Rieser Nachrichten

Wildes Fleisch

Im Herbst finden sich auf vielen Speisekart­en Gerichte mit Wildschwei­nen oder Hirschen. Der Nördlinger Koch Joachim Kaiser verrät, was das Fleisch so besonders macht

- VON DENIS DWORATSCHE­K

Nördlingen Fährt man an einem Herbstwoch­enende am frühen Morgen übers Land, fallen immer wieder Gruppen von Menschen in signaloran­gener Kleidung auf. Spätestens beim Blick auf die Speisekart­en der Landgasthö­fe und Restaurant­s wird klar: Überall gibt es Wildschwei­nbraten, Rehrücken und Hirschgula­sch – es ist Jagdzeit und damit auch Wildsaison.

Joachim Kaiser, Sternekoch im „Meyers Keller“in Nördlingen findet es ein wenig schade, dass es Wild nur zu bestimmten Zeiten gibt: „In Italien oder Spanien steht Wild das ganze Jahr auf der Karte.“Immerhin seien „wunderbare Sommergeri­chte“möglich. So erklärt der Koch, dass man Rehrücken auch mal bei niedriger Temperatur köcheln lassen könne. Wild lasse sich im Sommer auch mit Gemüse kombiniere­n. Kaiser bezieht seine Zutaten aus der Region. Vor allem Rehwild oder Damhirsch verarbeite­t er, ab und zu auch mal Fasane, Hasen oder Enten. „Von Oktober bis Dezember ist die Nachfrage nach Wild am größten“, sagt Wolfgang Bauer von den Fürst Wallerstei­n Forstbetri­eben. Viele Verbrauche­r bestellen vor Weihnachte­n. Wie sie an das Fleisch kommen erklärt er: „Die Tiere können bei den jeweiligen Revierleit­ern angefragt werden.“Im Ries werde vor allem Rehe und Wildschwei­ne geschossen, Hirsche seien eher im Dillinger Raum verbreitet. Tiere können auf Anfrage auch zerlegt und vakuumiert werden. „Eingefrore­n ist das Fleisch ein halbes Jahr haltbar“, sagt Bauer.

Was das Wildfleisc­h so besonders macht, weiß Joachim Kaiser. Er bezeichnet es als sehr natürlich. „Das Fleisch ist zart, hat wenig Fett und einfach mehr Geschmack“, erklärt der Koch. Das kann auch Wolfgang Bauer bestätigen: „Die Tiere wachsen in freier Natur auf.“Das Wild werde nicht gefüttert, sondern ernähre sich von dem, was Wald und Wiesen ihm im Laufe des Jahres bieten. „Das Fleisch steht in keinem Vergleich zu gemästeten Tieren“, sagt Bauer. Ein Mastschwei­n werde üblicherwe­ise schon mit rund sechs Monaten und einem Gewicht von etwa 100 Kilogramm geschlacht­et. Ein doppelt so altes Wildschwei­n bringe gerade mal die Hälfte davon auf die Waage, heißt es in einer Pressemitt­eilung des Wallerstei­ner Fürstenhau­ses.

Was dieser Unterschie­d bedeutet, werde spätestens bei der Zubereitun­g klar: Das Fleisch des Wildtieres ist dunkler, schrumpfe kein bisschen in der Pfanne und bringe wesentlich mehr Eigengesch­mack auf den Teller. „Daher verträgt es auch mehr Gewürze als die üblichen Fleischart­en“, sagt Joachim Kaiser.

Beim Stichwort Wild fallen den meisten Menschen wohl zuerst aufwendige Braten, schwere Rotweinmar­inaden und Knödel ein. Der Koch gibt Tipps, womit sich der klassische Rehrücken außerdem kombiniere­n lässt. „Hagebutten­gel, Walnussmay­onnaise oder Pilze aus der Region wie der Edel-Reizker können wunderbar zu Wild gereicht werden“, sagt Kaiser. Auch Kürbis passe zu den Wildgerich­ten wie Muskat- oder Spaghettik­ürbis. „Alte Gemüsearte­n wie die Kerbelrübe, die ein nussiges Aroma wie Maronen hat, kann mit Wild kombiniert werden“, ergänzt der Koch. Joachim Kaiser bietet auch Kochkurse für die richtige Zubereitun­g von Wild an.

 ??  ?? Wildschwei­ngulasch mit Rotkohl und Knödeln sehen Restaurant­gäste nun wieder häufiger, denn es ist Wildsaison. Im Ries sind vor allem Wildschwei­ne weit verbreitet, aber auch Rehe findet man häufig in den heimischen Wäldern. Symbolbild: Dalmatin.o, Fotolia
Wildschwei­ngulasch mit Rotkohl und Knödeln sehen Restaurant­gäste nun wieder häufiger, denn es ist Wildsaison. Im Ries sind vor allem Wildschwei­ne weit verbreitet, aber auch Rehe findet man häufig in den heimischen Wäldern. Symbolbild: Dalmatin.o, Fotolia

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