Schnee, der dazwischen fällt
Gönnen Sie sich eine Pause im hektischen Advent! Zum Durchschnaufen, Nachdenken, Sichfreuen. Wir haben hinter den Türchen unseres Adventskalenders keine kleinen Geschenke versteckt, sondern ein paar Gedanken darüber, worüber wir so richtig froh sind – mal heiter, mal besinnlich.
Mit dem Schnee ist es so eine Sache. Man liebt ihn auf Kalenderfotografien, Weihnachtspostkarten oder im Skiurlaub. Als Berufspendler, junge Katze oder Angestellter beim Winterdienst kann man ihm vielleicht schon weniger abgewinnen. Ist halt im Weg, kalt, und man muss früh raus. Das Geheimnis des Schnees aber liegt genau dazwischen, liegt in jenen Abenden, an denen er fällt, erst leise rieselt, kaum merklich, dann die Flocken größer werden und das Weiß am Boden dichter, er langsam beginnt, hineinzuschimmern in die Wohnung, in das Haus.
Ratsam ist es dann, das Licht zu löschen, nur eine Kerze anzulassen, am Fenster zu stehen und froh zu sein um diesen Augenblick. Denn normalerweise verhält es sich ja so: Ist es schön und sonnig, will man raus. Ist es schlecht und schmuddlig, drinnenbleiben. Nur der Schnee, der erste, zaubert dieses Dritte hervor, das es ja eigentlich nicht geben darf. An einer Grenze aus durchlässigem Blau steht man dann und staunt, ist in der Welt, der durcheinanderschneienden, der hereinscheinenden, und ihr zugleich enthoben.
Man sollte dann allerdings bloß nicht den Fehler machen, sich zu bewegen, womöglich gar noch schnell auf den Weihnachtsmarkt zu gehen. Christian Imminger