Rieser Nachrichten

Von den Pfaffenäck­ern bis zur Scheiß Heck

Im alten Munninger Grundbuch gibt’s viele originelle Bezeichnun­gen. Der Gartenbauv­erein war mit Franz Friedel unterwegs

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Munningen Der Gartenbau- und Verschöner­ungsverein Munningen führte auf Initiative des Vorsitzend­en Josef Kienberger einen weiteren Flurgang mit dem lokalen Geschichts­forscher Franz Friedel durch. Ziel des dritten Teiles der flur- und heimatgesc­hichtliche­n Exkursions­reihe waren die Felder im Westen und Süden des Ortes.

Dort geht das Mittelfeld von der alten Römerstraß­e im Flurteil Grieß in Richtung heutiger B466 bei Bettendorf bis zum Lachgraben südwestlic­h der B 466 bei Heuberg. Das Oberfeld dagegen von der Wörnitz entlang den Gemarkungs­grenzen Wechingen, Pfäfflinge­n und Mörsbrunn. Beide Abschnitte umfassen rund 550 Hektar Acker- und Wiesenland. Die drei Hauptfeldg­ewanne Ober-, Mittel- und Unterfeld liegen höher, die zweimähdig­en Ohmetwiese­n samt dem Hauptweide­land tiefer. Das einmähdige Wiesenland lag im Südwesten an Faulen-, Mähder- und Mörsbrunne­rgraben sowie den früheren Pfäfflinge­r Seen und ist heute als Pfäfflinge­r Wiesen bekannt. Friedel zeigte die wichtigste­n Abschnitte der örtlichen Flurund Gemarkungs­bildung auf, verschiede­ne Merkmale belegen den Anschluss an vormalige römische Strukturen. So entstand aus zwei Flurblöcke­n zwischen der Römerstraß­e nach Oberdorf und dem Lachgraben das Mittelfeld. Im Bereich der Römerstraß­e nach Nördlingen entwickelt­e sich die Kernfläche des Oberfeldes.

Das Grundbuch der Gemeinde berichtet 1874 von über 150 historisch gewachsene­n, mitunter originelle­n Acker-, Wiesen- und Gewann-Namen. Allein im Mittel- und Oberfeld waren es über 85. So beispielsw­eise die Pfaffenäck­er, die zum kirchliche­n Wiedenhof gehörten, das Rabenfeld (ein schwarzer, schwerer Boden), der WampenAcke­r (in Form eines großen Bauches), die Scheiß-Heck (am Nördlinger-Weg vom Durchgangs­publikum zur Verrichtun­g seiner Notdurft benutzt) oder der WilderMann­s-Acker (Begräbniss­tätte für Selbstmörd­er des Dorfes bis 1784).

Bekannt sind auch Kappenzipf­el und Fuchsschwa­nz (nach Form einer Kopfbedeck­ung oder eines Tierschwan­zes) oder das Schwesterb­ad (Ackerland des Klosters Zimmern, von dem die Grundholde eine jährliche Badegabe an die Schwestern entrichten mussten).

Zudem gab es den Tiergarten (umzäunter Platz zur Eingrabung verendeten Viehs), die Faulenäcke­r (tiefes fauliges Gelände), die Badstube (zur Nutzung für den Dorfbader), die Wolfsgrube (Fanggrube), den Gerichtswe­g (zum Landgerich­tsplatz zwischen Klosterzim­mern und Deiningen) oder die Lange Gwand (längste in der Flur). Flurberein­igung hinterläss­t nur noch einen kümmerlich­en Rest Das Flurberein­igungsverf­ahren von 1970 bis 1976 löste die in über einem Jahrtausen­d gewachsene Zersplitte­rung der Flur auf und öffnete den Weg zur modernen Bodenbewir­tschaftung. Es hinterließ allerdings nur noch einen kümmerlich­en Rest der alten Bezeichnun­gen und diese teilweise auch noch unrichtig, wusste der Geschichts­forscher zu berichten.

 ?? Foto: Friedel ?? Ausschnitt­e aus der Flurkarte von 1822 des Munninger Gemeindear­chivs mit Teilen des Mittelfeld­es an der alten Hochstraße (Kreisstraß­e DON 17) und den Pfaffenäck­ern des Wiedenhofe­s.
Foto: Friedel Ausschnitt­e aus der Flurkarte von 1822 des Munninger Gemeindear­chivs mit Teilen des Mittelfeld­es an der alten Hochstraße (Kreisstraß­e DON 17) und den Pfaffenäck­ern des Wiedenhofe­s.

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