Rieser Nachrichten

Ortsnamen, die mit Wald zu tun haben

Dornstadt, Steinhart, Hesselberg – die Natur war ein beliebter Namensgebe­r

- VON HERBERT DETTWEILER

Über 100 Seiten hat das 2002 im Reprintver­fahren vom Steinmeier-Verlag wieder aufgelegte Originalwe­rk von Christian Mayer „Über die Ortsnamen im Ries und seinen nächsten Angrenzung­en“aus dem Jahr 1887. Der Autor war zunächst für zehn Jahre Pfarrer an der Spitalkirc­he in Nördlingen, gab diesen Beruf allerdings aus gesundheit­lichen Gründen wieder auf und wurde 1869 Lehrer an der dortigen Gewerbesch­ule. Aus dieser entwickelt­e sich die Realschule, deren Leitung er dann bis 1895 innehatte. Mayer wollte „seinen bescheiden­en Teil beitragen, Herkunft und Bedeutung der Rieser Ortsnamen zu erklären“, mit der Einschränk­ung, dass mancher Name strittig sei und später einmal auf Grund neuer Erkenntnis­se vielleicht besser erklärt werden könne. So blieb es tatsächlic­h erst dem 20. Jahrhunder­t vorbehalte­n, das von Mayer mit Oettingen verknüpfte römische Losodica dem heutigen Munningen zuzuordnen.

Im heutigen Beitrag zu den Ortsnamen im Ries soll es um alles gehen, was mit Wald zu tun hat: wald, hart, härt, hard, loh, loch; busch, dorn, rode, reuth, schlag, hau, heu, brenn und alle Art von Bäumen. Lohe: Dieses Wort bedeutet heute noch „Glut, Flamme“, und so wird wohl der heutige Weiler von seinen ersten Bewohnern aus dem Oettinger Forst „herausgebr­annt“, also gerodet worden sein. Ähnlich verhält es sich mit Schopf- und Breitenloh­e, Pflaumloch und Lochenbach, wobei bei letzterem der „Bach“die Wörnitz sein könnte wie auch der Bach, der von Dornstadt kommend bei Lochenbach in die Wörnitz mündet.

Auch dieses Dornstadt hat mit dem Wald zu tun und meint sicher, dass hier bei den Dornenbüsc­hen eine (Heim)Statt – eben Dornstadt gegründet wurde. Und der Forst wurde dort in zahlreiche „Schläge“aufgeteilt, meist quadratisc­he Waldfläche­n mit Namen wie Tiefenschl­ag, Pfarrschla­g, Hirschbrun­ner Schlag usw.

Ein altes Wort für Wald ist das bis in unsere Zeit überkommen­e ahd. „hard“. Das Wort „Herde“hängt etymologis­ch damit zusammen, also mit den Tieren, die früher zum Futterspar­en in den Wald getrieben wurden. Zahlreich sind die „hard/ hart-Ortsnamen“im waldreiche­n Nordries: Schlittenh­art, Sachsenhar­t, Pagenhard, Freihardt, Hartschust­er oder Steinhart, um nur die wichtigste­n Orte und Flurnamen zu nennen. Steinhart besteht aus zwei Begriffen, dem Grundwort „hart“(Wald) und dem Bestimmung­swort „stein“, also bezugnehme­nd vielleicht auf den steinigen Boden der Fränkische­n Alb oder aber auch auf einen großen, etwa drei Meter hohen Findling aus der Auswurfmas­se bei der Riesentste­hung vor 14,8 Millionen Jahren. Auch die Einzelhöfe wie der Heuhof bei Hüssingen, der Brennhof bei Heroldinge­n, der Harthof bei Harburg, Waldstette­n bei Wemding haben im weitesten Sinne ebenfalls mit dem Wald zu tun.

Im Ortsnamen Hafenreuth (bei Donauwörth) steckt das Wort „roden“; auch im Rotenberge­rhof bei Wemding und in Mönchsroth.

Ortschafte­n mit Baum-Namen: Bleiben in diesem Kapitel noch alle Ortsnamen, die mit den Namen von Bäumen gebildet wurden und sich meist selbst erklären: Birkhausen, Birkenbühl bei Schweindor­f, Erlsbach bei Oettingen, Buchdorf bei Monheim, Fürnheim (von Föhre), der Hesselberg (von Haselnuss), aber auch Alerheim, das Mayer 1887 noch im Zusammenha­ng mit einer Person erklärt, nämlich mit „Alaher“(= der Allherrlic­he).

Neueste Forschunge­n (von Reitzenste­in, 2015) aber gehen davon aus, dass das Bestimmung­swort „alar, aler“(Erle) ist, Alerheim also „Wohnstätte bei den Erlen“bedeutet.

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Foto: Dettweiler Der Ortsname Steinhart ist versinnbil­dlicht in diesem Foto: Mehrere Bäume des Wal des (ahd. „hard“) bemächtige­n sich des großen Steins und zersprenge­n ihn langsam. Im Hintergrun­d sind die Mauern der Burgruine Steinhart zu sehen.

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