Auf großen und kleinen Bühnen zu Hause
Mulo Francel und Freunde mischen den Nördlinger Konzertstadel auf
Nördlingen Man sollte ihn gesehen oder besser gehört haben. Denn seine Musik in Worte zu fassen ist eh kaum möglich. Bekannt ist er als Bandleader und Saxofonist von Quadro Nuevo, jener Gruppe die in den letzten Jahren die World- und Jazzmusic Szene gehörig aufmischt und mit Preisen regelrecht überhäuft wird. Doch auch in kleineren Ensembles, in Clubs mit direktem Kontakt zum Publikum, fühlt er sich offensichtlich wohl und zu Hause. Die Rede ist von Mulo Francel, der am letzten Samstag mit seinen Freunden einen grandiosen Jazzabend in den Konzertstadl zauberte. Das Konzert entstand in einer Kooperation von Kulturforum Nördlingen und Raiffeisenbank Ries, und war schon seit Wochen ausverkauft.
Mulo Francel ist nicht nur ein begnadeter Saxofonist und Musiker, sondern auch multikulturell inspirierter Schöngeist, der persönliche Eindrücke exemplarisch in wunderbaren Kompositionen zum Ausdruck bringt. So waren fast alle Stücke des Abends Eigenkompositionen aus seiner Feder. Und er packt alles hinein was Jazzmusik zu bieten hat. Unter die Haut gehende, samtweiche Töne, die im direkten Kontrast zu fast ordinär klingenden Lauten stehen. Fetzige, hochvirtuos gespielte Soloimprovisationen als Gegensatz zu träumerisch anmutenden Melodielinien. Die Inspirationen dazu holt er sich aus seinen unzähligen Reisen. Da ist die Rede von einem Papagei, der flugunfähig in einem Hotelgarten in Taganga in der Karibik sein bedauerliches Dasein führt. Und, als wolle Mulo Francel dem Papagei neue Flügel verleihen, entwickelt sich dieser Titel zu einem virtuosen Husarenritt.
Und da sind ja auch noch seine Freunde. David Gazarov am Piano. Der aus Baku am Kaspischen Meer stammende Pianist, gilt als absolute Ausnahmeerscheinung in der internationalen Klassik- und Jazzszene. Und das völlig zu Recht. Seine Jazzbearbeitung von Chopins Etüde in es-Moll Op. 10 Nr. 6 ist einer der vielen Höhepunkte des Abends. Allein diesen Pianisten zu hören, ist den Eintritt wert.
Sven Faller am Bass ist ein absolutes Muss in dieser Besetzung. Neben ausgereiften und ideenreichen Soli besticht er durch saubere Töne, egal in welcher Lage und Geschwindigkeit. Zusammen mit Robert Kainar am Schlagzeug sorgen sie für den richtigen Takt und Rhythmus. Wobei der Name Schlagzeug hier nur bedingt richtig ist, denn wie Robert Kainar seine Trommeln bedient, erinnert mehr an ein konzertant gespieltes Instrument. Sanft gehauchte, leise Töne, variantenreich intoniert sind sein Markenzeichen. Und wenn es sein muss, dann wird auch mal mit dem Fuß das Trommelfell bearbeitet. Mulo Francel & Friends begeistern ihr Publikum mit einem extravaganten Jazzabend und sehen in ihrer Musik die musikalische Aufforderung, gängige Muster zu durchbrechen. Sie schieben den Vorhang der Alltagsberieselung beiseite, um mit den Zuhörern einen Blick dahinter zu wagen. Chapeau! So schön kann Jazz sein.