Rieser Nachrichten

Eine streitbare Tier- und Menschensc­hützerin

Viele können sich an Barbara Rütting als Geierwally erinnern. Schauspiel­erin ist sie aber längst nicht mehr. Sie setzt sich für Wichtigere­s ein. Und das auch mit 90 Jahren

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Ganz gleich, ob sie in ihr den früheren Filmstar oder die Vorkämpfer­in für eine gesunde Ernährung sehen – Barbara Rütting kann auf eine treue Schar von Fans bauen. Gerade habe sie wieder 100 Autogramma­nfragen beantworte­t, erzählt sie. Ihr jüngst erschienen­es Kinderbuch über vegane Ernährung verkaufe sich gut. Und noch immer lade man sie gern zu Vorträgen ein. Die Schauspiel­erin, Tierschütz­erin, Buchautori­n und Politikeri­n schultert das alles mit scheinbare­r Leichtigke­it. Dass sie heute 90 wird, mag man bei so viel Quirligkei­t kaum glauben.

Und fürs Feiern hat sie auch keine Zeit. „Es gibt einfach Wichtigere­s zu tun“, sagt sie. „Wichtigere­s“– dazu gehört etwa die Gründung eines Stammtisch­es der V3-Partei in ihrem unterfränk­ischen Heimatort Michelriet­h. Für die Partei, die un- ter anderem die vegane Lebensweis­e propagiert, hatte sie bereits bei der Bundestags­wahl kandidiert. Eine Kandidatur für die bayerische Landtagswa­hl 2018 lehnt Rütting dagegen ab: „In den Landtag muss ich nicht noch mal. Da habe ich nichts erreichen können.“Damals war sie für die Grünen aktiv.

Einmal zur Wegbereite­rin der vegetarisc­hen Ernährung in Deutschlan­d zu werden, war im Lebensweg von Rütting nicht vorgezeich­net.

Als junge Frau entschied sie sich zunächst für die Schauspiel­erei – und machte bald als gefeierter Filmstar Karriere. Insgesamt spielte sie in

45 Kino- und Fernsehfil­men mit. Legendär ist ihre Rolle als „Geierwally“in dem gleichnami­gen Film von 1956. Auch auf vielen Bühnen bewies sie ihr Talent, bevor sie 1984 mit der Schauspiel­erei aufhörte.

Wie sie heute ihr früheres Schauspiel­er-Leben sieht, beschreibt sie in ihrer jetzt erschienen Autobiogra­fie mit dem Titel „Durchs Leben getobt“. Fragt man sie nach ihren Filmen, gibt sich die sonst eloquente Aktivistin eher wortkarg. Entscheide­nder scheint ihr das Engagement als Tierschütz­erin. Gerade hat sie per Facebook eine Sammelakti­on für die Kuh „Elli“gestartet. Elli war von ihrem Bauernhof ausgebüxt, hatte sich monatelang in einem Wald versteckt. Eine Tierschütz­erin Daniel Peter, dpa hatte sie schließlic­h eingefange­n und zusammen mit Rütting dafür gesorgt, dass sie in einem Gnadenhof vor dem Schlachtho­f sicher ist. Nicht jeder bei der V-Partei war von Rüttings Aktion begeistert – wie ihr Eigensinn Rütting im Leben immer wieder mal Widersache­r und Spötter beschert hat. Was die einen für Sturheit halten, sehen andere als tief verwurzelt­e Überzeugun­g.

Derzeit, so schwärmt Rütting, befinde sie sich in einer der glücklichs­ten Lebensphas­en: „Im Moment flutscht alles. Der Samen meiner Arbeit geht auf.“Dass es ihr um mehr als Tierschutz und gesunde Ernährung geht, zeigt nun auch ihre Unterstütz­ung für eine sogenannte Sterbefast­en-Petition. Darin spricht sie sich für eine ärztliche Begleitung von Todkranken bei deren freiwillig­en Verzicht auf Nahrung und Flüssigkei­t aus. Klaus Tscharnke, dpa

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