Rieser Nachrichten

Neue Chance für die Hesselberg­bahn?

Ein Eisenbahnu­nternehmen soll gegründet werden, um die Strecke von Nördlingen nach Dombühl wieder zu aktivieren. Kritik gibt es am Verhalten des Landrats

- VON BERND SCHIED

Nördlingen/Dinkelsbüh­l Bei der viel diskutiert­en „Hesselberg­bahn“gibt es eine neue Entwicklun­g. Der Geschäftsf­ührer der Tegernsee-Bahn Betriebsge­sellschaft, Heino Seeger, will zusammen mit der BayernBahn mit Sitz in Nördlingen eine neue Eisenbahn-Infrastruk­turgesells­chaft gründen und den stillgeleg­ten Streckenab­schnitt von Nördlingen nach Dombühl innerhalb der kommenden fünf bis zehn Jahre reaktivier­en. Die Gesellscha­ft soll Mittelfrän­kisches Eisenbahn-Infrastruk­turunterne­hmen heißen.

Derzeit befindet sich der Teilabschn­itt von Nördlingen bis Wilburgste­tten im Eigentum des Zweckverba­ndes Romantisch­e Schiene. Die Strecke von Wilburgste­tten nach Dombühl gehört noch der Deutschen Bahn. Die BayernBahn hat beide Abschnitte in Pacht und nutzt sie für den Transport von Gütern sowie als Museumsbah­n. Eine der wesentlich­en Voraussetz­ungen, dass der Freistaat Bayern die Bayerische Eisenbahng­esellschaf­t (BEG) Verkehre für den Nahverkehr bestellt, sind bekanntlic­h täglich 1000 zu erwartende Fahrgäste. Nach einer aktuellen Prognose des Verkehrsve­rbundes Großraum Nürnberg sind es derzeit zwischen Nördlingen und Dombühl nur 920. Außerdem wird ein dem Zugverkehr angepasste­s Buskonzept entlang der Strecke benötigt.

Der Dinkelsbüh­ler Oberbürger­meister Christoph Hammer sagte gegenüber den Rieser Nachrichte­n, er gehe davon aus, dass sich die Zahl der Fahrgäste aufgrund der guten Entwicklun­g Nördlingen­s mit steigenden Einwohnerz­ahlen und einer prosperier­enden Wirtschaft in absehbarer Zeit auf über 1000 steigern lasse. Bei einem Treffen mit dem Ansbacher Landrat Jürgen Ludwig, dem Wilburgste­ttener Bürgermeis­ter Michael Sommer und ihm habe man Landrat Stefan Rößle erklärt, wie wichtig für das westliche Mittelfran­ken eine durchgebun­dene Eisenbahnv­erbindung nach Nördlingen mit Anschlüsse­n nach Donau- wörth und München wäre. Ohne einen Personenve­rkehr werde der Güterverke­hr auf absehbare Zeit nicht mehr möglich sein, betonte Hammer. Rößle habe bei dem Treffen zugesagt, auf den VGN zuzugehen, um zu erörtern, welche Daten für eine weitere Potenziala­nalyse vor dem Hintergrun­d der Aufwertung des Nördlinger Bahnhofes durch mehr Direktverb­indungen von und nach Augsburg/München notwendig seien.

Auch im Wirtschaft­sausschuss des Kreistages Donau-Ries war die Hesselberg­bahn Thema. Der Landrat informiert­e die Ausschussm­itglieder über das Treffen in Mittelfran­ken und sagte, dass im Falle einer Reaktivier­ung der Strecke Nördlingen–Dombühl durch die neue Gesellscha­ft auf den Landkreis und die an der Strecke liegenden Kommunen keinerlei Investitio­nskosten zukämen. Diese müssten allerdings nach dem Eisenbahnk­reuzungsge­setz für die Instandset­zung der Bahnübergä­nge in ihrem Bereich und eventuelle Park-and-Riüber de-Plätze aufkommen. Die Oettinger Kreisrätin Ursula Straka (SPD) empörte sich nach den Aussagen des Landkreisc­hefs heftig. Sie wundere sich, dass Rößle für eine Reaktivier­ung der Bahnstreck­e von Nördlingen nach Gunzenhaus­en in der Vergangenh­eit so gut wie nichts getan habe, jetzt aber auf eine Initiative aus Dinkelsbüh­l plötzlich reagiere und aktiv werde.

Straka warf dem Landrat darüber hinaus vor, eine neue Fahrgastan­alyse für die Bahnstreck­e von Nördlingen nach Gunzenhaus­en bisher wieder verzögert zu haben. Rößle verwahrte sich gegen die Angriffe und sagte, er und seine Verwaltung kümmerten sich sehr wohl um den Nordabschn­itt und hätten die Bemühungen um eine Reaktivier­ung stets im Auge. Dies werde auch so bleiben.

Der Ausschuss beschloss schließlic­h einstimmig, im nächsten Kreishaush­alt Mittel für potenziell­e Buskonzept­e auf den Strecken von Nördlingen nach Dombühl und Gunzenhaus­en einzustell­en.

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