Rieser Nachrichten

Verbrecher­jagd aus der Luft

Die bayerische Polizei will bei ihrer Arbeit verstärkt auf Drohnen setzen. Was sie sich davon erhofft

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München Der Notruf kam abends, lange nach Einbruch der Dunkelheit. Ein Urlauber hatte sich am Samstag an der Kramerspit­ze in den Bergen bei Garmisch-Partenkirc­hen verirrt. Nebelschwa­den behinderte­n die Sicht. Weil angesichts der Witterungs­verhältnis­se unklar war, ob ein Hubschraub­er starten könnte, forderte die Polizei eine Drohne an.

Sie gehört zu der neuen Flotte von unbemannte­n Flugfahrze­ugen der bayerische­n Polizei, deren Einsatz gerade in einem Pilotversu­ch getestet wird. In Garmisch-Partenkirc­hen konnte der Hubschraub­er dann doch fliegen und den Mann orten. Drohnen leisten aber immer öf- ter wichtige Dienste gerade bei der Vermissten­suche. Bisher setzten vor allem das Landeskrim­inalamt und Spezialein­heiten das „Auge in der Luft“ein. Jetzt stehen die nunmehr sechs Fluggeräte in einer einjährige­n Testphase für alle Polizeidie­nststellen im Freistaat bereit; danach sollen möglicherw­eise alle Polizeiprä­sidien damit ausgerüste­t werden. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass diese Multicopte­r-Systeme einen deutlichen taktischen Mehrwert bringen“, sagte Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) bei der Vorstellun­g des Pilotproje­kts am Montag in München. „Gerade wenn der Hubschraub­er beispielsw­eise witterungs­bedingt nicht starten kann, können wir trotzdem auf wertvolle Aufklärung­sergebniss­e aus der Luft zurückgrei­fen.“Die unbemannte­n Fluggeräte können bei Waldbrände­n beitragen, Brandneste­r zu finden. Nach Unfällen oder Gewalttate­n lassen sich mit den Kameras aus der Luft Unglücksst­elle oder Tatort dokumentie­ren. Bei Großverans­taltungen oder Einsätzen können die Kameras bei der Überwachun­g des Geländes helfen. So können per Drohne Menschen aus mehr als einem Kilometer Entfernung gesehen werden. Bei Demonstrat­ionen allerdings dürfen die Fluggeräte keine Bilder liefern – aus Datenschut­zgründen.

Schon seit 2015 verfügt die Polizei im Freistaat über Drohnen, einige waren bereits beim G7-Gipfel in Elmau einsatzber­eit. Erstmals sollen sie im nächsten Jahr auch bei der Sicherheit­skonferenz in München am Start sein, wie der Leiter der Arbeitsgru­ppe Multicopte­r, Thomas Vieweg, sagte.

Die Polizei erprobt unterschie­dliche Drohnen. Anders als Fluggeräte für den Freizeitge­brauch haben die neuen Maschinen nicht vier, sondern sechs Propeller für mehr Flugsicher­heit. Wie Schiffe tragen sie Positionsl­ichter: grün für backbord (links), rot für steuerbord (rechts). Ein gelbes oder violettes Licht hinten zeigt an, ob die Drohne manuell oder über GPS gesteuert wird.

Auch Kriminelle nutzen zunehmend Drohnen. Mehrfach wurden schon Geräte rund um Justizvoll­zugsanstal­ten gesichtet: Sie sollten womöglich Fluchtwege ausspionie­ren – und manche hatten Päckchen dabei: Schmuggelw­are für die Häftlinge, Drogen und Handys.

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Foto: Hoppe, dpa

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