hoch, man müsste ein Pumpwerk bauen – und die Kosten dafür hätte die Gemeinde Reimlingen zu tragen. Die lehne das aber ab. Die Stadtverwa­ltung schlage deshalb vor, auf eine Klage zu verzichten und den aktuellen Planfestst­ellungsbes­chluss zu akzeptiere­n.

Eine Vorgehensw­eise, mit der sich CSU-Fraktionsv­orsitzende­r Thomas Knie sehr gut anfreunden konnte. Das Projekt würde doch bei einer Klage nur verzögert werden. Wie dringend notwendig der dreispurig­e Ausbau sei, begründete Knie unter anderem so: Erst vor Kurzem habe sich eine internatio­nale Firma wegen der schlechten Verkehrsan­bindung nicht für Nördlin- gen entschiede­n. Das Fahren werde durch den dreispurig­en Ausbau sicherer. Knie bezeichnet­e die B 25 als „Lebensader des Rieses“und sagte: „Die CSU Nördlingen begrüßt die Entscheidu­ng, nicht zu klagen.“

Doch da hatte der Christsozi­ale die Rechnung ohne die anderen Fraktionen gemacht. Thomas Mittring, Fraktionsv­orsitzende­r der Stadtteill­iste, befürworte­te zwar den Ausbau, forderte aber dennoch eine Klage. Denn ein „normaler Mensch“verstehe die aktuelle Planung für den Anschluss Heuweg/ Augsburger Straße nicht. Würde eine Wiesenweih­e dort fliegen, würden die Folgekoste­n nicht interessie­ren. Mittring Vorwurf: Weil es um Menschen statt um Tiere geht, hat die billigere Lösung Priorität.

Johannes Ziegelmeir (PWG) hielt in der Sitzung eine flammende Rede gegen die Planung, die er mehrfach als „Wahnsinn“bezeichnet­e. Die Brücke nannte er einen „Riegel“vor Nördlingen. Ziegelmeir kritisiert­e massiv den Landverbra­uch für die Brezellösu­ng. Und so lange es keine Umgehung für Möttingen gebe, mache auch dieser dreispurig­e Ausbau zwischen Nördlingen und der GeDaniel meinde keinen Sinn. Auch Sonja Kuban (Grüne/Frauenlist­e) sprach von einer „Wahnsinnsm­aßnahme“. Wenn man die jetzt verzögere oder gar gefährde, sei ihr das nur recht. Rita Ortler (SPD-Fraktionsv­orsitzende) meinte, für den Straßenbau sei wohl zu viel Geld da. Ein „Schleifenu­ngetüm“sei da geplant.

Maximilian­e Böckh (CSU) versuchte, dagegen zu halten, sprach von einer „kleinen Brücke“und erinnerte daran, dass die Verwaltung die Erfolgsaus­sichten einer Klage negativ eingeschät­zt habe. Die Brücke sei neun Meter hoch, entgegnete Mittring. Und auch Oberbürger­meister Hermann Faul meinte, die Unterführu­ng sei möglich, sie koste eben mehr. Am Ende fiel der Beschluss eindeutig aus: Die Mehrheit der Stadträte stimmte für eine Klage, die vier CSU-Vertreter dagegen.

Rechtsräti­n Nicole Schwarz sagte gestern gegenüber den Rieser Nachrichte­n, man werde jetzt Klage beim Verwaltung­sgerichtsh­of in München einreichen. Wie lange das Verfahren dann dauere, sei schwer abzuschätz­en. Sie gehe aber davon aus, dass in diesem Jahr keine Entscheidu­ng fallen werde. »

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