Die Wettbewerbs Luft wurde immer dünner
Der Zimmerer Alexander Weng aus Deiningen meisterte bei den Leistungswettkämpfen seines Fachs immer kompliziertere Aufgaben. Beim Bundesentscheid zeigte er vor 3500 Zuschauern sein Können
Deiningen Die Großväter des 21-jährigen Alexander Weng waren Metallbauer und Maurer; Letzterem ging er schon als Junge begeistert auf den Baustellen zur Hand. Auch zu Hause war er immer dabei, wenn es galt, Hasenställe zu zimmern, eine Terrasse oder den Keller auszubauen. Nach dem Abitur 2014 begann er zunächst ein duales Maschinenbau-Studium, doch hier ging es ihm zu viel um Elektrotechnik, dafür fehlte ihm der handwerkliche Aspekt.
Ein Freund war ganz begeistert von seiner Lehre als Zimmerer, Alexander Wenig besann sich auf seine ursprüngliche Freude am Handwerk, bewarb sich bei der Baufirma Eigner und wurde prompt genommen. Man empfahl ihm als Grundlage ein Berufs-Grundschuljahr, obwohl er es sich mit Abitur hätte sparen können. Also drückte er im ersten Lehrjahr weiter in Vollzeit die Schulbank, in den Ferien machte er Praktikum im Betrieb.
In der Schule lernte er alles über den Werkstoff Holz die handwerklichen Grundlagen, die er im zweiten Lehrjahr einsetzen konnte. Da arbeitete er jeweils vier Wochen im Betrieb und zwei Wochen in der Blockschule, die sich aufteilte: Am Memminger Berufsbildungs- und Technologie-Zentrum (BTZ) der Handwerkskammer (HWK) lag der Schwerpunkt auf der Theorie, auf der Berufsschule in Immenstadt im Allgäu mehr auf der Praxis. Beide Schulen wechselten sich ab und ergänzten sich laut Weng hervorragend. Auch die Arbeit bei Eigner kam seiner Neigung zu solider Handarbeit entgegen: „Hier bindet man die Balken noch sehr viel von Hand ab“– sprich, man sägt, fräst und hobelt die Balken baustellenfertig zurecht.
Im dritten Lehrjahr wurden dann etwa statt geraden Teppen viertelgewendelte Treppen gefertigt, die ums Eck führen. „Das ist deutlich komplizierter; man muss beispielsweise darauf achten, dass die unsymmetrischen Stufen in der Mitte genauso breit sind wie die rechteckigen.“Bei Zimmerern gibt es heutzutage kein Gesellenstück mehr – früher waren das Modelle von Häusern, was man mit der Zeit als zu realitätsfern empfand. Aber an der Berufsschule in Immenstadt galt es in der Gesellenprüfung neben der Theorie, drei Werkstücke zu fertigen: Einen Gratsparren, also den Verbindungsbalken zwischen First und Traufen-Ecke eines Walmdaches mit sehr komplizierten Enden, einen Lichtfirst, quasi die Leibung eines Dachfensters, sowie ein Stück Treppe. „Jede Prüfungsstufe wurde erheblich schwieriger“, stellte er beim anschließenden Leistungswettbewerb der Innungsbesten in Memmingen fest, zu denen er dank guter Gesellenprüfungs-Note zählte. Hier galt es, das Modell vom Teil eines Walmdaches fertigen. Alexander Weng qualifizierte sich als Kammersieger von Schwaben für die Landesmeisterschaft, die heuer zufällig ebenfalls in Memmingen stattfand. Hier war eine Dachgaube mit geneigtem First als Modell gefordert: „Da gibt es keinen einzigen rechten Winkel.“Dann ging es nach Augsburg – zunächst zu den Feierlichkeiten von Kammer- und Landessieg, schließlich zum Bundeswettbewerb, der erneut eine neue Dimension darstellte: Eine Woche Vorbereitung, drei Tage Wettbewerb, an dem ein ganzes Dachmodell mit großem Schwierigkeitsgrad vor 3500 Zuschauern zu fertigen war. „Diese Aufgabe lag noch über Meisterniveau“, sagt Weng, der unter den Besten Deutschlands immerhin Platz 6 von 16 belegte.
Und er bleibt weiter in Augsburg, studiert bereits an der Hochschule Bau-Ingenieurwesen; seine Freizeitbeschäftigungen, unter anderem als DLRG-Rettungsschwimmer und -taucher, müssen jetzt wohl etwas zurücktreten. Später kann er sich dann als Ingenieur selbstständig machen oder bei einer Kommune bewerben. „Auch bei Eigner arbeiten einige Ingenieure in der Bauplanung und -leitung; da wäre ich später wieder willkommen.“Nach dem Grundstudium will er sich jedenfalls auf Holzbau spezialisieren.