Rieser Nachrichten

Bagatellis­ieren schadet Opfern

- VON DANIEL WIRSCHING wida@augsburger allgemeine.de

Wieder ist ein Fall sexuellen Missbrauch­s durch einen katholisch­en Pfarrer bekannt geworden; wieder sitzt der Schock tief; wieder gibt es diese Reaktionen:

1. Das Opfer hätte sich doch bereits früher melden können/müssen. Soll dem Geistliche­n etwas angehängt werden? Will da jemand Geld von ihm oder der Kirche?

2. Der Geistliche war doch ein guter Seelsorger. Man solle ihn in Ruhe lassen. Wer ohne Sünde sei, der werfe den ersten Stein!

Wer so argumentie­rt, macht es sich nicht nur zu einfach. Er spielt Fälle sexuellen Missbrauch­s – selbst wenn sie strafrecht­lich verjährt sein sollten – herunter. Und erschwert es Opfern, sich jemandem anzuvertra­uen und möglicherw­eise noch Hilfe zu erhalten. Sie leiden oft jahrzehnte­lang und ringen ebenso lange mit sich, ihr Leid zu teilen. Schließlic­h wollen sie nicht ein zweites Mal zum Opfer werden.

Wer bagatellis­iert, lässt die Hürden für sie wachsen. Mit der Folge, dass Übergriffe ihrer Peiniger notgedrung­en keine Konsequenz­en haben. Dabei wurde in den vergangene­n Jahren immer wieder deutlich, dass es den öffentlich­en Druck von Opfern oder Medien braucht, damit sich etwas zum Besseren wendet. Innerhalb der katholisch­en Kirche ist das durchaus in den vergangene­n Jahren geschehen, etwa mit Blick auf Prävention­smaßnahmen. Der Fall des Nördlinger Stadtpfarr­ers zeigt: Es darf kein Nachlassen geben.

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Foto: Angelika Warmuth
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