Zimmer Service
Wir kamen nachts vom Bahnhof in Danzig. Gerade mal eine Stunde waren wir gen Norden gefahren, und die herrlichen ehrwürdigen Alleen sahen aus wie säulenbestandene Kathedralen. Im Palac Ciekocinko, früher Zackenzin, leuchteten anheimelnd die Fenster. Im Foyer loderte ein Feuerchen und spiegelte sich auf dem alten Boden. Jetzt erst mal auf einem der Biedermeier-Sofas Platz nehmen. Dann hinauf in unser Zimmer auf der Beletage mit den alten hochpolierten Art-Deco-Möbeln und den großen Bädern wie zu alter Zeit.
Das Gutshaus von 1920 war fast eine Ruine vor ein paar Jahren, und der polnische Besitzer hat ein Jahrzehnt lang Möbel aus der Zeit um die Jahrhundertwende im nahen Tschechien gekauft, um das Haus nach der Rekonstruktion damit auszustatten. Es ist luxuriös, gemütlich, großzügig mit Kaminraum, Lesezimmer und einer Art englischem
Drawing
Room. Überall kann man in den Polstern versinken.
Draußen treibt der
Wind die ersten weißen
Flocken durch den
Park und den nahen Wald, wo auch der Friedhof der deutschen Erbauerfamilie Ewert unter Buchen ruht. Auf 3000 Quadratmetern finden sich heute Stallungen für 25 Pferde, und Adam ihr Trainer trabt grüßend vorbei. Wer sich traut, schnappt sich ein Fahrrad und strampelt vier Kilometer hügelan hügelab bis an den Dünenrand der Ostsee, wo die Bäume langsam versanden. Riesig sind die Sandberge. Wo ist denn bloß das Meer? Bis zum Leuchtturm Silo und um das zu sehen muss noch weiter geradelt werden. Das einstige Gutshaus Zackenzin ist ein Kleinod. Eine Oase gewissermaßen im sanft hügeligen Land und nicht weit vom Meer. Früher war das dort Westpreußen, Kaschubien, wie man es von Günter Grass kennt. Heute gehört die Region zu Pommern. Nichts wie hin. Inge Ahrens
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In unserer Rubrik „Zimmer-Service“stellen wir Hotels, Pensionen und Ferienhäuser vor, die unsere Redaktionsmitglieder und Mitarbeiter ausprobiert haben und bemerkenswert fanden.