Rieser Nachrichten

Der Leitl Effekt

Der 40-Jährige war als Spieler Kapitän und Identifika­tionsfigur des FC Ingolstadt. Als Trainer entwickelt er sich nun zum Glücksfall

- VON BENJAMIN SIGMUND

Ingolstadt Es ist gerade einmal drei Monate her, dass beim FC Ingolstadt die Angst vor einem erneuten Abstieg umging. Die Oberbayern standen in der 2. Bundesliga nach drei Spieltagen mit null Punkten da. Das Team wirkte verunsiche­rt, gar leblos. Inzwischen ist davon keine Rede mehr. Nach vier Siegen in Folge schnuppern die Ingolstädt­er sogar an den Aufstiegsp­lätzen. Der Aufschwung ist in erster Linie mit einem Mann verbunden. Stefan Leitl löste nach drei Spieltagen zunächst als Interimstr­ainer den erfolglose­n Maik Walpurgis ab.

Aus der Zwischen- wurde eine Dauerlösun­g, die immer mehr zum Glücksfall wird. Leitl ist ein echtes Urgestein, bereits seit zehn Jahren in verschiede­nen Positionen beim FCI aktiv. Als Spieler war der 40-Jährige Kapitän, bestritt als Profi 190 Spiele für den Klub. 2013 beendete er seine Karriere, betreute danach erst die U17, dann die zweite Mannschaft. Eine Identifika­tion, die beim FC Ingolstadt beispiello­s ist. Die Fans mögen solche Geschichte­n. Sätze von Leitl wie „der FC Ingolstadt ist mein Verein, ich bin Schanzer durch und durch“befeuern seine Beliebthei­t.

Dass er nun die Profis trainieren darf, ist für Leitl, der seit März im Besitz der Fußballleh­rer-Lizenz ist, ein logischer Schritt. „Es war ja kein Geheimnis, dass ich den Weg in den Profi-Bereich einschlage­n möchte. Das war immer mein Ziel.“Leitls Fußballphi­losophie erinnert in vielen Punkten an die Erfolgszei­ten unter Ralph Hasenhüttl. Er kehrte zur Viererkett­e zurück, lässt anders als Vorgänger Walpurgis mit drei Stürmern spielen. Sein Motto ist einfach wie erfolgreic­h: „Wir wollen mit hoher Laufbereit­schaft aggressiv ge- gen den Ball arbeiten. Das frühe Stören des Gegners im Aufbauspie­l ist entscheide­nd.“Die Mannschaft dankt es ihm, ist diese Herangehen­sweise doch in ihr verankert. „Er hat direkt frischen Wind reingebrac­ht und für Aufbruchst­immung gesorgt“, sagt Kapitän Marvin Matip, der noch mit Leitl zusammensp­ielte. Auch Sonny Kittel lobt: „Er gibt jedem Spieler das Gefühl, gebraucht zu werden.“

Leitl ist authentisc­h („Ich verbiege mich nicht, werde immer geradeaus, direkt und emotional sein“), mitreißend, spricht selbstbewu­sst und scheut sich nicht vor unpopuläre­n Entscheidu­ngen. Der langjährig­e Co-Trainer Michael Henke, ebenfalls eine Identifika­tionsfigur, hatte keine Zukunft. Stattdesse­n holte Leitl seinen ehemaligen Mitspieler Andre Mijatovic. Auch personell macht Leitl keine Kompromiss­e. Mit Dario Lezcano und Stefan Kutschke hat er für Zweitligav­erhältniss­e zwei Top-Mittelstür­mer. Spielen darf jeweils nur einer.

Wohin führt der Weg des FCI? Das Wort Aufstieg will Leitl nicht in den Mund nehmen, seine Aussagen wirken aber wie eine Drohung an die Konkurrenz. Nur schwer zu schlagen sei sein Team, wenn es seine Qualität auf den Platz bringe. Vom Abstieg ist in Ingolstadt jedenfalls längst keine Rede mehr.

 ?? Foto: dpa ?? „Ich bin Schanzer durch und durch“: In  golstadts Trainer Stefan Leitl.
Foto: dpa „Ich bin Schanzer durch und durch“: In golstadts Trainer Stefan Leitl.

Newspapers in German

Newspapers from Germany