Rieser Nachrichten

Erstes afrikanisc­hes Tauffest in Nördlingen

Vier Flüchtling­skinder aus Nigeria sind jetzt Gemeindemi­tglieder von St. Josef

- VON PETER URBAN

Nördlingen Eine Delegation der etwas ungewöhnli­chen Art war vergangene­n Samstag vor dem Eingang zur Nördlinger St.-Josefs-Kirche zu beobachten. Dunkelhäut­ige Menschen, elegant gekleidet, die Kinder in schrill-bunten Kleidern und eine fröhliche, aber doch irgendwie andächtige Stimmung. Es waren nigerianis­che Familien, die ihre Kinder von Dekan Paul Erber in der St.-Josefs-Kirche taufen ließen. Er erwartete seine neuen Gemeindemi­tglieder auch an der Pforte und hieß sie herzlich willkommen. Und im Anschluss wurde aus der Feier ein kleines buntes Fest. Mit Kirchenlie­dern aus der nigerianis­chen Heimat, mit Klatschen, Tanzen und einer ganz eigenen Atmosphäre. Eine Atmosphäre, die selbst Dekan Erber, der mit dem nötigen Ernst die religiösen Riten zelebriert­e, sichtlich genoss. Mehr als einmal huschte ihm ein fröhliches Lächeln über das Gesicht. Nicht nur die Beteiligte­n an sich, auch die Namen, auf die er die Kinder taufte, waren für hiesige Ohren ungewöhnli­ch: „Believe Oseratin“, „Gift Idehen“, „Nikolas“, „Godstime Eguosa“. An der Namensgebu­ng ist auch abzulesen, welch’ große Rolle der christlich­e Glauben im Leben dieser nigerianis­chen Familien spielt, z. B. „Gift“= Geschenk, „Believe“= Glauben, „Godstime“= Gotteszeit. Die Menschen kommen alle aus dem Süden Nigerias, aus Benin City oder Umgebung, dem christlich­en Teil Nigerias. Es war der Wunsch der Familien, dass ihre Kinder hier getauft werden. Sie leben hier bei uns „an der Lach“, nur zwei Familien haben bisher ein vorläufige­s Bleiberech­t, was beinhaltet, dass sie arbeiten und einen Deutschkur­s besuchen dürfen, aber dass sie sich auch – bisher vergeblich – eine Wohnung suchen müssen.

Es war von Anfang an der Wunsch der Familien, dass ihre Kinder hier getauft werden, so wie ihre älteren Geschwiste­r, die entweder in Deutschlan­d oder in Italien geboren wurden.

Diese erste „Flüchtling­staufe“ist – so jedenfalls Friedrun Meyer und Paul Erber, die das Fest mit möglich gemacht haben – ein beredtes Beispiel dafür, dass unter Flüchtling­sfamilien beileibe nicht nur Menschen muslimisch­en Glaubens sind, sondern auch Christen, die in ihrer Heimat intensiv ihren Glauben gelebt haben.

Bleibt zu wünschen, dass diese schöne kleine Feier Fortsetzun­g(en) findet. Schöne Geste: Einige Frauen der Gemeinde St. Josef haben alle Teilnehmer der Tauffeier anschließe­nd zu Kaffee und Kuchen ins Gemeindeha­us eingeladen.

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Foto: Peter Urban Täufling über dem Taufbecken – in Nördlingen hat ein afrikanisc­hes Tauffest in St. Jo sef stattgefun­den.

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