Opec hält die Ölförderung niedrig
Die Bündnismitglieder verlängern die Frist für das Förderlimit. Die Senkung der Produktion im vergangenen Jahr hat bereits Auswirkungen auf den Preis. Das merken auch die Verbraucher
Wien Die Koalition aus 24 Ölförderländern hält an ihrem Kurs des knapperen Öls fest – mit möglichen Folgen auch für die Verbraucher weltweit. Um neun Monate, bis Ende 2018, wurde das Produktionslimit am Donnerstag bei einem Treffen in Wien verlängert. Damit wollen die 14 Staaten der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) und die zehn beteiligten Nicht-Opec-Nationen den Ölpreis zumindest stabilisieren. Dieser ist zuletzt deutlich gestiegen. Das gefällt den Förderländern. Vor einem Jahr sah die Welt für die Ölproduzenten noch düsterer aus. So haben Saudi-Arabien und Russland, die noch nie so eng zusammengearbeitet haben wie jetzt, Grund, mit Zuversicht nach vorn zu schauen. Auch wenn Fragen bleiben.
Wie sind die Erfahrungen mit dem Förderlimit?
Seit 1. Januar produzieren die 24 Bündnismitglieder 1,8 Millionen Barrel (jeweils 159 Liter) am Tag weniger als zuvor. Allein die 14 Opec-Staaten haben ihre Produktion um 1,2 Millionen gesenkt und auf 32,5 Millionen Barrel am Tag eingefroren. Durchaus bemerkenswert war, dass sich die Allianz unter Führung Saudi-Arabiens und Russlands ziemlich streng an die eigenen Vorgaben gehalten hat. Der erhoffte Preis-Effekt trat nicht durchgehend ein, aber vor allem in jüngster Zeit ist Rohöl mit 60 bis 65 Dollar pro Barrel so teuer gewesen wie seit 2015 nicht mehr.
Welche anderen Effekte hat die Kooperation sonst noch?
Auch der Lagerbestand von Öl auf den Weltmärkten ist gesunken. Laut Opec erreichte er zuletzt 140 Millionen Barrel über dem Fünf-JahresDurchschnitt. Davor hatte der Lagerbestand mit Rekordhöhen von 380 Millionen Barrel über dem langjährigen Durchschnitt gelegen. Ein höherer Ölpreis begünstigt obendrein Investitionen in die Förderung und die Ausbeutung neuer Ölfelder. Politisch bedeutsam ist die Annäherung von Saudi-Arabien und Russland, den neben den USA weltweit größten Ölproduzenten. Beide Länder vereinbarten jüngst milliardenschwere Rüstungs- und Energiegeschäfte.
Wie hat sich der Preis für Heizöl und Benzin vergangenes Jahr verändert?
Die Heizölpreise lagen im Laufe des Jahres fast durchgängig über dem Niveau des Vorjahres und bewegten sich meistens im Bereich zwischen 50 und 60 Euro je 100 Liter (bei Ab- nahme von 3000 Litern, einschließlich Mehrwertsteuer). Zum Vergleich: Anfang 2016 zahlten Abnehmer im Schnitt nur etwa 45 Euro. Blickt man auf die Entwicklung der vergangenen fünf Jahre, sind das insgesamt vergleichsweise niedrige Preise: So kosteten im Oktober 2012 in der Spitze 100 Liter Heizöl fast 97 Euro. Auch die Preise an der Tankstelle sind höher als noch im vergangenen Jahr. Mit 1,34 Euro für einen Liter Super E10 und 1,18 Euro für Diesel liegen die Spritpreise um etwa fünf beziehungsweise sechs Cent über dem Vorjahresstand.
Wie geht es jetzt mit dem Ölpreis weiter?
Da sind sich die Experten uneinig. Viele gehen davon aus, dass die Verlängerung des Produktionslimits vom Markt bereits „eingepreist“war und es zu keinem deutlichen Anstieg kommt. Selbst ein Fallen des Öl- und damit des Heizöl- und Benzinpreises scheint möglich. Als sich das Bündnis im Mai erstmals auf eine Verlängerung bis März 2018 geeinigt hatte, wurde Öl sogar zunächst deutlich billiger. Mittelfristig gehen Experten ohnehin davon aus, dass in der zweiten Jahreshälfte 2018 der Ölpreis unter Druck geraten wird. Grund sei das zusätzliche Öl, das aus den USA und aus Kanada auf den Markt drängen werde.
Wie steht es um den langfristigen Ölbedarf?
Speziell die Golfstaaten bereiten sich seit längerem darauf vor, dass ihr Reichtum einmal nicht mehr auf dem „schwarzen Gold“basiert. Doch der Tag ist noch fern. Laut Opec-Einschätzungen wird die Nachfrage nach Öl kurzfristig weiter spürbar steigen. Von heute rund 95 Millionen Barrel wird die Produktion 2020 erstmals auf mehr als 100 Millionen Barrel am Tag steigen. Danach wird die Bedarfskurve etwas abflachen. Während in Europa und den USA durch Elektromobilität Öl und Gas weniger wichtig werden, wächst der Durst nach Benzin in Indien und China. 2040 werden zwei Milliarden Autos auf der Erde fahren. Fast doppelt so viel wie heute.