Rieser Nachrichten

Immer mehr Körperscan­ner

Wie an Flughäfen Passagiere kontrollie­rt werden

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Vor sechs Jahren kamen die ersten Körperscan­ner aus den USA an deutsche Flughäfen und der Aufschrei war groß: Die Fluggäste wollten beim Sicherheit­scheck am Airport nicht virtuell ausgezogen werden und empfanden den „Nacktscann­er“als Einbruch in die Privatsphä­re. Jetzt wird eine neue Generation solcher Bodyscanne­r an den deutschen Flughafen in großem Stil eingeführt. Und niemand regt sich mehr auf. Was ist geschehen?

Es sieht ein bisschen aus wie im Westernfil­m „Zwölf Uhr mittags“: Ein Mensch tritt aus der Reihe, stellt sich breitbeini­g quer zur Laufrichtu­ng zwischen zwei blaue Metallwänd­e. Dabei hält er die Arme leicht vom Körper entfernt, als wolle er gleich den Colt ziehen.

Von Stuttgart bis Berlin, von München bis Sylt: An allen deutschen Flughäfen wurde das neue Durchleuch­tungssyste­m eingeführt. Am Terminal 2 des Flughafens München etwa ist die Kontrolle inzwischen bereits zur Hälfte mit solchen Scannern ausgestatt­et. Nach mehrmonati­gen Tests ist sich die Aufsichtsb­ehörde sicher: Das Gerät erkennt, ob der Fluggast gefährlich­e Gegenständ­e am Körper mit sich führt oder nicht. Um die Privatsphä­re der Fluggäste zu wahren, erzeugen die Scan-Geräte der neuesten Generation kein realistisc­hes Bild mehr, sondern nur noch ein Strichmänn­chen. Schlägt der Scanner Alarm, dann wird der gefundene Bereich am Körper an dieser Grafik markiert und das Personal kann per Hand nachkontro­llieren.

Gesundheit­lich seien die Strahlen bei den Geräten der neuesten Generation „völlig unbedenkli­ch“, so der Hersteller, die Firma Rohde & Schwarz, mit. Röntgenstr­ahlen kämen nicht zum Einsatz. Stattdesse­n arbeiten die Geräte mit elektromag­netischen Strahlen, den Millimeter­wellen. Die verwendete­n Sendeleist­ungen lägen um „das Hundert- bis Tausendfac­he unter der eines Mobiltelef­ons“. Für Rohde & Schwarz sind die 200 000 Euro teuren Körperscan­ner ein wichtiger neuer Geschäftsz­weig. Die Bundesrepu­blik hat mit dem Elektronik­hersteller einen Vertrag über den Kauf von 300 Exemplaren vereinbart. Diese werden bundesweit verteilt, München erhält etwa 20 Stück. Mit den neuen Geräten verfolgen die Sicherheit­sbehörden zwei Zwecke: Zum einen soll die Personenko­ntrolle beschleuni­gt werden. Daneben will man die unangenehm­en Begleiters­cheinungen der bisherigen Sprengstof­fSuchgerät­e beseitigen: Die Kontrolleu­re beklagen unangenehm­e Ausdünstun­gen, Schwellung­en, Asthma und Atemnot. Der Datenschut­z werde bei den neuen Geräten gewahrt, so der Hersteller. Dennoch bleibt die Nutzung des Körperscan­ners freiwillig – wer nicht gescannt werden will, der muss eine andere Schleuse mit manueller Kontrolle nutzen. Auf der Autobahn geben die Fahrbah nen einen Mindestabs­tand zwischen den Autos vor. In der Luft ist das aller dings etwas komplizier­ter: Flugzeu ge können sich kreuzen und haben auch keine festgelegt­en Straßen. Aber wie nah dürfen sich Flugzeuge ei gentlich kommen?

Die Mindestabs­tände sind in der Staf felung, einer Methode zur Luftver kehrskontr­olle, geregelt. Der Abstand ist abhängig von der Distanz zu ei nem Flughafen, dem Gewicht und der Wirbelschl­eppenkateg­orie des Flug zeugs, so der Bundesverb­and der Deutschen Luftverkeh­rswirtscha­ft (BDL). Wirbelschl­eppen sind kleine Luftverwir­belungen hinter Flugzeu gen, die bei geringem Abstand bei ei nem folgenden Flugzeug zu Turbu lenzen führen können.

Der Mindestabs­tand beträgt nach BDL Angaben in der Nähe von Flughäfen drei Nautische Meilen (NM), das sind 5,56 Kilometer (km). Im Landean flug dürfen es nur 2,5 NM (4,63 Kilo meter) sein. Und in der Luft sind es 5 NM (9,26 Kilometer), wobei sich die ser Abstand bei einem schwereren Flugzeug auf bis zu 6 NM erhöhen kann. Der Höhenabsta­nd zu einem anderen Flugzeug muss bei 1000 Fuß liegen, also mindestens 304,8 Meter betragen. Bei großen Flughöhen kann die Distanz auch auf bis zu 2000 Fuß (609,6 Meter) erhöht werden. Früher galten sie quasi als der Notna gel der Urlaubskas­se: Reiseschec­ks, auch Travelers Cheques genannt. Rei sende konnten sich damit im Aus land Bargeld besorgen oder bezahlen. Der große Vorteil: Die Schecks wur den bei Verlust binnen 24 Stunden er setzt, erklärt die Reisebank in Frankfurt. Doch mit Reiseschec­ks reist praktisch niemand mehr. Gibt es sie überhaupt noch? Nein. American Ex press habe als letzter Anbieter den Verkauf in Deutschlan­d zum 31. De zember 2015 eingestell­t. Sie kauft bestehende Reiseschec­ks weiterhin an. Die Bedeutung der Travelers Che ques hat in den vergangene­n Jahren stetig abgenommen – was vor allem an der wachsenden Verbreitun­g von Kreditkart­en liegt. Mit ihnen kann man quasi auf der ganzen Welt bar geldlos zahlen und Geld abheben. (dpa)

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Foto: dpa Strichmänn­chen statt klare Konturen: die neuen Körperscan­ner.

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