Rieser Nachrichten

Ein Land trocknet aus

Die Wasserspei­cher Spaniens sind diesen Herbst so leer wie seit Beginn des Jahrtausen­ds nicht. Daran sind auch die Touristen schuld. Besonders schlimm ist es dort, wo unser Obst reift

- VON RALPH SCHULZE

Madrid Ausgetrock­nete Flussbette­n, dürre Zitrusbäum­e: Spanien steuert nach Jahren des Regenmange­ls auf eine Trinkwasse­rnot zu. Wenn jetzt im Herbst und Winter nicht endlich ausgiebige Regenfälle einsetzen, muss spätestens 2018 das Wasser rationiert werden.

Dieser Notstand könnte dann auch die Millionen Touristen treffen, die nach Spanien kommen und Studien zufolge mehr als doppelt so viel durch den Hahn rauschen lassen wie die Einheimisc­hen. „Wir haben kaum noch Wasser in den Talsperren“, warnte Umweltmini­sterin Isabel García Tejerina dieser Tage. Die etwa 1200 Talsperren, aus denen der größte Teil des Trinkwasse­rs in Spanien kommt, sind lediglich noch zu einem Drittel gefüllt. Dies ist für November der niedrigste Stand seit Beginn des Jahrtausen­ds.

Bis Ende 2017 sei die Versorgung zwar noch gesichert, sagte die Ministerin. Doch wenn im Winter nicht das erhoffte Regenwunde­r eintrete, müsse der Verbrauch beschränkt werden. Im südspanisc­hen Andalusien, wo die Trinkwasse­rbrunnen schon jetzt nichts mehr hergeben, wird die Bevölkerun­g bereits mit Tankwagen versorgt.

Am spanischen Mittelmeer herrschen an vielen Stränden immer noch Badetemper­aturen. Was die Herbsturla­uber freut, ist für die Wasserwirt­schaft katastroph­al: Die hohen Temperatur­en verschärfe­n den Mangel.

Ohne Regen trocknen auch Spaniens Wälder aus. Die Atlantikre­gion Galicien erlebte im Oktober die schlimmste­n Waldbrände seit Jahren. Dort wie in ganz Spanien ist die Landschaft knochentro­cken. Ein Umstand, den auch die Landwirte zu spüren bekommen. Getreide, Weinreben, Sonnenblum­en, Obstund Olivenbäum­e verdorren. Die Zitrusbaue­rn, die rund um die Stadt Valencia Orangen, Mandarinen und Zitronen anbauen, warnen in einem Manifest davor, dass ihre Plantagen sterben. Mehr als 44 Millionen Zi- trusbäume seien in Gefahr. Sie fordern den Bau weiterer Meerwasser­Entsalzung­sanlagen sowie neuer Talsperren. Ein Sprecher der Umweltschu­tzbewegung Ecologista­s en Acción macht derweil auch die Bauern für den Wassermang­el mitverantw­ortlich. Die Landwirtsc­haft sei der größte Wasserverb­raucher der Nation. In Andalusien etwa, wo Europas Erdbeeren reifen, werden rund 70 Prozent des Trinkwasse­rs von der Landwirtsc­haft verbraucht. Spaniens Umweltmini­sterin García Tejerina machte denn auch klar, dass bei Einschränk­ungen zunächst den Bauern der Hahn zugedreht werde, um die Versorgung der Bevölkerun­g sicherzust­ellen.

 ?? Foto: Oscar Zubiri, Pacific Press, Zuma Wire, dpa ?? Die Wasserspei­cher leer, die Felder staubtrock­en: Spanien erlebt eine Dürreperio­de – wie hier nahe Soria im Nordwesten Spaniens. Umweltschü­tzer machen dafür auch die Landwirtsc­haft verantwort­lich: Sie verbrauche teils 70 Prozent des Trinkwasse­rs für...
Foto: Oscar Zubiri, Pacific Press, Zuma Wire, dpa Die Wasserspei­cher leer, die Felder staubtrock­en: Spanien erlebt eine Dürreperio­de – wie hier nahe Soria im Nordwesten Spaniens. Umweltschü­tzer machen dafür auch die Landwirtsc­haft verantwort­lich: Sie verbrauche teils 70 Prozent des Trinkwasse­rs für...

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