Guter Geist im Haus
Ein Unfall raffte ihn hinweg. Trotzdem will er seiner Liebsten nahe sein
Dieser Film ist eigentlich ein Witz. Sein Protagonist stirbt nämlich früh und wird dann zum Gespenst. Und zwar zu einem mit Bettlaken mit zwei schwarzen Augenlöchern drin. So steht er als massige weiße Gestalt herum, meist passiv und stumm beobachtend, wie das Leben ohne ihn weitergeht. David Lowery, Autor und Regisseur von „A Ghost Story“, meint das wirklich ernst. Gerne nimmt er in Kauf, dass es erst mal lächerlich wirkt. Aber dieser Witz – darin liegt seine große Kunst – ist eben auch tieftraurig, bewegend, gewagt und schlichtweg großartig.
Zunächst wäre da ein junges Paar, sachte festgefahren in den Mühen der Ebene: Er (Casey Affleck) macht irgendwas mit Musik, die Studiosoftware flimmert im Hintergrund. Sie (Rooney Mara) würde gerne wegziehen aus dem dunklen, gespenstischen Holzhaus. Er hingegen mag das Gebäude, seine Geschichte. Doch plötzlich bleibt ihm gar nichts anderes mehr: Autounfall, tot. Im Krankenhaus öffnet sich ihm eine Tür aus Licht, aber er geht an ihr vorbei zurück ins irdische Heim. Warum? Wer weiß.
Sein Bettlaken ähnelt nicht umsonst einer Kinoleinwand, denn dieses Gespenst darf hier in aller Ruhe zur Projektionsfläche werden. Der Film lässt ihm – entgegen den KinoGepflogenheiten – keine letzte große Aufgabe zukommen, sondern nur eine ganz kleine: An einen von seiner Liebsten im Haus versteckten Zettel will er herankommen, als wär’s der größte Schatz. Entsprechend wirkt auch das Bildformat sehr intim, fast quadratisch, wie Super 8, doch mit feinerem Korn für die in sich ruhenden, in ihrer nüchternen Be-Geisterung ungeheuer einprägsamen Bilder von Kameramann Andrew Droz Palermo. Ist so ein Plot abendfüllend? „A Ghost Story“fühlt sich wie ein Kurzfilm auf Spielfilmlänge an, der dadurch verblüfft, dass er immer weitergeht. » A Ghost Story (1 Std. 33 Min.), Drama, USA 2017
Wertung ★★★★✩