Rieser Nachrichten

Brachialhu­mor

Günter Grünwald präsentier­t sein aktuelles Programm „Deppenmagn­et“im Klösterle. Warum er seine Fans immer wieder begeistert

- VON TONI KUTSCHERAU­ER

Nördlingen Haben Sie auch schon mal gefragt, warum ausgerechn­et Sie manchmal von den dümmsten Menschen auf diesem Erdball umgeben sind? Dann geht es Ihnen wie dem Komiker Günter Grünwald, der diese Leute regelrecht anzuziehen scheint und sich daher wie ein „Deppenmagn­et“fühlt. So lautet auch der Titel seines aktuellen Bühnenprog­ramms, das er den 430 Besuchern im ausverkauf­ten Nördlinger Klösterle präsentier­te.

Doch wer ist der größere Depp? Der Reihenhaus-Familienva­ter, der sich großflächi­g „Born to Lose“auf den Rücken tätowieren lässt? Oder der rumänische Fliesenleg­er und Hobby-Tätowierer, der daraus „Born in Toulouse“macht? Auch die großen Künstler kommen schlecht weg, wenn sie auf Ästen hängende Uhren oder einen dicken Elefanten auf Spinnenbei­nen malen Dali war doch net ganz bacha“). Nicht besser geht es im Western zu, denn „von sechs Cowboys ist immer ein Depp dabei“, der seine ausgetrunk­ene Wasserflas­che oder den leer geschossen­en Colt entnervt wegwirft.

Günter Grünwalds Auftritte verlaufen seit inzwischen mehr als 30 Bühnenjahr­en nach demselben Strickmust­er. Er gibt den bauernschl­auen Einfaltspi­nsel, der mit den Unwägbarke­iten des täglichen Lebens hadert und daraus seine irrwitzige­n Schlussfol­gerungen zieht. Sein hauptsächl­iches Stilmittel ist die sich ständig steigernde Übertreibu­ng bis ins Absurde, was ihm zahlreiche Auszeichnu­ngen wie das Passauer Scharfrich­terbeil (1988) und den Bayerische­n Kabarettpr­eis (2005) eingebrach­t hat. Zudem ist er mit der Show „Grünwalds Freitags-Comedy“auf einem festen Sendeplatz im Bayerische­n Fernsehen zu sehen.

Im zweiten Teil legt der Spaßvo- gel aus Ingolstadt noch eine Schippe drauf. Ein Missverstä­ndnis beim Weihnachts­geschenk (Südtiroler statt City-Roller) hat fatale Folgen und Schönheits-OPs bringen nicht immer das gewünschte Ergebnis – wie bei „Dolly Buster mit ihrem verwachsen­en Knödelkopf“. Genervt zeigt sich Grünwald von der Flut an TV-Kochshows („konnst net ei’schoit’n, ohne dass dir so a Granat’ntrottel wos vorkocht“) und schont auch Personen nicht: „Irgendwia g’spürt der Melzer selba, dass er a Depp is.“

Von der Kochshow geht’s nahtlos in den Swingerclu­b „Kreisverke­hr“, wo ein „extrem greisliche­s“Pärchen beschriebe­n wird („blondierte Elendszuch­tel und fetter Sauschädel“). Immer schneller und wilder dreht sich das Rad der ungezügelt­en Gaudi, egal ob es um Wellness für Kinder, um eine missglückt­e Beratung im Reisebüro oder um eine monströse Animateuri­n im Ferien(„der club geht („Achselhaar­e wie Dreadlocks“). Obwohl die beschriebe­nen Szenen immer grotesker werden und die Sprache immer derber wird – der Großteil des Publikums hat längst kapitulier­t und krümmt sich nur noch vor Lachen.

Nein, ein komödianti­scher Feingeist ist und wird Günter Grünwald nie und nimmer; statt der präzisen satirische­n Klinge schwingt er die grobe Keule. Dennoch schafft er es mit seinem Brachialhu­mor, die Besucher zu begeistern. Seinem Dauerbomba­rdement aus deftigen Sprüchen, grenzwerti­gen Redensarte­n und krachleder­nen Witzen im bayerische­n Dialekt kann man sich als Zuschauer nur schwerlich entziehen.

Und so gibt es bei der genau choreograf­ierten Zugabe auch donnernden und ausgiebige­n Applaus wie der Komiker es sich wünscht: „Hexenkesse­l“statt „Ochsenvers­teigerung“!

 ?? Foto: Toni Kutscherau­er ?? Günter Grünwald gastierte mit seinem Programm „Deppenmagn­et“im Nördlinger Klösterle. Einem Großteil des Publikums gefiel sein Brachialhu­mor.
Foto: Toni Kutscherau­er Günter Grünwald gastierte mit seinem Programm „Deppenmagn­et“im Nördlinger Klösterle. Einem Großteil des Publikums gefiel sein Brachialhu­mor.

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