Erstes afrikanisches Tauffest in Nördlingen
Vier Flüchtlingskinder aus Nigeria sind jetzt Gemeindemitglieder von St. Josef
Nördlingen Eine Delegation der etwas ungewöhnlichen Art war vergangenen Samstag vor dem Eingang zur Nördlinger St.-Josefs-Kirche zu beobachten. Dunkelhäutige Menschen, elegant gekleidet, die Kinder in schrill-bunten Kleidern und eine fröhliche, aber doch irgendwie andächtige Stimmung. Es waren nigerianische Familien, die ihre Kinder von Dekan Paul Erber in der St.-Josefs-Kirche taufen ließen. Er erwartete seine neuen Gemeindemitglieder auch an der Pforte und hieß sie herzlich willkommen. Und im Anschluss wurde aus der Feier ein kleines buntes Fest. Mit Kirchenliedern aus der nigerianischen Heimat, mit Klatschen, Tanzen und einer ganz eigenen Atmosphäre. Eine Atmosphäre, die selbst Dekan Erber, der mit dem nötigen Ernst die religiösen Riten zelebrierte, sichtlich genoss. Mehr als einmal huschte ihm ein fröhliches Lächeln über das Gesicht. Nicht nur die Beteiligten an sich, auch die Namen, auf die er die Kinder taufte, waren für hiesige Ohren ungewöhnlich: „Believe Oseratin“, „Gift Idehen“, „Nikolas“, „Godstime Eguosa“. An der Namensgebung ist auch abzulesen, welch’ große Rolle der christliche Glauben im Leben dieser nigerianischen Familien spielt, z. B. „Gift“= Geschenk, „Believe“= Glauben, „Godstime“= Gotteszeit. Die Menschen kommen alle aus dem Süden Nigerias, aus Benin City oder Umgebung, dem christlichen Teil Nigerias. Es war der Wunsch der Familien, dass ihre Kinder hier getauft werden. Sie leben hier bei uns „an der Lach“, nur zwei Familien haben bisher ein vorläufiges Bleiberecht, was beinhaltet, dass sie arbeiten und einen Deutschkurs besuchen dürfen, aber dass sie sich auch – bisher vergeblich – eine Wohnung suchen müssen.
Es war von Anfang an der Wunsch der Familien, dass ihre Kinder hier getauft werden, so wie ihre älteren Geschwister, die entweder in Deutschland oder in Italien geboren wurden.
Diese erste „Flüchtlingstaufe“ist – so jedenfalls Friedrun Meyer und Paul Erber, die das Fest mit möglich gemacht haben – ein beredtes Beispiel dafür, dass unter Flüchtlingsfamilien beileibe nicht nur Menschen muslimischen Glaubens sind, sondern auch Christen, die in ihrer Heimat intensiv ihren Glauben gelebt haben.
Bleibt zu wünschen, dass diese schöne kleine Feier Fortsetzung(en) findet. Schöne Geste: Einige Frauen der Gemeinde St. Josef haben alle Teilnehmer der Tauffeier anschließend zu Kaffee und Kuchen ins Gemeindehaus eingeladen.